150 Jahre Schienenverkehr Bahnprojekte verliefen auch früher holprig

Ratingen · Der Heimatverein Ratingen hatte zu seiner Herbstversammlung Stadtarchivar Dr. Sebastian Barteleit eingeladen. Der beleuchtete die Geschichte des Schienenverkehrs in der Stadt. Auch der Hangrutsch bei Hösel war ein Thema.

Stadtarchivar Sebastian Barteleit mit Plänen für eine Bahnstrecke zwischen Ratingen und Homberg vom Anfang des 20. Jahrhunderts.

Foto: Achim Blazy (abz)

Schienenersatzverkehr, ein sperriger Begriff, der in letzter Zeit für viele Ratinger Bürger zum Alltag gehört, macht erst klar, wie wichtig und selbstverständlich die Fahrt auf der Schiene für uns alle ist. Wie sich der Schienenverkehr in Ratingen in den letzten 150 Jahren entwickelt hat, war am Donnerstag Thema des Heimatvereins Ratingen.

Zu Beginn der Herbstversammlung des Vereins für Heimatkunde und Heimatpflege Ratingen erfuhren die Besucher vom Vorsitzenden Michael Lumer Neuigkeiten und Besonderheiten im Vereinsgeschehen. Im Anschluss kam Dr. Sebastian Barteleit, Stadtarchivar in Ratingen, mit seinem Vortrag „150 Jahre Schienenverkehr in Ratingen“ auf das Hauptthema des Abends zu sprechen.

Sebastian Barteleit hatte zu diesem Thema ausführlich recherchiert, und während seines flüssig und frei gehaltenen Vortrages verflog die Zeit genauso schnell, wie man es sich für die Beförderung von Menschen und Waren in einem Zug wünscht. Wie in dem Vortrag gut dargestellt wurde, ist die Entwicklung von Eisenbahnprojekten nicht immer ganz flüssig verlaufen und schon gar nicht barrierefrei. Im Jahr 1850 war noch eine Kutschenfahrt zum Preis von 6 Silbergroschen (umgerechnet etwa 10 Euro) von Ratingen aus notwendig, um den zweimal täglich verkehrenden Zug in Kalkum erreichen zu können.

Das Angebot verbesserte sich erst 1872, als die Bergisch-Märkische Eisenbahn Ratingen im Osten in ihr Netz aufnahm und 1874 die Rheinische Eisenbahn im Westen der Stadt folgte. 1897 folgte dann auch die Straßenbahnlinie nach Düsseldorf, die dann im 20 Minuten-Takt verkehrte. Aber auch damals waren Betriebsstörungen schon ein Thema und eine Haftung dafür noch ausgeschlossen.

Die unterschiedlichen Projekte, die teilweise nie umgesetzt wurden, wie zum Beispiel die Schwebebahn durch Ratingen, wurden in Erinnerung gerufen. Projekte, die umgesetzt, aber auch wieder eingestellt wurden, etwa die Anbindung der Sandförderung an die Angertalbahn mittels einer Seilbahn, wurden unter dem Aspekt der unterschiedlichen wirtschaftlichen und hoheitlichen Bedingungen beleuchtet. Aber auch Projekte, die eingestellt, reaktiviert, aber noch nicht wieder umgesetzt wurden (Westbahn), waren sowohl im Vortrag Thema als auch danach, als Barteleit und Lumer gemeinsam den Fragen der Besucher Rede und Antwort standen.

Zu den aktuellen Projekten gehört dann auch, wie soll es anders sein, die Beseitigung der Folgen des Hangrutsches in Hösel, die unsere Stadt nachhaltig in der Verbindung Richtung Essen und Düsseldorf beschränkt. Wie wichtig die Bahnverbindung für eine Stadt ist, zeigt sich nicht nur in der historischen Betrachtung, sondern auch in der aktuellen. Dass eine Stadt allerdings auch in Deutschland nicht an einem Tag erbaut wurde, wird klar, wenn man die Entwicklung der letzten 150 Jahre betrachtet. Da werden einzelne Jahre zum Wimpernschlag, bezogen auf die Gesamtentwicklung.

Die Informationen bezüglich der kommenden Veranstaltungen des Heimatvereins liegen als Flyer in unterschiedlichen städtischen Einrichtungen aus, können aber auch auf der Homepage des Vereins eingesehen werden. „Besonders möchte ich darauf aufmerksam machen, dass nur noch wenige Restexemplare der Quecke 23, verfügbar sind“, erklärte Lumer. Die Quecke 24 erscheint zum Jahresende und ist dann wie in den letzten Jahren auch in der Weihnachtszeit erhältlich. Der Verein ist dieses Jahr am zweiten Adventswochenende im Weihnachtsdorf St. Peter und Paul präsent, und baut am dritten Adventswochenende inmitten des Weihnachtsmarkts direkt auf dem Marktplatz seine Hütte auf.

Neben der Quecke wird der Verein auch Bücher zum Thema Ratingen und Heimat verkaufen und für tolle Gespräche und angenehmen Informationsaustausch bereit stehen. Auch das im kommenden Jahr anstehende 100-jährige Vereinsbestehen wird dann Thema sein.