Feuerwehr hilft an der Elbe: "Wir mussten sofort los"
Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr sind zum Hochwassereinsatz an die Elbe gefahren.
Ratingen/Magdeburg. Brechende Deiche, überschwemmte Städte und Dörfer — die Bilder aus den Hochwasser-Katastrophengebieten in Süd- und Ostdeutschland bewegen die Menschen. Jana Reuter, Jens Dietl und Tim Klein sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ratingen und gerade nach Sachsen-Anhalt aufgebrochen, um die Helfer vor Ort im Kampf gegen die Fluten zu unterstützen. Mit dabei haben sie 140.000 leere Sandsäcke und den „Turbo Sandking“, die Füllanlage der Feuerwehr, mit der in einer Stunde maximal 4200 Sandsäcke gefüllt werden können.
Herr Dietl, wann sind Sie im Katastrophengebiet angekommen?
Jens Dietl: Wir sind zusammen mit anderen Wehren aus dem Regierungsbezirk mit zehn Fahrzeugen im Konvoi gefahren und um Mitternacht in Magdeburg angekommen. Wir Ratinger wurden in das 15 Kilometer entfernte Schönebeck an der Elbe geschickt.
Kam der Einsatz völlig überraschend?
Dietl: Ja, ich wurde am Vormittag angerufen und sollte rasch vier, fünf Kollegen auftreiben. Normalerweise hat man bei so einem Einsatz einen Tag Vorlauf, jetzt waren es keine drei Stunden bis zur Abfahrt. Wir mussten sofort los.
Konnten Sie sich noch von Ihrer Familie verabschieden?
Dietl: Ich konnte nur noch meine Frau auf der Arbeit anrufen und fragen, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich den Menschen in den Katastrophengebieten helfe. Begeistert war sie natürlich nicht, hatte aber sofort Verständnis. Meine Kinder habe ich im Kindergarten nicht mehr erreicht, aber am Abend mit ihnen telefoniert.
Sie sind Oberkommissar bei der Polizei. Was sagte Ihr Dienstherr?
Dietl: Der war auch nicht erfreut, hat mich aber natürlich gehen lassen.
Wo und wie lange haben Sie geschlafen?
Dietl: In einer Turnhalle — etwa vier Stunden. Heute können wir wahrscheinlich im Feuerwehr-Gerätehaus übernachten.
Wie wurden Sie vor Ort aufgenommen?
Dietl: Die Leute waren sehr froh, dass wir gekommen sind. Vor allem haben Sie sich über unsere Füllanlage gefreut. Damit bekommen wir 3000 Säcke in der Stunde voll. Das hat sich so schnell über Facebook verbreitet, dass spontan 300 bis 400 Leute gekommen sind, die beim Füllen helfen wollen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen überhaupt ist sagenhaft, so etwas habe ich noch nicht erlebt.
Habe Sie das Hochwasser schon gesehen?
Dietl: Nein, unser Standort ist gut 500 Meter von der Elbe entfernt.
Ist das für Sie der erste Einsatz dieser Art?
Dietl: Ja, allerdings.
Wie lange bleiben Sie im Hochwassergebiet?
Dietl: Ich schätze, es werden so drei bis fünf Tage sein, dann werden wir abgelöst.