Wülfrath Neues Konzept für Erzieherausbildung

Wülfrath. · Die Praxisintegrierte Ausbildung (PiA) ist in Wülfrath auch für Quereinsteiger attraktiv.

Erzieher Nico Günther liest Kindern der Kita Stadtspatzen in Wülfrath etwas vor. RP-ArchivFoto: Achim Blazy

Foto: Blazy, Achim (abz)

Nicht überall in den Städten des Kreises scheinen pädagogische Fachkräfte Mangelware zu sein. So finden sich derzeit auf den Homepages von Langenfeld und Haan keine Stellenausschreibungen für Erzieher. Haan sucht allerdings derzeit eine pädagogische Fachkraft in Teilzeit für den Aufbau eines Kinderparlaments. Mettmann suchte mit Start zum 1. August für eine Kita im Stadtgebiet. Dagegen werden in Erkrath, Heiligenhaus, Hilden, Monheim, Ratingen und Velbert gleich mehrere Erzieherinnen und Erzieher in Voll- oder Teilzeit für die Kindertagesstätten gesucht, teilweise sogar als Dauerausschreibung.

In Wülfrath sind der stellvertretende Jugend- und Sozialdezernent Mike Flohr und Personalleiter Marcus Benner noch recht entspannt, was die Fachkräftesituation in den Kindertagesstätten und Jugendeinrichtungen der Stadt angeht. „Bisher ist es uns noch immer gelungen, zeitnah die freien Stellen zu besetzen“, sagt Benner. „Wir haben vor Ort sehr gute und beliebte Leitungen, das ist neben dem guten Betriebsklima mit ein Faktor, warum Mitarbeiter gerne dorthin gehen und oft auch bleiben.“

Zwei bis fünf neue Stellen
in der Kita an der Schulstraße

Und doch ergeben sich immer wieder Situationen, die eine Nach- oder Neubesetzung notwendig machen. So werden für das Familienzentrum Ellenbeek und die „Stadtspatzen“ an der Wilhelmstraße jährlich rund zehn Stellen ausgeschrieben. Eine Besonderheit ergibt sich für Wülfrath voraussichtlich im kommenden Jahr. Im Sommer 2020 soll der Kita-Neubau an der Schulstraße fertig sein, in den dann die Kita Wilhelmstraße umziehen wird. „Die derzeit fünf Gruppen sind teilweise auf Außenstellen verteilt“, erklärt Mike Flohr. „Eine Aufstockung der Gruppenzahl ist derzeit nicht geplant, es geht hier um eine Zusammenführung in einen zusammenhängenden Gebäudekomplex.“ Dennoch gehen Flohr und Benner davon aus, dass zu gegebener Zeit zwischen zwei und fünf weitere Stellen zu besetzen sind und ausgeschrieben werden. Genauer wird man das erst sagen können, wenn im Frühjahr die neuen Anmeldezahlen für die Betreuungsangebote vorliegen.

„Im Moment sind bei uns alle Stellen besetzt, auch im Kinder- und Jugendhaus“, sagt Marcus Benner. „In den kommenden Jahren werden aber altersbedingt mehrere Fachkräfte ausscheiden, deren Stellen dann nachzubesetzen sind. Einem eventuellen Mangel wirken wir auch jetzt schon mit Ausbildungsangeboten entgegen.“ Und da liegt für viele angehende Erzieherinnen und Erzieher durchaus ein Problem. Denn bisher musste die schulische Ausbildung selbst finanziert werden, erst im Anerkennungsjahr nach drei Jahren auf der Schulbank wurde erstmals Geld verdient. Die noch neue Praxisintegrierte Ausbildung, kurz „PiA“, wirkt der Unattraktivität der Erzieherausbildung entgegen. Sie ist eine Art duales Ausbildungskonzept, mit dem auch Quereinsteiger angesprochen werden sollen. „Derzeit haben wir zwei Stellen für das ,PiA’-Konzept, in denen unsere Azubis von Beginn an Geld verdienen. Hier sind es rund 1000 Euro im Monat.“

Wer Erzieher werden will, sollte vor allem Spaß an der Arbeit mit Kindern haben, teamfähig und stressresistent sein. Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, allgemein mit Menschen umgehen zu können – denn wo Kinder sind, sind auch deren Eltern nicht weit. Die Besetzung von pädagogischen Fachkräften ist für Kommunen wie Wülfrath nicht die größte Herausforderung. Bei der Stadt sind 250 Menschen beschäftigt und gerade im Finanzwesen und Straßenbau sind Neubesetzungen schon jetzt schwierig.

„Es ist eine höhere Fluktuation spürbar als vor einigen Jahren“, sagt Benner. „Wir rechnen damit, dass es in Zukunft noch schwieriger werden wird, Stellen im städtischen Bereich zu besetzen. Dem versuchen wir mit verstärkter Ausbildung entgegen zu wirken.“ Noch sei es gelungen, genug Auszubildende zu finden, aber die Anzahl der Bewerbungen ist rückläufig und hätte in diesem Jahr nicht geringer sein dürfen.

(stemu)