Brettspiel: Würfeln ums höchste Amt

Beim Brettspiel „Werde Bürgermeister in Ratingen“ müssen Wählerstimmen gesammelt werden. Die Stadt hat davon noch nichts gehört.

Ratingen. Wer Monopoly und Ratingen liebt, dem könnte dieses Spiel gefallen: Seit dem 20. September ist das Brettspiel „Werde Bürgermeister in Ratingen“ auf dem Markt. In dem Spiel geht es darum, möglichst viele Wählerstimmen zu sammeln und dadurch Bürgermeister zu werden. Kurios ist eine Geschichte am Rande der Veröffentlichung: So richtig weiß bei der Stadt keiner über das Spiel Bescheid.

Herausgegeben wurde das Bürgermeisterspiel vom Hannoveraner Verlag Introplus, der bundesweit bereits 60 Stadtspiele angefertigt hat. Vertreter Carsten Hocks hat das Spiel laut eigener Aussage in dreifacher Ausführung bei der städtischen Pressestelle abgegeben. Angekommen ist es anscheinend nicht. „Ich kenne das Spiel nicht, werde es mir aber anschauen“, sagte Bürgermeister Harald Birkenkamp. Auch Stadtmarketingleiter Frank Rehmann wurde vom Erscheinungstermin überrascht.

Seit gut einem Monat steht es deshalb nahezu unbemerkt im Schaufenster von Spiel & Buch. „Das Spiel hat uns inhaltlich überzeugt. Es ist ziemlich pfiffig gemacht“, sagt Karin Frohns, die den Spielwarenladen zusammen mit ihrem Mann Uwe führt und das Spiel getestet hat. „Werde Bürgermeister in Ratingen“ hat wie erwähnt die Grundform von Monopoly — nur stehen statt Straßen die Ratinger Einzelhändler zum Verkauf. Auch Spiel & Buch hat ein eigenes Feld im Bürgermeisterspiel. 44 Felder konnten die Einzelhändler als Fläche belegen, Bäckereien, Apotheker und Baugewerbe sind dabei.

Nun können sich die Spieler das Geschäft Spiel & Buch selbst kaufen. Und sie bekommen Miete und Wählerstimmen, wenn sie Inhaber werden. Die 400 000 Euro Kosten bringen 400 Stimmen. Sitzen zwei oder drei Spieler am Tisch, brauchen sie 7 000 Wählerstimmen, um Bürgermeister zu werden.

Kommen die Spieler im Verlauf auf die sechs Felder, auf denen ein rotes Sternchen prangt, gilt es, Fragen über Ratingen zu beantworten. 30 Karten mit jeweils sechs Fragen liegen bereit. Knifflige Aufgaben verbergen sich dahinter: Was befand sich früher im jetzigen Stadtarchiv, was ist der höchste Punkt des Stadtgebietes und welche Ratinger Partnerstadt liegt in Frankreich? Diese und viele weitere Fragen gilt es zu beantworten.

Weitere Aktionskarten lockern das Spiel auf — vom Skandal um Wahlkampfmanipulation bis zu anonymen Wahlkampfspenden. Der Sieger darf sich „Bürgermeister von Ratingen“ nennen. Auf rund 100 Minuten schätzt der Hersteller die Spieldauer. Es ist für bis zu sechs Mitspieler ab neun Jahren geeignet.