Anders ist der neue Chef der CDU
Der 30-jährige Jurist erzielt bei der Mitgliederversammlung in der Stadthalle 88,4 Prozent.
Ratingen. Die „alten Hasen“ wissen es: Wer in der Partei was werden will, der muss schon den richtigen Stallgeruch haben. Und den hat Patrick Anders, aktuell zum Vorsitzenden des Ratinger CDU-Stadtverbandes gewählt, ganz offenbar.
Mit einem Ergebnis von 88,4 Prozent der abgegebenen Stimmen in der Stadthalle lag er geringfügig unter dem Ergebnis der großen Vorsitzenden Angela Merkel. Aber das taugt nicht zur Erfolgsdeutung. Auch er war der Einzige, der bei der Kür zum Kandidaten genügend Schneid und Bereitschaft zur Übernahme eines nicht immer dankbaren Ehrenamtes gezeigt hat. Und das nach einem eher kurzen Gastspiel seiner Vorgängerin Melanie R. Meyer, die von März 2015 bis zum Spätsommer 2016 frischen Wind hatte bringen sollen, und das vor zwei bedeutenden Wahlen in Land und Bund im kommenden Jahr. Der neue Vorsitzende ist vor drei Jahrzehnten in Tiefenbroich geboren worden, schon als kleines Kind mit seiner Familie nach Lintorf umgezogen und lebt dort immer noch, inzwischen mit seiner Ehefrau Andrea.
Gottlob trägt sie seine politischen Verpflichtungen mit und hat ein offenes Ohr auch für viele Dinge, die am besten bei einer zurückhaltenden Diskussion im privaten Bereich aufgehoben sein müssen.
Die Partei-Laufbahn von Patrick Anders bei der CDU ist kein rebellischer Marsch durch die Institutionen gewesen. Wohl aber ein gutes Beispiel für unaufgeregtes Tun und verlässliche Beständigkeit.
Im Jahr 2003, mit 17 Jahren, trat er der JU und deren Mutter-Organisation bei, wurde im Jahr 2004 stellvertretender JU-Vorsitzender und blieb das fünf Jahre. Danach war er ein halbes Jahr lang Vorsitzender. Parallel dazu — von Juli 2004 bis November 2009 — engagierte er sich im Vorstand der JU Ratingen, war auch noch stellvertretender Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Ratingen (März 2007 bis November 2009) und anschließend (von März 2009 bis April 2011) in derselben Funktion im damaligen Ortsverband Lintorf engagiert
Als Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Lintorf/Breitscheid setzt er sich seit April 2011 natürlich für seine direkte heimatliche Umgebung ein, als Ratsmitglied tat er das von 2009 bis 2014 und daran anschließend als sachkundiger Bürger und Sprecher der CDU-Fraktion im Bezirksausschuss Lintorf/Breitscheid. Kennzeichen all dieser Tätigkeiten sind meist wackere Lektüre von Ratsvorlagen mit vielen Seiten, unermüdliche Teilnahme an Sitzungen und Gespräche mit dem Wahlvolk. Den Vorsitz in seinem Ortsverband will er Mitte des Monats abgeben.
Aktives Zuhören und Gedankenaustausch an der Haustür mit Ratingern gehören zu den Dingen, die der 30-Jährige keinesfalls vernachlässigen will. Zuhören und agieren muss er auch beruflich: Nach seinem zweiten juristischen Staatsexamen begann der Jurist bei der Bundesagentur für Arbeit seine Tätigkeit in einer Abteilung für Leistungsgewährung im Jobcenter Bochum. Dort geht es oft um die ganz großen Probleme.
Er steht nun dem Stadtverband der CDU vor — und will doch die einzelnen Ratinger Stadtteile mit ihren Eigenheiten nicht vergessen. Mit der Fairness der „alten Hasen“ im Rücken kann der neue Mann nun erst mal bis zu den Wahlen, die nicht wie in der Jugendzeit der Republik ablaufen werden, sein Profil schärfen. Er freut sich darauf.