Stadt bringt Flüchtlinge in Hösel unter

Etwa 100 Asylbewerber sollen in der großen Sporthalle des TV Hösel an der Bismarckstraße untergebracht werden.

Ratingen. Die Stadt muss weitere Flüchtlinge unterbringen. Und sie sollen in Hösel eine erste Bleibe finden. Der Vorstand des TV Hösel wurde von der Stadt informiert, dass die große Sporthalle an der Bismarckstraße bis zum Abend zu räumen sei. Die ersten 20 Asylsuchenden wurden bereits für gestern erwartet. Beim TV Hösel arbeitet man fieberhaft an einem Notplan: Nur noch die kleine Sporthalle im selben Gebäude steht zur Verfügung.

Christoph Höfig, Hausmeister

Foto: Achim Blazy

Gestern Morgen war die große Halle bereits leergeräumt. Hausmeister Christoph Höfig nahm’s gelassen: „Wir müssen eben alle zusammenrücken.“ Derweil waren noch Mitglieder des Vereins Interaktiv damit beschäftigt, Spielsachen und Sportgeräte der Ogata mit großen Handkarren in die Schule zu schaffen. Um 11 Uhr war die bauliche Abnahme durch Vertreter der Stadt, um 14 Uhr war Übergabe der Halle an die Stadt.

In nur wenigen Stunden hatten tags zuvor Mitglieder des TV Hösel ihre Halle leergeräumt: Die Sportgeräte wurden an verschiedensten Stellen untergebracht, unter anderem im Saal der evangelischen Kirchengemeinde ein paar Meter weiter. Trotz Ferienzeit war es dem Vorstand gelungen, genügend Helfer zu aktivieren. Auf der Vereinsseite und via Facebook wurden die Mitglieder über die dramatische Entwicklung informiert.

Für TV Hösel-Vorsitzende Gudrun Althoff hatte alles mit einem Anruf ihrer Vorstandskollegin Silvia Ferger begonnen: „Sitzt Du?“ Da habe sie gleich gewusst, worum es gehe, sagte Althoff. Zwar habe man bereits solche Szenarien durchgespielt: „Aber dass es ausgerechnet unsere große Halle treffen würde, damit haben wir nicht gerechnet.“

Gemeinsam mit vielen Helfern der evangelischen Gemeinde habe man die Halle geräumt: Die Sachen seien privat, in der kleinen Halle, im Jugendraum und im Saal des Gemeindezentrums untergebracht worden. Wenn am Montag Busch-Schulleiter Wilhelm Schmitz wieder erreichbar sei, könne man über Ausweichmöglichkeiten, zum Beispiel in den Bewegungsraum, reden. Etwa 1000 Kinder und Jugendliche würden wöchentlich durch die große Halle geschleust — diese vielen Gruppen müssten nun umziehen. Ganz zu schweigen von den Badminton- und Tischtennis-Mannschaften.

Die Unterbringung hat aber nicht nur für die Ratinger Bürger Konsequenzen, sondern auch für die Flüchtlinge selbst. Seit einem Jahr holen TV-Väter Kinder regelmäßig aus der Flüchtlingsunterkunft Am Sondert ab, in der Sporthalle haben zwei Übungsleiter dann mit ihnen Sport getrieben. Auch die Caritas sei daran beteiligt gewesen: „Das fällt nun aus.“ Ausgerechnet: „Das klingt nach Schilda.“

Althoff versteht die Stadt, dass sie auf Hallen zurückgreift, die ihr gehören und mit sanitären Auflagen ausgestattet seien: „Doch muss es immer auf dem Rücken der Kinder sein?“ Das sieht auch Stefan Heins, CDU-Ratsherr aus Hösel, so: „Wir haben große Bedenken und Befürchtungen für den Stadtteil.“ Von der Stadt wolle man wissen, ob es wirklich keine Alternativen gegeben habe. Die Frage sei nun auch, wie lange die Sporthalle belegt werde und ob die kleine Halle tatsächlich dauerhaft für den Sport zur Verfügung stehe.