Ritter Bernd und seine Getreuen
Die Karnevalsparty im Rathaus lockte nur wenige Narren an die Neanderstraße.
Mettmann. Um Ritter Bernd hatte sich am Donnerstag gegen 11.11 Uhr nur ein kleines treues Vasallengrüppchen geschart. Nachdem sich die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß aufgelöst hat, gab es nach vielen Jahren erstmals an Altweiber keinen Rathaussturm. Die paar Mitarbeiter der Verwaltung, die zur jecken Rathausfeier erschienen, blieben mit Bürgermeister Bernd Günther unter sich.
Die meisten Bediensteten hatten keine Lust auf die rote Pappnas’, blieben in ihren Büros und machten Dienst nach Vorschrift. Ihr Verhalten spiegelt die Stimmung im Rathaus wider. Ihnen ist die Lust aufs Feiern vergangen.
Dabei hatten sich die Auszubildenden Nadine Nowroth und Ömer Akkan sowie Thomas Heller und Juan Cuenca viel Mühe gemacht. Die zweite Etage im Rathaus war bunt geschmückt, DJ Nobby legte die richtigen Scheiben auf und ein von den Mitarbeitern zusammengestelltes Büffet mit Frikadellen, heißen Würstchen und anderen Leckereien sowie jede Menge Kaltgetränke bot beste Voraussetzungen für schöne gute Party.
Gegen einen freiwilligen Narrenzoll durfte sich jeder selbst bedienen. Für das Organisationsteam gab es nicht nur Orden, sondern auch ein dreifaches kräftiges Helau, dass Bürgermeister Günther einforderte.
Während früher Bürger und die Mettmanner Politprominenz ins närrische Rathaus strömten, blieben auch sie diesmal weg — feierten woanders. Lediglich CDU-Fraktionsvorsitzende Ute Stöcker, die als sexy Katze mit schwarzen Leggins und schafthohen Stiefeln die Blicke auf sich zog und ihr SPD-Kollege Berthold Becker als Geldvampir tauchten auf.
Stellvertretender Bürgermeister Klaus Müller (FDP) forderte, dass der Karneval in Mettmann neu aufgebaut werden muss. Sollte sich ein Karnevalsverein gründen, will er mitmachen. Müller: „Damit es dann auch wieder einen richtigen Rathaussturm gibt.“ Müller berichtete, dass einige Bürger einen neuen Verein gründen wollen.
Angesichts der überschaubaren Jeckenschar meinte Genosse Vampir Becker achselzuckend: „Das ist doch hier ein Trauerspiel.“ Dass Mettmann wieder einen Karnevalsverein braucht, glaubt er nicht. „Mit dem Rathaus haben wir doch längst den größten Karnevalsverein in der Stadt“, meinte Becker. Ute Stöcker würde ebenfalls es begrüßen, wenn sich eine neue Karnevalsgesellschaft etablieren könnte. Doch Zeit, um sich selbst mit einzubringen, habe sie nicht.
Es braucht also einen neuen Karnevalsverein in der Stadt und eine bessere Atmosphäre im Rathaus. Ansonsten könnte es passieren, dass sich Ritter Bernd in den Ritter von der traurigen Gestalt verwandelt. Ein freudiges Helau gab’s dann noch, als Ex-Bürgermeister Bodo Nowodworski die Party besuchte und von seinen ehemaligen Mitarbeitern freudig begrüßt wurde.