Flüchtlingsheim ohne Strom

Fehler der Stadt machen den Bau teurer. Nach der Aufstockung der Container Am Gratenpoet sind die Kabel nun zu kurz.

Tiefenbroich. Probleme mit der Stromversorgung, mit der Heizungsanlage und der Entwässerung: Die neue Containergroßanlage für Flüchtlinge Am Gratenpoet steht unter keinem guten Stern.

Nachdem Anwohner angesichts der Dimension des dreigeschossigen Komplexes während der Bauphase ihren Unmut kundgetan hatten, ist jetzt die Fertigstellung zwei Monate in Verzug. Die Flüchtlinge können erst Ende Juli aus der Martinschule ausziehen.

„Noch einige Arbeiten“ seien zu erledigen, räumt Horst Künster vom Amt für Gebäudewirtschaft ein. Diese Arbeiten verursachen unterm Strich jedoch mehr als eine viertel Million Euro Mehrkosten.

Als größtes Problem stellte sich die Stromversorgung dar. Das hatte auch die Ratinger Linke dazu bewogen, eine entsprechende Anfrage an den Bürgermeister zu stellen. Durch die Aufstockung der Wohneinheiten — künftig können 90 statt bisher 60 Menschen untergebracht werden — reichte das vorhandene Erdkabel, das die frühere Anlage problemlos versorgen konnte, nicht mehr aus.

Die Experten prüften, berieten und rechneten: Braucht es einen neuen Trafo, reichen neue Leitungen? Können die zwölf Herde, 18 Waschmaschinen und 24 Durchlauferhitzer für die Duschen gleichzeitig genutzt werden, ohne dass die Stromversorgung kollabiert?

„Die Berechnungen haben ergeben, dass die Leitung vom Übergabepunkt der Stadtwerke bis zum Gebäude größer dimensioniert werden muss“, sagt Künster. Ansonsten würden ständig die Sicherungen rausfliegen oder ein Kabelbrand drohen. Gerüchte, nach denen die Zahl der Steckdosen in den Räumen bewusst niedrig gehalten wurde, weist Künster indes zurück: „Es gibt mehr als vorher.“ Die neue Elektroinstallation entspreche einem Gebäude mit 50 Wohnungen, sei also mehr als ausreichend.

Ganz kalt erwischt wurde das Amt bei der Heizanlage: Da es sich formal um einen Neubau handelt, muss der Komplex an die aktuelle Energieeinsparverordnung angepasst werden — und so auch höhere Auflagen erfüllen. „Wir sind davon ausgegangen, dass die Container als Ersatz anzusehen sind. Dann wären die Vorgaben nicht bindend gewesen“, sagt Künster.

Folge: Jetzt muss die Stadt zusätzlich zu der Heizanlage, die in Teilen aus dem Altbestand stammt, auch noch eine Wärmepumpe einbauen. Die koste jetzt in der Anschaffung zwar einiges mehr, spare aber später bei den Betriebsausgaben.

Noch nicht erledigt ist auch der Anschluss der Container an die Kanalisation, was laut Künster aber kein Problem ist. Teurer geworden als geplant sei auch der Abriss der alten Container.