Löscheinsatz im Holzlager

Bei der Firma Franken Holz probte die Feuerwehr unter realistischen Bedingungen einen Großbrand.

Ratingen. Der Notruf erfolgt um Punkt halb acht: „Hallo, hier ist André Franken — mein Lager brennt!“ Irgendwie ist das Lager der Ratinger Holzbaufirma in Flammen geraten. Das trockene Holz brennt wie Zunder, das Feuer breitet sich blitzschnell aus. Nur die Brandschutztür verhindert Schlimmeres.

André Franken vermisst noch zwei seiner Mitarbeiter — und ein Dritter wurde bei dem Versuch, den Flammen zu entkommen, schwer verletzt. Er stürzte mit dem Gabelstapler um und wurde unter einer Palette Holz eingeklemmt. Zu allem Überfluss hat sich ein Stahlrohr durch seine rechte Schulter gebohrt. Entsprechend verzweifelt ist der Firmenteilhaber, als er den Notruf an die Ratinger Feuerwehr absetzt.

Zum Glück ist diese Situation nicht wirklich eingetreten — das Szenario ist ein erdachtes für eine der großen Übungen der Ratinger Feuerwehr, die einige Male pro Jahr stattfinden.

Realistisch ist es trotzdem. André Franken: „Vor kurzem ist in Krefeld einem Kollegen das komplette Lager ausgebrannt.“ Der Fall ging groß durch die Medien. So kamen die Frankens auf die Idee, der Feuerwehr Ratingen die Möglichkeit einer Großübung auf dem Firmengelände zu geben — und stießen auf offene Ohren.

Jan-Hendrik Neumann, Übungsleiter: „Für uns ist das natürlich auch immer eine Chance, solche Einsätze eins zu eins durchzuspielen. Die Hydranten vor Ort sind teilweise defekt, das Wasser muss von Esprit und dem Hof der naheliegenden Feuerwache herangeholt werden.“

Hinzu kommt der Umstand, dass die anliegenden Gleise derzeit durch Bauarbeiten gesperrt sind — und schon hatte man das perfekte Szenario, in das auch die Deutsche Bahn mit einbezogen wird.

Das Problem: Die Gleise müssten im Ernstfall nicht nur für den Zugverkehr gesperrt und die Oberleitung abgeschaltet werden, sondern es muss auch noch eine Erdung stattfinden. Ralf Karzinovski, Notfallmanager der Bahn: „Hier arbeiten die Kollegen von der Feuerwehr unter erschwerten Bedingungen. Während die Einsatzkräfte binnen weniger Minuten vor Ort sind, brauchen wir teilweise bis zu einer halben Stunde, bevor jemand da ist, der die Leitung erden kann.“

Bei der Übung geht alles glatt. In kürzester Zeit sind die Löschzüge Tiefenbroich, Mitte und Breitscheid vor Ort. Der Verletzte wird mit Hilfe von Hebekissen, mit denen der Palettenstapel angehoben wird, gerettet und notärztlich versorgt.

Parallel beginnen die Löscharbeiten am Lager und die Suche nach den vermissten Mitarbeitern in der völlig verrauchten Halle — bei den sommerlichen Temperaturen Schwerstarbeit für die Retter. Jan-Hendrik Neumann: „So eine Ausrüstung mit Atemschutzgerät und allem drum und dran wiegt zwischen 30 und 40 Kilo.“

Nachdem die Personen alle gerettet und versorgt sind und die Wasserversorgung hergestellt ist, zeigt sich Übungsleiter Jan-Hendrik Neumann sehr zufrieden: „Das, was ich gesehen habe, war fachlich völlig richtig.“

Und auch Geschäftsführer Eckhard Franken ist beruhigt: „Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass die Feuerwehr sich auf dem Gelände auskennt, wenn es darauf ankommt.“ Eine Zuschauerin fügt hinzu, was sicherlich alle denken in dem Moment: „In der Hoffnung, dass wir es nie im Ernstfall brauchen!“