Vorstand von Mettmann Sport: "Wir müssen spitz rechnen"

WZ-Interview: Der neue Vorstand von ME-Sport will die Finanzen in Ordnung bringen und Rücklagen bilden. Außerdem sucht er neue Trainingsstätten für die knapp 5000 Mitglieder.

Mettmann. Auf der Homepage von Mettmann-Sport begrüßt zwar noch der alte Vorstand Internet-Surfer, doch die neue Führungsriege des Großvereins hat sich längst formiert. Nach einem turbulenten Jahr wollen 1. Vorsitzender Martin Auerbach (48) und seine Stellvertreter Stefan Weiss (43) und Andreas Röhrig (43) den Verein wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. Welche Ziele und welche Konzepte verfolgt der neue Kopf von Mettmann-Sport. Die WZ sprach mit dem neuen Führungstrio.

Im vergangenen Jahr entzündete sich ein Streit über die künftige Ausrichtung des Vereins. Wohin führt die Reise mit Ihnen?

Röhrig: Wir wollen an die Ideen unserer Vorgänger anknüpfen. Das Hauptaugenmerk gilt der Jugendförderung. Wir bekennen uns zum Breiten- und auch zum Leistungssport. Aber ganz klar, der Leistungssport muss bezahlbar sein.

Auerbach: Zurzeit sind wir damit beschäftigt, zu konsolidieren.

Weiss: Die laufenden Ausgaben müssen durch die laufenden Einnahmen gedeckt werden. Wir sind jetzt in einer neuen Zeitrechnung und müssen spitzer rechnen.

Wir lange dauert es, bis der Verein aus den roten Zahlen raus ist?

Auerbach: Wir haben äußerst konservativ kalkuliert. Zurzeit sind wir schon bei Null. Die 15000Euro, die wir für Gewerbesteuer und Steuernachzahlungen leisten mussten, sind vom Tisch. Weiss: Die Handballer haben die Tendenz erkannt, dass es ohne Sparen nicht geht. Die Abteilung leistet dazu einen guten Beitrag. Bei den Fußballern hat sich das selbst erledigt. Dort fallen rund 70000 Euro, die für die erste Mannschaft gezahlt wurden, weg. Jetzt müssen wir für die Zukunft Rücklagen bilden.

Wie geht es denn mit der Fußballabteilung weiter?

Weiss: Mit über 500 Jugendlichen ist die Fußballabteilung die stärkste Abteilung. Weil der Etat für die erste Mannschaft, die es nicht mehr gibt, weggefallen ist, konnten wir den Etat für die Jugend sogar erhöhen. Wir haben außerdem Sponsoren, die bereit sind, in die Jugend zu investieren, nicht aber in eine Söldnergruppe, wie sie die erste Fußballmannschaft einmal war.

Und im nächsten Jahr soll die A-Jugend den Spielbetrieb in der Kreisliga A als erste Herrenmannschaft aufnehmen?

Auerbach: Richtig. Sie wollen in der Kreisliga spielen. Dafür suchen wir auch noch junge Leute, die mitkicken wollen.

Sollte die Mannschaft erfolgreich spielen und aufsteigen, werden die Kosten steigen?

Weiss: Das ist kein Problem, wenn die Mannschaft nicht aus Mitgliedsbeiträgen, sondern über Sponsoren finanziert wird.

Mettmann-Sport hat knapp 5000Mitglieder. Wir groß kann der Verein noch werden?

Auerbach: Der Verein kann nicht ständig weiter wachsen. Maximal 5500 Mitglieder. Denn ansonsten bekommen wir erhebliche Probleme, die Sportler auch unterzubringen. Weiss: In der Schwimmabteilung müssen wir schon seit Jahrzehnten Leute abweisen, weil wir sie nicht unterbringen können. Röhrig: In der Tischtennisabteilung können wir auch fast keine Jugendlichen aus dem gleichen Grund aufnehmen.

Das bedeutet, dass Mettmann-Sport mehr Trainingsstätten braucht?

Weiss: Genau. Mit der Halle, die der Kreis fürs Berufskolleg baut, bekommen wir mehr Hallenkapazitäten. Die zweite Etage der Alten Fabrik an der Elberfelder Straße steht leer. Die könnten wir auch nutzen. Es hat deswegen im Sommer ein Vorgespräch mit dem Mettmanner Bauverein gegeben. Aber auch in der Stadthalle wären Räumlichkeiten. Röhrig: Flächen sind da, es ist nur eine Frage der Verfügbarkeit und der Bezahlbarkeit.

Wo sehen Sie für den Verein weiteren Handlungsbedarf?

Auerbach: Im Behindertsport. In diesem Bereich ist bei Mettmann-Sport noch gar nichts passiert. Aber es gibt dafür einen Riesenbedarf, gerade für körperlich und geistig behinderte Menschen. Röhrig: Und wir müssen den Verein wieder dahin bekommen, wo er hingehört. Die Mitglieder sollen wieder stolz darauf sein, Mettmann-Sport anzugehören. In der Öffentlichkeit genießt der Verein nicht gerade ein gutes Bild.

Und auch nicht bei vielen anderen Vereinen.

Auerbach: Viele meinen, Mettmann-Sport will sie schlucken. Das ist Unsinn. Aber wir werden es nicht länger akzeptieren, dass wir im Stadtsportverband als größter Mettmanner Verein gerade einmal vier von insgesamt 60Stimmen haben. Da werden wir Flagge zeigen.