„Wir als Handwerk fördern den Besuch von Sprachkursen“
Kreishandwerksmeister Thomas Grünendahl über die Ausbildung von Flüchtlingen und Asylbewerbern.
Die deutschen Handwerksbetriebe sind bereit, viel mehr jungen Asylbewerbern und Flüchtlingen eine Lehrstelle anzubieten. Das sagte jüngst Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer jüngst. Er fordert dafür weitere Erleichterungen und die Sicherheit, dass die Flüchtlinge in der Ausbildung und möglichst noch zwei Jahre danach nicht abgeschoben werden. Kreishandwerksmeister Thomas Grünendahl (Foto: Archiv) äußert sich zu den Möglichkeiten.
Was erwartet das Handwerk in diesem Bereich vom Gesetzgeber?
Grünendahl: Wir erwarten vor allem, dass klare Rahmenbedingungen gesetzt werden, die es ohne große bürokratische Hemmnisse erlauben, die jungen Flüchtlinge auszubilden. Als Kreishandwerksmeister bin ich der Auffassung, dass das Land NRW dort eine gute Vorreiterrolle für eine bundesweite Regelung gesetzt hat.
Der Bundestag hat kürzlich beschlossen, jugendliche Flüchtlinge, die einen Ausbildungsplatz haben, zunächst für ein Jahr zu dulden - unabhängig davon ob sie asylberechtigt sind oder nicht. Die Duldung soll in jedem weiteren Jahr überprüft werden. Diese Regelung soll nicht für junge Flüchtlinge gelten, die älter als 21 Jahre sind. Sind Sie mit dieser Regelung einverstanden?
Grünendahl: Mit dieser Regelung sind wir als Handwerk nicht unbedingt einverstanden. Man sollte beachten, dass viele junge Flüchtlinge, die eine Ausbildung beginnen wollen, durch die Schrecken von Krieg und Verfolgung wichtige Jahre verloren haben. Warum unnötig eine Altersgrenze ziehen? Wenn sich ein junger Erwachsener mit 22 Jahren oder älter entschließt, sich in Deutschland zu integrieren und eine Ausbildung absolvieren zu wollen, sollte er die Möglichkeit dafür bekommen.
Wie wichtig sind deutsche Sprachkenntnisse für die Ausbildung? Ist das Handwerk bereit, Sprachkurse zu finanzieren?
Grünendahl: Deutsche Sprachkenntnisse sind für den erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung im Handwerk unerlässlich. Gerade für den Besuch des Berufskollegs, der mit einer Handwerksausbildung verbunden ist, erfordert dringend die Kenntnis der deutschen Sprache. Wir als Handwerk unterstützen und fördern den Besuch von Sprachkursen für die jungen Menschen. Mögliche Modelle werden beispielsweise bei der Handwerkskammer Düsseldorf vorbereitet. Meines Erachtens sollte aber der Blick nicht nur auf die Sprachkenntnisse gerichtet werden. Ganz wichtig für die erfolgreiche Absolvierung einer Ausbildung ist die Bereitschaft der jungen Flüchtlinge, aber auch generell für junge Menschen mit Migrationshintergrund, dass sie bereit sind, sich in Deutschland zu integrieren. Dies heißt konkret, dass sie die im Handwerksbetrieb geltende Unternehmenskultur anerkennen. Da muss beispielsweise ein männlicher Auszubildender mit muslimischen Hintergrund die Weisungen einer weiblichen Vorgesetzten akzeptieren. Es ist meines Erachtens auch schwer vorstellbar, dass eine Friseurin, die ein Kopftuch trägt, ihren Kunden die Haare modisch schneidet.
Kann die Ausbildung junger Flüchtlinge einen wichtigen Beitrag zur Behebung des sich abzeichnenden Fachkräftemangels im Handwerk leisten?
Grünendahl: Davon bin ich überzeugt. Denn nur mit deutschen Nachwuchskräften werden wir im deutschen Handwerk große Probleme bekommen, den künftigen Fachkräftebedarf zu decken. Im Übrigen ist das Handwerk der Wirtschaftszweig, der bereits in der Vergangenheit die meisten ausländischen Jugendlichen in seinen Betrieben ausgebildet hat. Dabei haben wir zumeist gute Erfahrungen mit den Menschen gemacht, denn für uns ich nicht entscheidend wo einer herkommt, sondern wo er hin will.