Aktuelle Situation in Mettmann Ein Jahr nach Kriegsbeginn ist der Wohnraum für Geflüchtete knapp

Mettmann/Erkrath/Wülfrath · Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine suchen Hunderte Ukrainer Zuflucht in Mettmann, Erkrath und Wülfrath.

Gut gedacht und schlecht gelaufen: Die Traglufthalle (hier die Kinderspielecke) in Mettmann hat sich zu einem juristischen Streitfall entwickelt.

Foto: Paranet

Vor fast einem Jahr begann Putins Angriffskrieg und Russland seine Invasion gegen die Ukraine. Seitdem wurden Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Einige von ihnen versuchen auch in Mettmann, Erkrath oder Wülfrath ein neues Leben aufzubauen. Ein Freiwilliger der ersten Stunde war Suad Durakovic. Zusammen mit Kollegen seiner Mettmanner Fahrschule düste er Anfang März 2022 mit zwei Reisebussen und einem Sattelschlepper an die ungarische Grenze zur Ukraine. Auf dem Hinweg waren die Fahrzeuge beladen mit Hilfgütern. Auf der Rücktour mit Geflüchteten. Und wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

„Die genaue Zahl der Geflüchteten, die in Mettmann leben, lässt sich nicht sagen. In der städtischen Notunterkunft sind 56 Personen aus der Ukraine untergebracht“, informiert Stadtsprecher Thomas Lekies zur aktuellen Situation. Die meisten Geflüchteten kamen in den ersten Monaten, Februar, März, April und Mai des vergangenen Jahres an. Der größte Teil von ihnen ist privat bei Freunden, Familie oder Bekannten untergekommen. „Die Unterbringungskapazitäten der Stadt sind so gut wie ausgeschöpft. Insgesamt leben rund 500 Menschen in den städtischen Unterkünften“, berichtet Sozialamtsleiterin Anja Karp. Wohnraummanagement betreibt auch die Caritas im Auftrag der Stadt seit Mai 2022. Bis November 2022, also in sieben Monaten, konnten 49 Personen mit privatem Wohnraum versorgt werden. Die ursprüngliche Idee, Geflüchtete in einer eigenen Halle Unterschlupf zu gewähren, scheiterte. Besagte Traglufthalle entwickelte sich zu einem juristischen Streitfall.

In Erkrath sind viele Geflüchtete privat untergekommen

In Erkrath lebten zuletzt rund 500 Menschen aus der Ukraine. Erkrath gehört zu den deutschen Städten mit einer großen ukrainischen Community. Auch daher steuern seit Kriegsbeginn einige Flüchtlinge die Stadt an. Der überwiegende Teil von ihnen ist privat untergekommen, bei Verwandten, Freunden, Bekannten. Eine beträchtliche Zahl von Geflüchteten hat laut Stadt mittlerweile durch Privatinitiativen eine eigene Wohnung beziehen können.

Parallel entwickelten sich Initiativen aus der Wohnungs- und Privatwirtschaft, die so schnell umgesetzt wurden, dass bereits nach wenigen Wochen Umbau und Renovierungsarbeiten die ersten kleinen Wohnungen von ukrainischen Familien bezogen werden konnten. Engagiert dafür haben sich die Erkrather Wohnungsgenossenschaft, mehrere größere Unternehmen aus dem heimischen Wirtschaftskreis und Handwerker, die gemeinsam mit Stadt und Stadtwerken an der Umsetzung gearbeitet haben. Die Unterbringung ist die eine Seite, die Bewältigung des Alltags in einem fremden Land eine ganz andere. Um Letzteres kümmern sich in Erkrath vor allem der Freundeskreis für Flüchtlinge, der Nachhilfeverein „Du-Ich-Wir“ mit Ankommenskursen für Kinder sowie der Verein Integral. Durch dessen Übersetzungs- und Vermittlungshilfe hätten schon einige Konflikte ausgeräumt werden können, unterstrich jüngst Detlef Ehlert von der Wohnungsgenossenschaft.

In Wülfrath haben etwa 261 Geflüchtete Zuflucht gesucht. Derzeit leben laut Sozialamtsleiter Mike Flohr 204 Geflüchtete, darunter 32 unter Zehnjährige und 18 Jugendliche in der Stadt. Wie bei den Nachbarn war anfänglich ein „größerer, ungesteuerter Zulauf zu beobachten“, zuletzt kamen Ukrainer im Dezember per Zuweisung in Wülfrath an. Die Lage entspannt sich gerade auf einem sehr hohen Niveau. Viel Spielraum gibt es derzeit nicht mehr, die Erfüllungsquote zur Aufnahme von Geflüchteten liegt derzeit in Wülfrath bei 103 Prozent.

Der Ukraine-Krieg bedeutet nicht nur in Wülfrath einen hohen logistischen und personellen Aufwand: „Der Zustrom der Geflüchteten war nur Dank der Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung zu stemmen“, sagt Mike Flohr über die Bereitstellung von Wohnraum im privaten Sektor. So sei es gelungen, die Unterbringung in städtischen Unterkünften auf derzeit 55 Personen zu begrenzen.