Wirtschaft: Soll Eismann verkauft werden?

Nach Informationen aus Finanzkreisen soll eine Investorengruppe eine Bank mit dem Verkauf beauftragt haben.

<strong>Mettmann. Nach weniger als drei Jahren soll Eismann erneut vor einem Eigentümerwechsel stehen. Das hat gestern die Financial Times Deutschland unter Berufung auf Finanzkreise berichtet. Demnach sollen die Finanzinvestoren Equity Capital Management und die niederländische ING-Tochter Parcom Ventures die Bank Sal. Oppenheim mit dem Verkauf beauftragt haben. Vor zwei Jahren hatte Nestlé Eismann an eine Investorengruppe unter Führung der Equity Capital Management GmbH (Frankfurt) für knapp 100 Millionen Euro verkauft. Neben dem neuen Mehrheitseigentümer halten das Management von Eismann sowie die niederländische ING-Tochter Parcom Ventures Anteile der Eismann-Gesellschaft. Nestlé hatte Eismann mit Schöller von Südzucker gekauft. Eine Stellungnahme der Geschäftsführung von Eismann war gestern nicht zu bekommen.

1400 Handelsvertreter fahren in Deutschland für Eismann

Im vergangenen Jahr soll der Nettoumsatz um drei Prozent auf 494 Millionen Euro gestiegen sein. Seit 2004 hat Eismann die Zahl der eigenständigen Handelsvertreter (Eismänner) in Deutschland von 1200 auf 1400 erhöht. In der Eismann-Zentrale an der Seibelstraße sind 145 Mitarbeiter beschäftigt, europaweit hat Eismann rund 4700 Beschäftigte. Laut Financial Times sollen in der zweiten Januarhälfte Finanzinvestoren und strategische Interessenten unverbindliche Gebote eingereicht haben. Seit November des vergangenen Jahres klagt Eismann vor dem Osnabrücker Landgericht gegen den Konkurrenten Tiefkühl Top Service (TTS). Eismann wirft ihm vor, 160 Mitarbeiter mit rund 122 000 Kunden in sechs Jahren abgeworben haben. Den Schaden beziffert Eismann auf rund 27,5 Millionen Euro. Vor Gericht geht es um eine Streitsumme von 20 Millionen Euro.

Eismann-Klage gegen TTS wegen Abwerbung von Mitarbeitern

Der Vorwurf von Eismann: Seit 1999 habe TTS systematisch bei Eismann ausgebildete Vertriebsmitarbeiter inklusive ihres Kundenstammes abgeworben. Eigene Mitarbeiter soll TTS nicht ausgebildet haben. Das erfülle den wettbewerbswidrigen Tatbestand des "Schmarotzens", der systematischen Ausbeutung von Humankapital der Konkurrenz, hatte Eismann-Anwalt Ulf Doepner im vergangenen Jahr erklärt. Am 9. März wird nach Auskunft eines Gerichtssprechers eine Entscheidung am Landgericht Osnabrück verkündet. "Was aber nicht zwingend ein Urteil sein muss", so der Pressesprecher. Möglicherweise werde die Kammer Beweisbeschlussverfahren eröffnen, in dem noch Zeugen oder Sachverständige gehört werden sollen. Eismann

Seit 2004 ist Eismann wieder eigenständig: Ein Konsortium aus Finanzinvestoren und dem Eismann-Management kaufte das Unternehmen aus der Nestlé-Gruppe.

Anteile: 15 Prozent hält das Management, 85 Prozent die Investoren um die Equity Capital Management GmbH ECM.

Aufstieg: Vor allem 2002/2003 schrieb das Unternehmen rote Zahlen. Starkes Wachstum vor allem im Ausland bescherte zuletzt Gewinne.

Mitarbeiter: In Deutschland beschäftigt Eismann zurzeit 1520 freie Handelsvertreter und 500 Angestellte. Europaweit sind es rund 4700 Mitarbeiter.