Zum vierten Mal in diesem Jahr Unbekannte sprengen Geldautomat
Ratingen · In der Nacht zu Dienstag wurde die SB-Filiale einer Bank in Tiefenbroich zerstört. Zum vierten Mal in diesem Jahr sprengten Unbekannte damit einen Geldautomaten auf Ratinger Stadtgebiet. Die Täter konnten flüchten.
Mit einer Alarmierung zum Stichwort „Explosion“ nahm die Nacht bei der Ratinger Feuerwehr um 3.27 Uhr ein jähes Ende. Sie rückte mit mehreren Löschzügen nach Tiefenbroich aus. Dort hatten Unbekannte den Geldautomaten einer Bankfiliale gesprengt.
Nur wenige Minuten zuvor waren mehrere Anwohner der Sohlstättenstraße wegen einer lauten Detonation aus ihrem Schlaf gerissen worden. Als die Zeugen nach dem Rechten schauten, sahen sie, dass die Filiale der Sparkasse Hilden/ Ratingen/ Velbert in einem dortigen Wohn- und Geschäftshaus ganz erheblich zerstört worden war. Zudem konnten die Zeugen drei bis vier vermummte Männer beobachten, die fluchtartig von der Bank weg zu einem bereit gestellten Fluchtwagen liefen. Anschließend fuhren die Täter in dem dunklen Wagen (mutmaßlich handelt es sich um einen Audi) mit hoher Geschwindigkeit davon.
Die Polizei, die ebenfalls zum Einsatzort alarmiert worden war, leitete umgehend Fahndungsmaßnahmen nach den flüchtigen Automatensprengern ein, konnte diese jedoch, trotz der Hinzuziehung eines Polizeihubschraubers, nicht mehr antreffen.
Unterdessen stellten weitere Polizeibeamte vor Ort im Rahmen ihrer Tatortaufnahme fest, dass ein in der Filiale der Bank aufgestellter Geldautomat aufgesprengt worden war. Zudem waren die Räumlichkeiten des Geldinstituts ganz erheblich in Mitleidenschaft und zerstört worden: So war die Eingangstür aus ihrer Verankerung gerissen, Deckenteile hingen herab und mehrere Schaufenster waren aufgrund der Wucht der Detonation mehrere Meter weit auf die Straße geschleudert worden.
Vorsichtshalber wurden aufgrund der immensen Schäden an der Bankfiliale im Erdgeschoss die darüber liegenden Wohnungen evakuiert. Etwaige Gefahren durch ausströmendes Gas oder beschädigte Elektroleitungen konnten durch die Feuerwehr mithilfe der Stadtwerke ausgeschlossen werden. Zur Erkundung etwaiger Gebäudeschäden wurde eine Baufachberaterin des THW hinzugezogen. Schäden an der Statik konnten zunächst nicht ausgeschlossen werden, sodass das Amt für Stadtplanung, Vermessung und Bauordnung eingeschaltet wurde. Ein Statiker hat zwischenzeitlich das Gebäude für die Bewohner wieder freigegeben.
Zwei betroffene Familien konnten zunächst nicht in ihren Wohnungen verbleiben und wurden vom Rettungsdienst betreut. Im Hinblick auf eine mögliche Unterbringung wurde das Amt für Soziales, Wohnen und Integration tätig. Nach ersten Einschätzungen soll aber die Statik des Gebäudes nicht beeinträchtigt worden sein, weshalb die Bewohner des Hauses nach Abschluss der Maßnahmen wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können.
Die Höhe des Schadens
ist noch unklar
Die Polizei geht nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse davon aus, dass die Täter bei ihrer Geldautomatensprengung Beute gemacht haben. Wie hoch der entstandene Schaden ist, ist noch nicht geklärt und ebenso wie die Frage nach dem verwendeten Sprengstoff noch Gegenstand der eingeleiteten Ermittlungen.
Die Sparkasse wurde am frühen Morgen durch die Nachricht überrascht, ist augenblicklich aber machtlos. „Es sind Fachleute und Statiker vor Ort, die sich den Schaden genau ansehen“, so Sylvia Weidinger aus der Abteilung Vorstandsstab der Sparkasse Hilden/ Ratingen/ Velbert. „Der Geldautomat ist komplett zerstört. Zum Glück sind keine Personen zu Schaden gekommen“, so Weidinger. Die Höhe der Beute kann die Sparkasse noch nicht einschätzen. Fest steht: „Der Standort bleibt vorübergehend geschlossen“, teilt Weidinger mit.
Die Sparkasse weiß um die Infrastrukturprobleme im Stadtteil. Für viele Besorgungen müssen die Bürger weite Wege in Kauf nehmen, umso dankbarer waren die Tiefenbroicher für die SB-Filiale an der Sohlstättenstraße. „Im Augenblick können wir die Kunden nur bitten, auf Filialen in Lintorf oder Mitte auszuweichen“, sagt Weidinger.
Ob der Standort wiederhergestellt wird, kann die Sparkasse HRV zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen. Klar ist: „Geldautomaten lassen sich so schnell nicht ersetzen.“ Es wird also eine Weile dauern.
Erst im März dieses Jahres wurden innerhalb von 24 Stunden drei Automaten auf Ratinger Stadtgebiet gesprengt – zwei an der Düsseldorfer Straße, ein weiterer in Lintorf. Ein Umstand, der der Sparkasse durchaus Sorge bereitet. „Wir sind ständig in Gesprächen mit der Kriminalpolizei, um Möglichkeiten zu finden, wie Automaten gesichert werden können“, sagt Weidinger. Für Tiefenbroich kommen diese Bemühungen zu spät.
Wie bei den anderen Fällen konnten die Täter auch dieses Mal unerkannt entkommen. Die Polizei sucht Zeugen und fragt: Wer hat in der vergangenen Nacht die Sprengung in der Filiale an der Sohlstättenstraße beobachtet oder kann mit sonstigen sachdienlichen Informationen die Ermittlungen unterstützen? Hinweise nimmt die Polizei in Ratingen jederzeit unter der Rufnummer 02102/99816210 entgegen.