Ratinger Tafel sucht neue Räume

Die aktuell rund 140 Quadratmeter reichen nicht, um alle Bedürftigen in der Stadt zu versorgen.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Der Hilferuf ertönt erneut, doch diesmal ist die Lautstärke weitaus heftiger als in den Monaten zuvor. Grund: Der Verein Ratinger Tafel sucht dringend neue Räumlichkeiten — und findet keine. Nun soll es am kommenden Dienstag ein Krisengespräch mit Fraktionen im Rat geben. Die Stadtspitze hat aus Termingründen abgesagt.

Rückblende: Im Jahr 2008 gründeten Mitarbeiter des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und der Diakonie auf Bitten der Stadt die Ratinger Tafel — es waren die rechtlichen Voraussetzungen für den Tafelbetrieb. Gründungspartner war auch der Pfarrer der Kirchengemeinde St. Peter und Paul; er ist seitdem satzungsgemäß ein geborenes Mitglied des Vorstandes.

Die Gemeinde und der SkF schlossen einen Nutzungsvertrag über die Räumlichkeiten der früheren Bücherei (Ecke Turmstraße); diese wurden dem Verein mietfrei zur Verfügung gestellt. Der exponierte Standort ist zwar fußläufig gut zu erreichen, allerdings auch nur eingeschränkt nutzbar, so der Vorstand des Vereins. Wesentliche Voraussetzungen für eine effiziente Ablauforganisation (Kühltechnik, Lager, Logistik, Verkaufs- und Sozialräume, Toiletten) seien nur unzureichend vorhanden. „Insgesamt stehen uns 140 Quadratmeter über drei Etagen als Gesamtnutzfläche zur Verfügung“, meint Schriftführer Diethelm Ricken. Die Leistungsbilanz des Vereins spricht für sich: Im Jahr 2015 wurden bis zu 2857 Personen in 1173 Haushalten versorgt, davon 1825 Erwachsene und 1032 Kinder; der Ausländeranteil liegt bei 56 Prozent. Tendenz steigend.

Zwei Kühlfahrzeuge bewältigen die Beschaffungslogistik und transportierten im vergangenen Jahr rund 450 Tonnen Ware; dabei wurden etwa 50 000 Kilometer zurückgelegt. Die Arbeit wurde von 130 Helferinnen und Helfern, vollständig durch ehrenamtliche Tätigkeit, geleistet.

Der Vereinsvorstand in einem Schreiben: „Das Angebot gilt aktuell auch für bedürftige Menschen, die sich als Migranten in unserer Stadt aufhalten und sollte auch weiterhin den Menschen zugänglich sein, denen ein Einkauf aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist, ferner den Teilnehmern an den Sprachkursen und/oder an den Projekten der Beschäftigungsförderung.“

Doch die Kapazitätsgrenze sei längst überschritten, „und wir können insoweit auf zeitkritische Schwankungen im Angebot nicht flexibel genug reagieren“. Die Tafel suche „neue Räumlichkeiten oder ein geeignetes Grundstück (auf dem wir dann eine Halle errichten wollen), damit die Funktionsfähigkeit der Tafel auch für die Zukunft gesichert ist“. Man gehe davon aus, dass die umfassende Sanierung und Erweiterung des Gebäudeensembles auf dem Grund und Boden der Kirchengemeinde (Jugendzentrum, Kindergarten, Gemeindezentrum) den bisherigen Standort verdrängen wird. In dem Gespräch am kommenden Dienstag will man Einzelheiten zu den Planungen des Vereins vortragen.

Der Ratinger Bürgermeister Klaus Konrad Pesch betonte, dass sich die Stadt um eine Lösung für die Tafel bemühe. Über die Wirtschaftsförderung versuche man derzeit, geeignete Räumlichkeiten zu finden — doch bisher vergeblich. Noch am vergangenen Mittwoch hatte Bürgermeister Pesch mit Ingrid Bauer, der ersten Vorsitzenden der Tafel, darüber gesprochen.