Esoterik: Vegetarisch dem Heil ganz nah
Duftkegel, Aura-Beratung, Weissagungen — in der Dumeklemmerhalle dreht sich an diesem Wochenende alles um das Thema Esoterik.
Ratingen. Warmes Licht durchflutet die Dumeklemmerhalle, Melodien von Klangschalen ertönen im Raum, in die Nase steigen einem die verschiedensten Düfte — auch die des Erzengels Raphael, der seinen Segen all denjenigen gibt, die einmal tief durch die Nase einatmen. Was genau die Duftmischung ausmacht, ist streng geheim. Aber Pfefferminze, Alantwurzel und Verbena sind auf jeden Fall drin — genau richtig, um die Messegäste der Esoteriktage in Ratingen in Stimmung zu bringen für all das, was zu sehen ist und Heil verspricht: Kartenleger, Magnetschmuck, ayurvedische Küche, indische Weisheiten, Reinkarnations-Therapie, Aura-Lesen oder Handlesen.
Tief gebückt über das Regal mit Duftkegeln studiert eine Besucherin die Inhaltsstoffe und lässt sich zwischendurch erklären, wie die Kegel am besten anzuwenden sind. „Immer schön fächeln“, sagt der Mann am Messestand. Sie schaut kritisch, studiert weiter die Verpackungsaufschriften und geht dann weiter.
Auf ihrem Weg schlendert sie an einer rothaarigen Frau vorbei, die ihre Hand auf eine goldfarbene Fläche legt. Es ist eine Maschine mit einem eingebauten Bildschirm. Alles sieht aus wie ein Computer, doch es ist keiner. Die Maschine zeigt die Aura der Frau an. „Ah, so sieht das also aus, interessant, unglaublich. Das hätte ich ja jetzt gar nicht gedacht. Und die hellen Flächen bedeuten jetzt, dass ich dort eine Schwachstelle habe?“, fragt sie die Aura-Expertin, die neben ihr sitzt. „Ja genau, da lohnt es sich, genauer hinzuschauen.“
Die Freundin der Rothaarigen, die bei der Beratung dabei ist, kann es kaum abwarten, auch endlich mehr über ihre Aura zu erfahren. Später wird auch sie ihre Hand auf die Fläche legen.
Dass das Heil eigentlich nur Vegetarier erfahren können, erfährt ein Besucher am Stand für indische Lebenskultur und ayurvedische Lebensweise. „Dann haben Sie Platz in Ihrem Herzen für das Göttliche“, sagt eine Ausstellerin und zeigt dem Mann ein Kochbuch über vedische Kochkunst. „Und sie können uns ja auch mal in unserem Kloster besuchen — dort lieben wir die Kühe und essen sie nicht.“
Während er an dem Stand noch ein wenig in dem Kochbuch blättert, begrüßt am Stand gegenüber das Medium Karina einen Messebesucher nach dem anderen. Sie ist sozusagen ein Publikumsmagnet und in der Esoterikszene bekannt — auch, weil sie im Fernsehen den Menschen auf ihre ganz eigene Art und Weise hilft. Sie redet leise, wahrt die Diskretion, während sie den Menschen ihre Zukunft voraussagt. „Die kann wirklich ’was und will auch nichts vorher von einem hören“, sagt eine Ratsuchende nach ihrem Besuch bei Karina.
Am Eingang des Saals hat derweil eine Frau einen interessierten Blick auf Schmuckstücke geworfen. Doch bei den Esoteriktagen liegen nicht nur irgendwelche Ringe, Ketten und Armbänder aus. „Dieser Magnetschmuck fördert Ihre Durchblutung“, erklärt eine Standmitarbeiterin der Besucherin. Die runzelt mit der Stirn. „Glauben Sie mir nicht?“, fragt die Mitarbeiterin. „Dann erkläre ich ihnen das. Sie werden sich besser fühlen, wenn Sie ihn tragen.“
Am Stand mit der Räucherware lächelt der Verkäufer über das ganze Gesicht, als die Frau, die vorhin noch skeptisch weggegangen ist, nach einer Stunde wieder kommt. „Da sind Sie ja noch einmal“, sagt er zu ihr. „Ja, ich nehme jetzt doch noch ein paar von den Räucherkegeln mit.“