Eltern kämpfen um Schule
An dem Abend, an dem über die Zukunft der von der Schließung bedrohten Heisenberg-Schule gesprochen wird, gibt es heftige Debatten.
Lintorf. Es sollte ein Infoabend für Eltern und Schüler sein, er wurde aber fast zu einem Tribunal. Wolfgang Schoch, Leiter der von der Auflösung bedrohten Werner-Heisenberg-Realschule, hatte per Rundbrief die Elternschaft am Mittwochabend in die Aula des Schulzentrums eingeladen.
Vertreter der Stadt und der Bezirksregierung sollten Antworten auf die drängendsten Fragen geben: Wie geht es weiter mit der Schule? Welche Klassen können noch ihren Abschluss machen? Wohin gehen die Kinder bei einer Schließung?
Auf dem Podium wollten Bürgermeister Harald Birkenkamp, der Anwalt der Stadt, Holger Heneweer von der Bezirksregierung sowie Ulrike Manert und Johannes Kraft vom Schulverwaltungsamt Rede und Antwort stehen.
Recht schnell war spürbar: Die Nerven der „Schulgemeinde“ liegen blank. Schon bald kippte die Stimmung in der sehr gut besuchten Aula, die Fragen wurden zunehmend aggressiver und manche aufgebrachten Eltern scheuten auch nicht vor persönlichen Attacken zurück.
Möglicherweise hatte mancher gehofft, die „Verantwortlichen“ auf dem Podium so bekehren zu können. Dabei hatte Bürgermeister Birkenkamp gleich zu Beginn klar gemacht: Die Stadt will um diese Schule kämpfen.
Nach der Schlappe im Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht hoffe man, dass jetzt das Oberverwaltungsgericht der Stadt gegen die Bezirksregierung beisteht. Wenn nicht, sei die Auflösung nicht zu verhindern.
Der Bürgermeister sicherte aber zu, dass die neunten und zehnten Klassen „auf jeden Fall“ an der Schule ihren Abschluss machen können, eventuell auch die achten. Für die sechste und die siebten Klassen werde die Stadt andere Lösungen finden. Birkenkamp: „Wir lassen Sie nicht im Stich.“
Holger Heneweer sagte, er sei nicht glücklich mit der Lage, aber die Bezirksregierung „garantiere die volle Lehrerausstattung“. „Wie konnte es überhaupt so weit kommen. Wer hat die Karre in den Dreck gefahren?“, fragte eine aufgebrachte Mutter. Eine andere sorgte sich, dass nach einer Auflösung ihr Kind an keiner anderen Realschule unterkommt, und brach in Tränen aus.
„Warum werden die Schüler nicht gleichmäßig auf alle Realschulen verteilt?“, wollte ein Vater wissen. Ein anderer kündigte an, sein Kind aus der sechsten Klasse zu nehmen: Es habe doch dort keine Zukunft.
Schulleiter Schoch bestätigte, dass die 25 Kinder der aktuellen sechsten Klasse im nächsten Jahr fachlich keine Differenzierungsfächer zur Wahl hätten. Johannes Kraft schilderte die möglichen Szenarien, wie es mit der Heisenberg-Schule weitergehen könnte: Kooperation mit einer anderen Realschule oder eine Dependance-Lösung. Der Aufbau einer Sekundarschule käme für die aktuellen Schüler jedenfalls zu spät.
Als Kraft bei der Dependance erläuterte, alle Kinder könnten dann dort bleiben, die Schule hätte aber einen anderen Namen und eine andere Schulleitung, warf man ihm vor, „Totengräber“ der Heisenberg-Schule zu sein.
Schoch musste moderierend eingreifen, um die Wogen wieder etwas zu glätten. „Jetzt bin ich so schlau wie vorher“, zogen viele frustiert ihr Fazit. Das Kapitel Heisenberg-Schule wird weitergeschrieben.