Flüchtlinge ziehen in frühere Kita
Kirche und Stadt informierten jetzt die Anwohner in Hösel, dass ab dem Winter 32 Menschen dort leben werden.
Es ist ein Thema, das die Menschen bewegt — und dies im wahrsten Wortsinn. Der Pfarrsaal war übervoll, weitere Stuhlreihen mussten her. Der Vorstand der Kirchengemeinde St. Anna, zu der die Filialkirche St. Bartholomäus in Hösel gehört, und die Stadt informierten jetzt über ein Projekt, das kurz vor Weihnachten zum Abschluss kommen soll: 32 Flüchtlinge werden in den Räumen der zurzeit leerstehenden Kita an der Bruchhauser Straße wohnen.
Es gibt einen auf fünf Jahre angelegten Mietvertrag zwischen Kirche und Stadt. Die Miete liegt deutlich unter den Konditionen, die für das Gebäude an der Josef-Schappe-Straße gelten. Dort, im Stadtteil Ost, sollen 17 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Der erste Beigeordneter Rolf Steuwe informierte Anwohner und Gemeindemitglieder über das Projekt, das bereits im Februar dieses Jahres erstmalig in den Blick genommen wurde. Nach einem Termin bei NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) betonte Steuwe: „Die Zahl der Flüchtlinge, die wir in Ratingen aufnehmen müssen, wird weiter deutlich steigen. Wir gehen für dieses Jahr von etwa 660 Personen aus.“
Was ist in Hösel konkret geplant? Steuwe berichtete, dass die Stadt rund 200 000 Euro investieren muss, um die Kita (Schimmel, defekte Heizung) ordentlich herzurichten. Der Plan sah bisher vor, den Eingang nach hinten zu verlegen, weil es laut Kirchenvorstand Probleme für Muslime geben könnte. Die müssten nämlich auf den Friedhof und die Kirche sehen. Prompte Reaktion der Anwohner: Wenn man integrieren will, dann auch richtig. Also soll alles beim Alten bleiben — mit einer zusätzlichen grünen Hecke als Abtrennung. Steuwe versprach, diesen Vorschlag in die Planung aufzunehmen.
Die Menschen, die nach Hösel kommen, sollen sich selbst versorgen, betonte die Integrationsbeauftragte Zeliha Yetik. Man will schnellstmöglich einen geregelten Tagesablauf schaffen und auch für Bildungsangebote sorgen. Hannelore Becker, die sich seit vielen Jahren um Flüchtlinge in der Unterkunft Am Sondert kümmert, betonte, dass unter Kindern und Jugendlichen ein bemerkenswertes Gemeinschafts- und Verantwortungsgefühl entstanden sei.
Doch es gab auch Misstöne am Abend: Anwohner der Bartholomäusstraße warfen dem Kirchenvorstand vor, nicht mit offenen Karten gespielt zu haben. Es habe nämlich die Absicht gegeben, das Kita-Grundstück privat zu kaufen, der Vorstand habe betont, es sei noch nicht klar, was damit passiere, obwohl man bereits im Februar Gespräche mit der Stadt über eine künftige Nutzung als Flüchtlingsunterkunft geführt habe.
Karl Ernst Tewes, Ehrenvorsitzender des SV Hösel, hatte zu Beginn der Veranstaltung betont, dass er Flüchtlinge vom Westbalkan an diesem Standort in Hösel nicht haben wolle. Deutlicher Unmut im Saal. Steuwe entgegnete: „In Ratingen ist jeder Flüchtling willkommen.“