Pipeline-Protest in Erkrath: „Lautlos, farblos, tödlich“

600 Bürger erteilten Bayer am Donnerstag in der Stadthalle eine Pipeline-Absage.

Erkrath. "Warum passiert erst jetzt etwas? Warum wurden wir nicht früher informiert?" - diese Fragen brannten am Donnerstagabend allen 600 Erkrathern in der Stadthalle auf den Nägeln. "Wir sind noch nicht dran", ging die Antwort von Bürgermeister Arno Werner im hämischen Gelächter der Bürgerversammlung unter. Der Pipeline-Bau habe in Erkrath eben noch nicht begonnen.

Schon 2005 hätten sich Rat und Fachausschüsse mit der CO-Pipeline beschäftigt, so Klaus-Dieter Holst, technischer Beigeordneter der Stadt. "Wir haben unsere Bedenken der Bezirksregierung vorgetragen. Nun haben und werden wir weiter alle möglichen Rechtsmittel einlegen."

Werner Breuer, Projektleiter von Bayer, kündigt hingegen an: "Wir wollen Sie bei ihren Ängsten abholen." Die sind aber zu groß: "Man riecht nichts, man schmeckt nichts, man kippt einfach um", meldet sich ein Bürger. Da kann Breuer auch nicht mit der 60-jährigen Kohlenstoffmonoxid-Erfahrung beruhigen. Auch die Schutzmatte und die 1,40 Meter dicke Erdschicht über der Pipeline sowie das Leckwarnsystem überzeugen nicht.

Thema Leck: "Für so eine Katastrophe ist unsere Feuerwehr nicht ausgerüstet", sagt Dieter Becker (SPD). "Außerdem könnte die uns gar nicht retten, die sitzen selbst in der Gefahrenzone", so der Erkrather Siegfried Nagel. Gefahrenpläne gebe es noch nicht.

Daran sei allerdings nicht Bayer Schuld, so Matthias Börger von der Bezirksregierung. "Die Feuerwehren verweigern jegliche Mitarbeit. Das wird aber nicht das Inbetriebgehen der Pipeline verhindern." Dafür sei allein ein Gefahrenabwehrplan von Bayer notwendig. Was darüber hinaus die Sabotagegefahr betreffe: Die müsse nicht explizit geprüft werden.

Abseits der Sicherheitsbedenken meint die stellvertretende Landrätin Ulrike Haase (SPD): "Wenn die Propylenleitung nicht gebaut wird, ist das wirtschaftliche Argument der Trassenführung weg." Tatsächlich stehe seit vergangener Woche fest, dass es diese Leitung nicht geben werde, so Wolfgang Faulstroh von der Bezirksregierung. Aber dennoch könne man die CO-Pipeline mit drei vorhandenen Trassen neben der A3 bündeln - das Argument des Synergieeffekts spreche weiter für eine rechtsrheinische Pipeline-Führung.

Fassungslos ist die von der Stadt eingeladene Marlis Elsen von der Initiative MUT Hilden: "Ich kann gar nicht glauben, dass die Landesregierung so ein Gesetz beschließt, durch das wir jetzt darum kämpfen müssen, in Sicherheit leben zu können." Und es habe auch niemand von oben informiert. "Das haben wir selbst gemacht." Bayer weist hier jede Schuld von sich: "Wir haben die Kommunen eingeladen, aber nur drei sind gekommen."