Die Amateurfunker sind bestens verdrahtet
Funken ist ein ungewöhnliches Hobby mit weltweiten Kontakten — ganz ohne Internet.
Ratingen. Die Mitglieder von „Romeo 12“, dem Amateurfunk-Ortsverband in Ratingen, zeigten zuletzt bei der Zelt Zeit Geräte aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart. 50 Mitglieder hat der Ratinger Verein, 40 000 Amateurfunker gibt es in ganz Deutschland. „Das Morsen gibt es schon sehr lange. Beim Amateurfunk gehen wir aber mit der Zeit und haben inzwischen ganz andere Sachen entwickelt“, sagte Stefan Zugowski, Vorsitzender des Vereins. So können die Mitglieder zum Beispiel ganz ohne Internet über Funksignale miteinander chatten. Auf der ganzen Welt verteilt stehen Stationen, über die Amateurfunker miteinander in Verbindung treten können. „Es gibt auch Leute, die einmal im Jahr auf abgelegene Inseln fahren und dort Stationen aufbauen. Das ist dann schon etwas Besonderes, diese Stationen anzufunken. Dort ist ja sonst niemand“, erzählte Zugowski.
Doch der Amateurfunk ist nicht nur ein spannendes Hobby, er kann in Notsituationen auch Leben retten. Als vor zwei Jahren Sturmtief „Ela“ über die Stadt hinweg zog, arbeiteten die Amateurfunker mit Feuerwehr und Polizei zusammen. Burkhard Becker, stellvertretender Vorsitzender von Romeo 12, sagte: „Telefon und Internet haben nicht mehr funktioniert, deshalb haben wir über eine Station in Bonn die Notrufe an die entsprechenden Stellen nach Ratingen geleitet. Dann konnten die Leute eingesammelt werden.“
Bei jedem Notfall und jeder Katastrophe auf der Welt kommen Amateurfunker zum Einsatz und unterstützen die Behörden. In solchen Situationen hat die drahtlose Kommunikation einen großen Vorteil gegenüber dem Internet.
Doch wie startet man eigentlich in das Hobby Amateurfunk? Zunächst müssen angehende Amateurfunker bei der Bundesnetzagentur eine Lizenz erwerben. „Die Vorbereitung auf diese Prüfung ist schon intensiv. Es geht um die Technik, Regeln und auch um Fragen zur elektromagnetischen Verträglichkeit“, erklärte Burkhard Becker. Die elektromagnetische Verträglichkeit kann sich sowohl auf die Auswirkungen elektrischer Geräte aufeinander, als auch auf die Auswirkungen eines elektrischen Geräts auf die Umwelt beziehen. Viele Leute stellen sich die Frage, ob Amateurfunk eine Auswirkung auf die Gesundheit hat. „Wir Amateurfunker senden in sehr niedrigen Bereichen. Es gibt strikte Regeln, deren Einhaltung überwacht wird. Es gibt keine Gefahr für die Gesundheit, da sollte man sich eher Gedanken um das eigene Handy machen“, sagte Stefan Zugowski.
Der Verein bietet zum Einstieg Kurse an, die die Teilnehmer auf die Prüfung vorbereiten. In einem halben Jahr werden dort die Grundlagen vermittelt. Danach begleitet der Verein die Teilnehmer zur Prüfung nach Dortmund.
Über die technische Ausstattung brauchen sich Einsteiger keine Sorgen zu machen. Viele Geräte sind in sehr großen Preisspannen erhältlich, da ist auch für Anfänger mit kleinem Geldbeutel etwas dabei. Zudem modifizieren die Amateurfunker die meisten Geräte noch selber. „Wir haben Geräte, die jedes Mitglied nutzen kann. Der Spaß und die Begeisterung für die Technik und das gemeinsame Hobby stehen im Vordergrund“, sagte Stefan Zugowski.