Hertie-Haus: Eine Immobilie wartet auf ihre Bestimmung

Das Uralt-Gebäude ärgert Stadt und Einzelhändler. Immer noch werden Gespräche über die Zukunft geführt.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Es ist lange her, da tobte dort das Leben. Tagsüber kauften die Ratinger an der Düsseldorfer Straße/Ecke Wallstraße die Dinge des täglichen Bedarfs, nachts wurde eine Etage darüber gefeiert, bis der Morgen graute. Das alte Hertie-Haus hat eine bewegte Geschichte, aber derzeit ist es nur noch ein Schatten seiner selbst. Doch hinter den Kulissen wird bereits verhandelt.

Das Tor zur Innenstadt liegt brach. Gebaut wurde es vor mehr als vier Jahrzehnten, der Hertie-Konzern erlebte gerade seinen großen Boom, expandierte. Und so entstand auch in der Dumeklemmerstadt ein mehrgeschossiges Kaufhaus in bester Lage. Das Sortiment war vielfältig, der Erfolg gigantisch. Zu den Hochzeiten in den 1970er Jahren gab es über 120 Filialen im ganzen Bundesgebiet. Das Logo der Kette mit einer stilisierten Sonne war nahezu jedem ein Begriff.

Doch Mitte der 1980 Jahre ging es stetig bergab, immer mehr Filialen schlossen, einige Zeit später übernahm Karstadt die Kette. In Ratingen verschwand ein echter Innenstadt-Magnet. Auch ein Elektronikmarkt floppte, nur C&A hielt sich bis zum Umzug ins neue Stadttor.

Doch das Hertie-Haus mit seiner grauen Fassade hatte noch wesentlich mehr zu bieten, in den 1980er Jahren entwickelte es sich zu einem Treffpunkt für all jene, die an den Wochenenden die Nacht zum Tage machen wollte. Das Moonlight unter dem legendären Disco-König Harry Hilgers öffnete seine Pforten.

Gepaart mit dem ebenfalls im Obergeschoss befindlichen Billardcafé war der Hertie-Betonklotz ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Oft musste die Polizei den kurzen Weg von der direkt gegenüber liegenden Wache zurücklegen, weil sich dort manch kriminelle Energie ihren Weg bahnte.

Und so waren nicht wenige froh, als kurz nach der Jahrtausendwende das Mondlicht für immer ausging. Die hohe Pacht war es auch, die nach einem kurzen Wiederaufleben des Discobetriebes mit dem Namen „Nightlife“ vor einigen Jahren endgültig für das Aus sorgte.

Im April 2014 berichtete der damalige Wirtschaftsförderer Reiner Heinz von Verhandlungen mit einem „Interessenten aus der Elektronikbranche“. Auch von der Sanierung der Fassade war die Rede. Ein Konzept mit einem Elektroriesen passe auch genau ins Integrierte Handlungskonzept Innenstadt. Einen Zeitplan konnte Heinz damals nicht benennen.

Von der Zukunft des Hertie-Hauses hatte auch der Besitzer der leergezogenen Ex-Polizeiwache, Werner Sundermann, seine Pläne abhängig gemacht: Seniorengerechte Wohnungen könnte er sich am Düsseldorfer Platz vorstellen, eventuell mit einer Ladenzeile im Erdgeschoss.

Einer gemeinsamen Planung in Richtung eines neuen „Eingangstores“ zur Innenstadt stehe er aufgeschlossen gegenüber, sagte er gegenüber diese Zeitung.

Und heute? „Wir möchten den Standort beleben, er ist wichtig“, hatte Baudezernent Jochen Kral vor einigen Wochen betont. Die neue Verwalterfirma soll sehr kooperativ sein, heißt es. Was das bedeutet, bleibt abzuwarten.