Wie sich die Sparkasse digitalisiert

Kontoeröffnungen oder den Geldtransfer unter Freunden übernimmt heute das Handy. Gleichzeitig schließen immer mehr Filialen vor Ort.

Wie sich die Sparkasse digitalisiert
Foto: A. Bischof

Kreis Mettmann. Das Sparbuch ist wohl die letzte Bastion. Wolfgang Busch, Vorstandsmitglied der Sparkasse Hilden, Ratingen, Velbert (HRV) ist sich sicher: „Wenn wir einmal völlig digitalisiert sind, wird es noch immer ein analoges Produkt geben — das Sparbuch.“ Obwohl es fast keine Zinsen mehr gibt, klammern sich die Kunden noch immer an dieses Relikt aus einer einfacheren Zeit. So erweiterte die Sparkasse HRV ihren Bestand bei den Sparkassenbüchern im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent (56,9 Millionen Euro).

Diese Zahl steht im krassen Kontrast zu der zunehmenden Digitalisierung auf dem Sparkassen-Sektor. Der Fortschritt ging 2016 bei dem regionalen Geldinstitut mit großen Schritten voran. „Fast 60 Prozent aller Kundenkonten werden mittlerweile online geführt“, sagt HRV-Vorstandschef Jörg Buschmann.

Vier neue digitale Angebote allein im vergangenen Jahr demonstrieren die Möglichkeiten. Mit „Kwitt“ können sich Sparkassenkunden mit ihrer App kleinere Geldbeträge bis zu 40 Euro einfach digital mit dem Handy überweisen. „Sie haben Geld überwiesen bekommen“, meldet dann das Handy des Begünstigten.

Die Fotoüberweisung erleichtert den Bezahlvorgang online. Niemand muss mehr IBAN oder Überweisungsbetrag eingeben. Mit der entsprechenden App fotografieren die Kunden einfach irgendeine Rechnung und das Programm füllt automatisch den Überweisungsauftrag aus. Sicheres Bezahlen verspricht der Online-Bezahlvorgang „paydirekt“ eine Art deutsche Vari-ante von „paypal“.

Dass immer weniger Kunden an den Schalter der Sparkasse gehen, liegt wohl auch an Angeboten wie der neuen Videolegitimation. „Zur Kontoeröffnung müssen Sie nicht mehr in die Filiale kommen“, sagt Jörg Buschmann. Auch hier hilft das Smartphone mit der Sparkassen-App aus. In fünf Minuten kann der Kunde einfach seinen Personalausweis über die Handykamera oder eine PC-Webcam scannen lassen. Kontoeröffnung von der Couch aus — kein Problem.

Auch wenn Buschmann beteuert, dass man weiterhin auf „beide Welten“— also die digitale und die analoge — setze, deutet sich in den Zahlen der Filialschließungen ein gewisser Trend an. Allein 2016 wandelte die Sparkasse HRV sechs Filialen mit Kundenkontakt in Automatenräume um, die Filiale am Klinikum Niederberg wurde ganz aufgegeben. Die Zahl der Beschäftigten reduzierte sich von 785 auf 778.