Ratingen Hat Ratingen das schönste Rathaus in NRW?

Ratingen. · Rathaus nimmt am Wettbewerb vom Heimatministerium teil. Bürgermeister Klaus Pesch führt Filmteam im Gebäude herum.

Das neue Ratinger Rathaus ist bei dem Wettbewerb des NRW-Heimatministeriums dabei.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Es ist ganz schön ambitioniert. Das neue Rathaus ist erst seit wenigen Monaten in Betrieb und soll demnächst über die sozialen Medien eine größere Bekanntheit in NRW erlangen. Denn es geht um einen besonderen Titel: Der Neubau an der Minoritenstraße macht mit bei der Kampagne „Wo steht das schönste Rathaus in Nordrhein-Westfalen?“.

Mit dieser Frage hatte sich das NRW-Heimatministerium im September in den sozialen Medien an die Landesbevölkerung gerichtet und um Vorschläge gebeten. Das Ergebnis: 75 Rathäuser wurden genannt und bewerben sich nun um den Titel – auch Ratingen ist dabei. Inzwischen hat ein Filmteam des Ministeriums von allen teilnehmenden Rathäusern Videoclips erstellt, in denen die jeweiligen Stadtchefs ihr Haus vorstellen. Zuletzt war Ratingen an der Reihe. Bürgermeister Klaus Pesch präsentierte den neuen Verwaltungssitz und führte durch das Gebäude.

Die Vorstellung der teilnehmenden Rathäuser per Videoclip läuft seit dem 5. Dezember in den Sozialen Medien, zum Beispiel auf Facebook.

Jeden Tag gibt es ein neues Bewerber-Video zu sehen

Bis Februar wird jeden Tag ein neues Rathaus-Video eingestellt. Der knapp einminütige Film über das Ratinger Rathaus wird gegen Ende der Kampagne zu sehen sein.

Die Inbetriebnahme des neuen Gebäudes in Etappen war, wie berichtet, notwendig geworden, weil sich die Bauarbeiten erheblich verzögert hatten. Die letzten Gerüste sind längst gefallen, und auch der Ratstrakt im Westflügel kann sich schon sehen lassen. Damit wurde auch der alte Wehrgang, der unter dem Ratssaal hindurch führt, wieder freigegeben. Das Spielzeugmuseum im Trinsenturm ist also wieder von zwei Seiten erreichbar. Bei einem ersten Rundgang durch den Westflügel erläuterte Birgit Lorenzen, Architektin im Amt für Gebäudemanagement und Mitglied der Projektgruppe Rathaus, stolz den eher schlichten Bau: Er vereint Altes und Neues.

Zu sehen ist vom Bestandsgebäude von außen nur der Ratssaal mit der markanten Betonfassade. Der alte Ratstrakt wurde komplett entkernt und hat nun unter anderem einen großen, teilbaren Konferenzraum.

Die Fassade wurde zum Vorplatz hin um 2,5 Meter erweitert. Im Eingangsbereich, der für „Kunst am Bau“ vorgesehen war, wird ab Beginn des Jahres eine Installation aufgebaut, die im Frühjahr fertig sein soll. Dazu hatte es einen Wettbewerb gegeben, eine Jury beurteilte die anonymisierten Ideen von Künstlern.

Schon Im Eingangsbereich fällt auf, dass die Glasfassade nicht zu viel verspricht: Das Gebäude ist lichtdurchflutet, sogar aus dem neuen Ratssaal gibt es einen freien Blick auf den Vorplatz. Platz ist für insgesamt 62 Ratsmitglieder. In den vergangenen Jahren tagte das Stadtparlament im Freizeithaus in Ratingen-West.

Ein Rats-TV im Internet nach Beispiel anderer Städte wird es nicht geben, der Rat hatte sich dagegen ausgesprochen. Auf dem Bildschirm im Vorraum werden immerhin die Abstimmungsergebnisse und andere Infos ausgestrahlt. Weil die ehemalige Teeküche mit Besprechungsraum weggefallen ist, haben künftig auch mehr Bürger Platz.

Die Bürgermeisterwand ist
zum neuen Hingucker geworden

Hingucker im Besucherraum im Ratssaal ist die Bürgermeisterwand mit den Namen aller bisherigen Stadtoberhäupter. Sie hing viele Jahre etwas versteckt im früheren Durchgang zum Kulturamt. Die Glasvitrinen mit manchmal bemerkenswerten Geschenken aus den Partnerstädten sind weg. Nur einige Partnerstädte, mit denen es noch einen halbwegs lebendigen Austausch gibt, zieren den großen Konferenzraum für die großen Fraktionen. Er kann mit Schallschutzelementen geteilt werden und hat auch eine kleine Teeküche.

Das neue Gebäude ist komplett behindertengerecht, das gilt auch für den Ratstrakt, der über einen eigenen Eingang verfügt. Geht man weiter an der Fassade entlang, gelangt man zum Bürgerbüro.

Auch dort: Große Fensterfronten lassen viel Licht hinein. Im Empfangsbereich trennen sich die Wege: Links geht es in den Warteraum zum Bürgerbüro, rechts zur Touristeninformation mit Ticketverkauf und zum Kreisservicecenter.

Die Tiefgarage erinnert mit ihren alten Stützen noch an den Vorgänger: Aus Kostengründen sollte das alte Fundament fürs gesamte Gebäude erhalten bleiben. In einer Ecke hängt die Decke wegen der darüber liegenden Minoritenstraße aus Stabilitätsgründen etwas tiefer, zu tief für öffentliche Parkplätze. Dort wurden sechs Stellplätze für Verwaltungsmitarbeiter geschaffen.

Doch nun zurück zum Wettbewerb des NRW-Heimatministeriums: Erst nachdem alle Rathaus-Kandidaten vorgestellt wurden, kommt es zur Abstimmung über den Titel „Schönstes Rathaus in NRW“. Über die Modalitäten der Abstimmung wird zeitnah informiert, ebenso wird natürlich das Datum, an dem der Film über das Ratinger-Rathaus eingestellt wird, rechtzeitig bekanntgegeben. Auf dem Heimatkongress am 28. März 2020 wird schließlich Ministerin Ina Scharrenberger das Gewinner-Rathaus bekanntgegeben und
auszeichnen.