Riesen-Jubel für das Abba-Musical

Matthias Röttger und Constanze Krauss inszenierten eine tolle Show auf der Bühne der Neandertalhalle.

Foto: Ralph Matzerath

Mettmann. Es ist dieser Augenblick zum Ende der Show, auf den vermutlich alle Musicalbeteiligten sehnlichst gewartet haben: Das Publikum reißt es von den Stühlen, es wird gejubelt, geklatscht, getanzt. Euphorie pur, als die Darsteller von Donna und ihren Freundinnen und die drei potenziellen Väter von Sophie in original 70er-Glitzerjumpsuit und Plateaustiefeln „Waterloo“ anstimmen.

Es ist der Höhepunkt einer künstlerisch hoch anspruchsvollen und fröhlichen Inszenierung, die von Beginn an die unzähligen Zuschauer in ihren Bann zieht. Das spartanische und dennoch liebevoll gestaltete Bühnenbild mit angedeuteten griechischen Häusern, kleiner Strandbar, einem Adoniskorpus aus Ton ist Kulisse für die Handlung, die sich an die Geschichte des Original Abba Musicals „Mamma Mia“ anlehnt: Donna lebt als Hotelbesitzerin auf einer kleine griechischen Insel. Als ihre 20-jährige Tochter Sophie heiraten und von ihrem unbekannten Vater zum Traualtar geführt werden möchte, hat Donna ein Problem: Weil gleich drei Männer für diese Rolle in Frage kommen, müssen auch alle drei anreisen.

So entstehen skurrile und witzige Situationen, deren Dialoge in textlich passende Abba-Songs hinübergleiten. Als sich etwa Donna, verzweifelt über die konfuse Situation, in eine angedeutete Toilette einschließt, fragen ihre zwei Freundinnen. „Wo ist sie bloß geblieben, unsere alte, fröhliche Donna, unsere Dancing Queen?“ — um dann gesanglich in den berühmten Abba-Song überzuleiten — begleitet von einem hochprofessionellen Liveorchester.

„Das ist unglaublich, was Constanze Krauss da wieder auf die Beine gestellt hat“, schwärmt eine Zuschauerin in der Pause. Eltern schließen ihre mitwirkenden Kinder in die Arme. „Einfach ganz toll, jetzt weiß ich auch, warum du so oft proben warst“, lobt eine Mutter ihre verschwitzte Tochter, der Vater streichelt ihr anerkennend über den Kopf.

Für Lena kommt der große Augenblick erst noch — gemeinsam mit ihren Freundinnen wird sie erst in einer der allerletzten Szenen tanzen. Aufgeregt springt die 12-Jährige in kurzer Jeans und weißem T Shirt durch das Foyer. „Lampenfieber habe ich nicht“, sagt sie, „aber ich freue mich so. Das macht alles so viel Spaß.“

Sonja Appolt spielt die Sophie. Sie singt die hohen Tonlagen einer Annafried oder Agnetha mühelos nach, sie tanzt anmutig und schauspielert wie ein echter Musicalprofi und auch Dorotheé Claus alias Donna überzeugt mit großem Talent, Witz und Spielfreude.

Und dann gibt es da noch die drei Väter und die „BigBoys“-Boygroup, die mit viel Selbstironie zusätzlich für großartige Stimmung und anspruchsvolle Gesangsleistungen sorgen. Aber: Es ist und bleibt eine Lowbudget-Produktion, die technischen Möglichkeiten sind beschränkt, die Mitwirkenden Laiendarsteller ohne professionelle Ausbildung an einer Hochschule.

Winzig kleine Patzer, ein schiefer Ton, ein Texthänger, ein knapp verfehlter Einsatz, all das gehört daher dazu und macht das Mettmanner Abba--Sommermusical noch ein Stück weit mehr zu dem, was es ist — ein wunderbares Kunstwerk. Ein großes Lob für alle Akteure vor und hinter den Kulissen.