Haan: Erinnerung an zwei ermordete Mitbürger

Gestern wurden für Jeanette Höhn in Haan und Max Kramer in Gruiten Gedenksteine gelegt.

<strong>Haan. Groß sind die Messingschilder nicht, die auf den Stolpersteinen angebracht sind, die der Kölner Künstler Gunther Demnig seit 1995 zu Tausenden in ganz Deutschland verlegt hat. Seit Freitag gibt es zwei solcher Steine, die der Opfer der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten gedenken sollen. Vor dem Haus Kaiserstraße 55 erinnert einer an die einzige Haaner Jüdin, Jeanette Höhn, die im Konzentrationslager umgebracht wurde. Vor dem Haus Fliederstraße 3 in Gruiten soll ein anderer das Andenken an Max Kramer wach halten, der als Kommunist verfolgt, verschleppt und erschlagen wurde. Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Rathaussaal zur kleinen Gedenkfeier anlässlich der Stolperstein-Verlegungen. Familienangehörige der beiden Ermordeten waren unter den Zuhörern. Bürgermeister Knut vom Bovert erläuterte das Kunstprojekt und betonte, wie wichtig das Erinnern an die Gewalttaten sei. "Haan war keine Insel der Glückseligen". Vom Bovert berichtete auch davon, dass ein dritter Stein in Gruiten nicht gelegt wird, weil die Angehörigen dies nicht wollen: "Auch das sollte uns zu denken geben, da immer noch Befürchtungen bestehen, dass die Erinnerung an das Geschehen alte Vorbehalte aufleben lassen könnte."

Die Geschichte von Jeanette Höhn, die mit 73 Jahren und als allseits geachtete Bürgerin mit Wissen vieler Haaner nach Theresienstadt verschleppt wurde, trug Marlene Altmann (CDU) vor. Ihre Partei hat diesen Stolperstein finanziert.

Geboren: Am 24. September 1898 in Döbritschen (Thüringen).

Gestorben: Am 26. Juli 1933 von Mitgliedern der SA erschlagen.

Leben in Gruiten: 1923 heiratete Max Kramer, der als Steinbrecher arbeitete, Helene Schuch. Beide waren Mitglieder der KPD. 1924 und 1929 kamen zwei Töchter zur Welt. 1930 zog die Familie mit Helenes Eltern in die Feldstraße 3, die heutige Fliederstraße.

Geboren: Am 8. Juli 1868 in Köln als Jeanette Berg, verheiratet mit Herwart Höhn.

Gestorben: Am 24. April 1943 in Theresienstadt an Hungertyphus.

Leben in Haan: Jeanette Höhn lebte mit ihrem Mann Herward und ihren vier Söhnen seit April 1917 in Haan an der Nordstraße 44. Sie war die einzige Jüdin in Haan. An der Kaiserstraße 55 betrieb die Familie ein Einzelhandels-Geschäft, in dem Jeanette Höhn hinter der Theke stand. Sie selbst war wohl Jüdin, praktizierte den Glauben aber nicht, sondern war Mitglied der evangelischen Gemeinde.