Versenkbare Poller in der Mettmanner Fußgängerzone: Schikane oder Rettung?
Viele Einzelhändler beschweren sich über die neue Zufahrtsregelung. Andere freuen sich über die verkehrsfreie Innenstadt.
Mettmann. Axel Ellsiepen ist verärgert. Der Inhaber des Schreibwarengeschäfts Bovensiepen steht vor einem Stapel Kartons, die er im Flur seines Geschäfts gelagert hat.
"Die stehen seit drei Tagen hier, weil ich es nicht geschafft habe, sie zwischen 8 und 10 Uhr morgens abzuholen. Ich kann nicht extra jemanden einstellen, der diese Arbeit macht", wettert der Einzelhändler gegen die Poller, die ihm seit Wochen die Zufahrt zu seinem Geschäft nur für zwei Stunden am Tag erlauben.
"Die wollen die Einzelhändler hier raus haben", spricht er etwas aus, was andere Geschäftsleute wohl ähnlich sehen.
"Die Poller sind eine einzige Katastrophe", klagt Antje Dreisilker-Sadowski, Inhaberin der Tal-Apotheke in der Mühlenstraße. Ihr Umsatz sei stark gesunken, seit es keine kurzen Wege mehr in ihren Laden gebe. "Wie sollen denn Gehbehinderte und ältere Menschen hierhin kommen", fragt sich die Apothekerin.
Simone Büssers schwingt den Malerpinsel. Die Vorbereitungen für ihre Geschäftseröffnung in ein paar Tagen laufen auf Hochtouren.
Sie will Möbel und Wohnaccessoires anbieten und weiß noch nicht, wie sie die An- und Abtransporte abwickeln wird. "Da bekommen wir sicher Spaß", fürchtet die Geschäftsfrau.
Seit acht Wochen stehen die Poller in der Fußgängerzone und erhitzen die Gemüter. Bei der Stadtverwaltung stapeln sich die Beschwerden, so dass sich nun der Planungsausschuss mit der Angelegenheit befassen wird. Vor allem Einzelhändler fühlen sich von den Zufahrtszeiten gegängelt.
Aber auch viele Anwohner klagen darüber, ihre Einkäufe oder das Urlaubsgepäck zwischen Auto und Wohnung hin und hertragen zu müssen. Auch für Taxis wird keine Ausnahme gemacht. "Für ältere Leute tut mir das leid. Wir setzen die Fahrgäste jetzt immer irgendwo am Königshof ab", sagt Taxiunternehmer Ferat Özkan.
Guiseppe Di Martino, Eigentümer des italienischen Cafés "Beccofino", kann den ganzen Wirbel nicht verstehen. "Dann sollen die doch einen McDrive auf der grünen Wiese aufmachen", wirft er den Einzelhändlern vor, zu unflexibel zu sein.
Er selbst profitiert von der neuen Regelung: Vor dem Cafe stehen mehr Stühle als bisher. Auch die Gäste seien sehr zufrieden. "Das war hier vorher wie auf der B7", erinnert er sich.
Unterstützung bekommt er von Zahnarzt Dr. Martin Bork, der seine Praxis direkt gegenüber hat. "Das Flair der Stadt wird so verbessert", findet der Mediziner. "Ich muss jetzt nicht mehr ständig nach meiner Tochter schauen", lobt auch Nicole Gödat, die mit Töchterchen Jil (16Monate) unterwegs war.