Unterbach: Rosensonntagszug - Der Karneval ist übern Berg

Wenn Unterbach feiert, ziehen Erkrather nach Düsseldorf und die kommunale Neugliederung wird aufgehoben.

Unterbach. An Karneval fallen die Stadtgrenzen, die Erkrath und Unterbach trennen, und das gesamte Eselsland ist wieder vereint. Und deshalb zogen gestern viele Erkrather und Unterfeldhauser zum Unterbacher Karnevalszug über den Berg, bunt verkleidet und mit Kinder- oder Bollerwagen im Schlepptau.

Schon vor Beginn des Zuges war die Stimmung am Sammelplatz auf dem Gelände des Deutschen Supermarktes ausgelassen und fröhlich. Zu den eingeschworenen Karnevalsvereinen aus Erkrath, Unterbach und Hilden gesellen sich alljährlich weitere Vereine, die "aus reiner Freude mit uns mitfahren", sagte Martin Beier vom Karnevalsausschuss Unterbach, dem Ausrichter des Zuges.

Dieser feierte in diesem Jahr sein Jubiläum: Fast auf den Tag genau vor 50 Jahren führte der erste Karnevalsumzug durch das Dorf. Ziel war damals das Sammeln von Spenden für ein Kriegerdenkmal, doch die Narren hatten so viel Freude an den bunten Wagen und dem Kamellewerfen, dass daraus der Unterbacher Karnevalsverein mit seinem Zug entstand.

Gleich geblieben sind über die Jahrzehnte die Strecke - auch wenn der Sammelplatz verlegt wurde - der stadteigene Karnevalsruf "Unterbach, I-Ah" und natürlich die Freude am karnevalistischen Treiben, die sich auch gestern wieder von ihre närrische Seite zeigte.

Während die Wagen und Fußgruppen aus dem Eselsland stammen, kommen die Kapellen von weit her. Der "Musikzug Rellingen" reist seit zehn Jahren aus dem Norden Hamburgs an. "Wir kommen supergerne hierhin", lachte Kerstin Hatje, die mit 72 Musikanten Samstagnacht angekommen war, um die jecken Tage im Rheinland zu verleben. Der Kapelle kam in diesem Jahr auch die Ehre zu, den Zug anzuführen.

Und nachdem sich die Jecken am Sammelplatz schon warm getanzt und das ein oder andere Alt getrunken hatten, hob der Musikzug Rellingen pünktlich um 14.11 Uhr die Instrumente und marschierte los.

Als erste erklang die Melodie von "Die Karawane zieht weiter" - ein Motto für alle Beteiligten am Zug. Denn immerhin lagen drei Kilometer Fußweg vor den 15 Fußgruppen und sieben Kapellen. Und wer hoch auf einem der Wagen saß, hatte es nur vermeintlich besser: Diese waren eng bestückt mit Wurfmaterial aller Art wie Kamelle, Popcorn und Schokoladentafel. Die Bewegungsfreiheit ist da recht eingeschränkt.

Da dürfte heute so manch einer seine Armmuskeln spüren, denn immerhin regneten nach Schätzungen des Karnevalsausschusses an die fünf Tonnen Süßes auf die am Weg stehenden Narren. Die Strecke war eng mit Zuschauern gesäumt, die mit lauter Stimme die Helau-Rufe von den Wagen zurückwarfen oder sich kollektiv in Wellenform bückten, um die Kamelle vom Boden aufzuheben.