Mitgliederboom bei der SPD vor der Abstimmung zur Koalition

Zwei neue Mitglieder erzählen, dass sie der Partei beigetreten sind, um im Dezember abstimmen zu dürfen. Dann befindet die SPD-Basis über eine Koalition mit der CDU.

Kreis Mettmann. Politik machen nach der Bundestagswahl nur noch die, die im Bundestag sitzen oder zur Parteispitze gehören und die Koalition ausklüngeln. Von wegen: Die SPD wird am 6. Dezember ihre Mitglieder an der Basis fragen, was sie von einer großen Koalition halten.

Um bei dieser Befragung „Nein“ zu einer Zusammenarbeit mit der CDU sagen zu können, treten zurzeit deutlich mehr Menschen der SPD bei als sonst. Wie Henning Schneider.

Der 29 Jahre alte Elektrotechnik-Student aus Velbert-Langenberg will auf keinen Fall, dass es zu einem schwarz-roten Bündnis kommt. „Das wäre ganz schlecht für die Sozialdemokraten. Dann ist klar, dass bei der nächsten Wahl 2017 das Ergebnis für die SPD schlecht aussehen wird. Merkel frisst sie alle auf. Das haben wir ja jetzt auch bei der FDP gesehen“, sagt er.

Dimitrios Athanassion (18)

Schneider redet, als sei er schon mehrere Jahre in der Partei — bestimmt von dem Gedanken, die Koalition zu verhindern, damit die SPD die SPD bleibt und nicht nur das Anhängsel der CDU. Er ist aber erst seit sechs Wochen Genosse. „Als klar war, dass es das Mitgliedervotum geben wird, habe ich beschlossen, in die Partei einzutreten. Es ist eine Chance, die Koalition zu verhindern“, sagt er.

Dass zahlreiche Menschen seit der Bundestagswahl am 22. September in die SPD eingetreten sind, um gegen die große Koalition zu stimmen, legen die Zahlen der Neumitglieder nahe. Auf Landesebene hat die Partei mehr als 1580 Mitglieder in den vergangenen zwei Monaten dazugewonnen. Normalerweise sind es rund 250. Im Kreis Mettmann sind es 30 neue Genossen.

„Das ist außergewöhnlich viel“, sagt Peter Zwilling, Geschäftsführer der Kreis-SPD. Üblich seien um die 15 Neumitglieder in einem solchen Zeitraum. „Uns freut es jedenfalls, dass die Menschen wieder zu uns kommen — aus welchen Gründen auch immer. Das fragen wir ja nicht ab. Eine Gesinnungsprüfung gibt es bei der SPD nicht“, sagt Zwilling.

Er glaubt aber nicht, dass der derzeitige Anstieg bei den Neumitgliedern nur dadurch zustande kommt, weil viele von ihnen die Koalition verhindern wollen. „Das mag bei dem ein oder anderen so sein. Aber die Mehrheit wird eingetreten sein, weil sie einfach die Unionspolitik nicht mehr erträgt.“

So begründet jedenfalls Dimitrios Athanassion seinen Eintritt in die Partei vor vier Wochen. „Ich bin der Meinung, dass wir eine andere Politik brauchen. Deshalb bin ich eingetreten“, sagt er.

Der 18-jährige Abiturient aus Velbert hat sich schon immer für Politik interessiert. „Das hat etwas mit meiner Familie zu tun. Wir sind politisch, mein Vater ist Betriebsrat“, sagt er.

Der Ausgang der Bundestagswahl war der entscheidende Anschub, in die Partei einzutreten. „Ich dachte: Du kannst den Politikwechsel nur erreichen, wenn du selbst etwas dafür tust.“

Wie er am 6. Dezember stimmen wird, da ist sich der 18-Jährige noch nicht sicher. „Das hängt von den Inhalten des Koalitionsvertrages ab. Aber ich tendiere eher zu einer großen Koalition“, sagt Athaassion. Denn für ihn steht fest: „Ich sehe keine anderen Alternativen, die gut für das Land wären.“