Teddy hat keine Angst vor der OP

Spielerisch nimmt das Evangelische Krankenhaus jungen Patienten die Furcht vor Untersuchungen.

Foto: Stephan Köhlen

Mettmann. Der rechte Arm von Bäri ist gebrochen und muss gegipst werden. Soviel ist mal klar. Und im braun-zottelig behaarten linken Oberarm steckt ein Splitter. Der wird nun auf dem OP-Tisch gezogen. Mit großen Augen schaut Luka (4) auf seinen brummigen Freund, der die Prozedur unter Beigabe von Sauerstoff und mit all der stoischen Ruhe über sich ergehen lässt, zu der ein Stoffteddy fähig ist. Am Schluss gibt es deshalb eine gute Nachricht: Luka darf Bäri mit nach Hause nehmen, eine stationäre Aufnahme im EVK Mettmann ist nicht erforderlich. In den Augen von Erwachsenen ist das Teddykrankenhaus möglicherweise eine niedliche Art, die Zeit zu verbringen. Ein Spiel, halt, nichts weiter. Wer so denkt, hat nie in die ernsten Mienen der Vier- bis Sechsjährigen geblickt, die mit ihren liebsten Stofftieren zur Behandlung erscheinen.

Tobias Dorn, Pfleger

Um zu lernen, dass ihnen hier geholfen wird, treffen die Kinder in einem Seminarraum auf ein komplettes Krankenhaus: Aufnahme, Impfstation, Röntgenapparat, Operationstisch, Behandlungszimmer, Apotheke und Wartezimmer - alles da. „Wir versuchen da so nahe wie möglich an der Wirklichkeit zu sein“, sagt Pfleger Tobias Dorn, der das Teddykrankenhaus von Mettmann nun im dritten Jahr organisiert. Als Ärzte und Pflegepersonal treten die 23 Pflegeschülerinnen und -schüler aus dem zweiten Lehrjahr des Hauses auf. Und auch für sie ist es nicht bloß irgendein Zeitvertreib: Weil das EVK keine eigene Kinderabteilung hat — sehr wohl aber Mädchen und Jungen in die Notaufnahme kommen und über Belegbetten im Bereich Hals-Nasen-Ohren sogar in den OP rollen, ist es für die angehenden Pflegekräfte eine ideale Ergänzung ihrer Ausbildung. So lernen beide Gruppen miteinander und voneinander.

Zum Beispiel von Andreas, einem weiteren Problembären. Der hat Beschwerden im linken Fuß und trägt ein großes Schild um den Hals: Diabetes. Bärenführer Oliver erlebt, wie sich alle Stationen bemühen, dem verletzten Fuß zu helfen, und gleichzeitig auszuschließen, dass eine Diabetes-bedingte Durchblutungsstörung Ursache der desolaten Tatze ist. „So etwas ist durchaus dazu da, dass unsere Leute nachdenken sollen“, sagt der inoffizielle Chef des Teddykrankenhauses, Oliver Dorn. „Ich bin ganz begeistert, wie viel Mühe sich hier im Krankenhaus alle mit dieser Aktion geben“, lobte die Kindergartenleiterin Monika Bauermann. Ihre Kita Knusperhaus aus Solingen-Mitte gehörte zu den sechs schnellsten, die sich erfolgreich für einen Besuch im Teddykrankenhaus beworben haben.

Der Andrang ist viel größer. An drei Tagen hintereinander verarzten eine Früh- und eine Spätschicht mehr als 60 Stofftiere; legen Gipsverbände, spritzen, pflastern und erklären anhand vorbereiteter Röntgenaufnahmen, dass die Bauchschmerzen beim dunkelblauen Drachen Zahnlos vermutlich von der Münze kommen, die er verschluckt hat. Rasch wird ihm der Fremdkörper heraus operiert.

Letzte Station ist die Apotheke, in der drei Medikamente bereit stehen: Heile Gänschen, Hustenichtmehr und das beliebte Universalpräparat Auaweg. Wenn die Knirpse im Erstfall in der Notaufnahme stolz vom Teddykrankenhaus erzählen, statt Angst zu haben vor der immer aseptisch riechenden Institution Krankenhaus, dann haben sich diese zwei Stunden auf der Teddy-Station gelohnt.