Stadt erwartet neue Flüchtlinge

Frauen sollen künftig intensiver betreut werden. Es entstehen Beratungsangebote und Treffpunkte.

Foto: Dietrich Janicki

Mettmann. Die Zahl der Flüchtlinge, die in Mettmann leben und demnächst leben werden, steigt weiter. Nach Auskunft von Marko Sucic, Leiter des Sozialamtes, wohnen derzeit 505 Menschen in den städtischen Unterkünften beziehungsweise in 19 angemieteten Wohnungen. Die Gymnastikhalle am Konrad-Heresbach-Gymnasium ist mit rund 35 Menschen voll belegt. Sollten in anderen Unterkünften Plätze frei werden, sollen Bewohner aus der Gymnastikhalle umziehen.

In dieser Woche erwartet die Stadt Mettmann weitere 25 bis 30 Flüchtlinge, die in leerstehende Klassenräume am Borner Weg einquartiert werden. In den Sanitärräumen der angrenzenden Turnhalle werden sich die Menschen waschen können.

Die Stadt Mettmann hat dann eine Zuteilungsquote von 90 Prozent erfüllt. Aber: „Es ist von weiteren Zuweisungen auszugehen“, sagt Sucic. Das Land wird in den nächsten Monaten mindestens 50 weitere Menschen zuweisen. Auf einer Fläche vor der Sportanlage Auf dem Pfennig wird derzeit eine neue Unterkunft für 100 Menschen, vorwiegend für Familien, gebaut. Sie soll im Mai/Juni bezogen werden, möglicherweise früher. Von den 500 Flüchtlingen in Mettmann sind ein Drittel Frauen und von diesen Frauen seien zwei Drittel schwanger, sagt Rita Rüttger, seit zwölf Jahren SKFM- (Katholischer Sozialdienst für Frauen und Männer) Bereichsleiterin für Frauen und Familien in Mettmann. In den meisten Fällen, so die Erfahrung der SKFM-Frauen in Mettmann, werden die Frauen nicht gefragt, ob sie in ein fremdes Land flüchten wollen. Sie folgen einfach ihren Ehemännern. Die Zahl der Familienzuzüge hat sich seit Juni 2016 erheblich vergrößert.

Und von Schwangerschafts-Versorgung, Verhütung oder gar Frauenrechten bei häuslicher Gewalt haben viele Frauen in den Flüchtlingsunterkünften keine Ahnung. Die Annäherung zwischen deutschen Helferinnen und den betroffenen Frauen müsse behutsam stattfinden. Vertrauen müsse aufgebaut werden. Dafür gibt es zum Beispiel beim SKFM in der Mettmanner City den „statt-Laden“, wo sich Frauen montags vormittags treffen. Anna Hörnes vom SKFM organisiert diese Treffen, holt die Frauen in ihren Unterkünften ab. Dolmetscherinnen sorgen für Verständigung. Information und Aufklärung seien wichtige Themen, wenn erst einmal Vertrauen geschaffen wurde. Aber es gibt auch Nähkurse mit fachfraulicher Anleitung. Nach anfänglichen Turbulenzen müssen sich die Frauen inzwischen zu 6-Wochen-Kursen anmelden. Ein Obolus muss ebenfalls gezahlt werden. Im Café MeKi, auch im statt-Laden und in Kooperation mit dem Caritasverband, treffen sich zudem Schwangere und Eltern mit Kindern bis zu drei Jahren. Es wird gefrühstückt, gespielt und erzählt. Zudem werden Themen, die in Flüchtlingsfamilien oft tabu sind, im SKFM-Integrationszentrum angesprochen — etwa Ächtung von Gewalt oder Schwangerschaftsverhütung. Im Esperanza-Projekt wird Hilfe und Beratung vor, während und nach der Schwangerschaft für Mütter und Väter gewährt.