Nachgehakt: Flüchtlingsheim unbewohnbar
Bei dem Bau musste mehrfach nachgebessert werden. Frühestens Ende August können die ersten Bewohner einziehen.
Ratingen. Eigentlich sollte die neue Flüchtlingsunterkunft am Gratenpoet in Tiefenbroich nur 800 000 Euro kosten, jetzt muss die Stadt doch 1,1 Millionen Euro zahlen. Der Grund: Die Container, aus denen die Unterkunft gebaut wird, entsprachen bei der Anlieferung nicht den Brandschutzbestimmungen. Also musste nachgebessert werden. Und das ist auch der Grund, warum bis heute kein einziger Mensch in der Unterkunft lebt.
Dabei sollte die Flüchtlingsunterkunft bereits im Mai fertig sein. Doch schon damals gab es Probleme mit der Stromversorgung, der Heizungsanlage und der Entwässerung. Diese versuchten die Verantwortlichen schnell zu beseitigen. Im Juni rechneten sie noch damit, dass Ende Juli die Flüchtlinge die Unterkunft beziehen können.
Doch daraus ist bis heute nichts geworden. Dafür waren schon Kommunalpolitiker vor Ort. Am 30. Juli wollten sie sich vom Zustand der Einrichtung überzeugen. „Eine Katastrophe, was ich da gesehen habe“, resümiert Christian Wiglow, Fraktionsvorsitzender der SPD. „Da hängen Heizungsleitungen von den Decken und führen unverkleidet die Wände entlang. Das ist gefährlich, wenn da Kinder dran spielen“, sagt er.
Auch restliche Arbeiten seien nicht so, wie „man sich das vorstellt. Insgesamt wirkt die Einrichtung lieblos und zusammengeschustert“, sagt er enttäuscht. Wiglow fragt sich auch, ob es Seitens der Stadt eine Bauaufsicht gab. Er äußert sich auch kritisch zu der Zahl der Flüchtlinge, die in der Einrichtung leben sollen. „Es wurden Überlegungen geäußert, dass sich zwei Bewohner ein Zimmer teilen. Das geht nicht. Die sind viel zu klein.“
Die Stadt zeigt sich bei dem Thema offen, beraumt einen weiteren Ortstermin ein, um Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen. „Wir haben nicht vor, dass zwei Leute in einem Raum leben“, sagt Erhard Raßloff. Die Raumplanung und -aufteilung müsse „individuell entschieden werden“. Die Einrichtung sei für 90 Menschen vorgesehen.
Bei dem Termin ist auch Stefan Welling, stellvertretender Abteilungsleiter im Amt für Gebäudemanagement, dabei. Er beteuert: „Hier war immer jemand seitens der Verwaltung und hat sich das angeschaut, was gemacht wird.“ Auf die Frage nach den Heizungsrohren, die frei sichtbar sind, sagt er: „Das wollten wir eigentlich so lassen.“
Dass der ein oder andere sich etwas anderes vorgestellt hat, kann er verstehen. „Aber man muss eben sehen, dass das kein Neubau ist. Das sind gebrauchte Container aus Bayern, mit denen ein Kindergarten untergebracht war. Da kann man keinen Luxus erwarten“, sagt er. Zum Thema Brandschutz äußert er sich so: „In Bayern sind die Bestimmungen wohl nicht so streng wie hier. Also mussten wir nachbessern und die Wandstärke erhöhen. Das hat Zeit in Anspruch genommen.“
Welling rechnet, dass die Bauarbeiten im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss Ende des Monats abgeschlossen sind. „Dann können die ersten Bewohner einziehen.“ Das zweite Obergeschoss werde dann fertiggemacht.