Naturschutz in Ratingen So schützenswert sind Wildbienen
Ratingen · Die Frühlings-Seidenbiene ist die Biene des Jahres 2023. Kinder der Kita Breslauer Straße bauten jetzt zusammen mit einem städtischen Mitarbeiter auf ihrem Gelände Bienenfutter an.
(Red) Die Frühlings-Seidenbiene ist die „Wildbiene des Jahres“ 2023. Sie gehört zur Gattung der Seidenbienen und ist die erste Art, die im zeitigen Frühjahr unterwegs ist. Sie ähnelt im Aussehen sehr der Honigbiene. Die Frühlings-Seidenbiene gehört jedoch zu den Bodenbrütern und bevorzugt als Nahrungsquelle die frühblühenden Weiden. Aber auch die frühe Blüte von Obstbäumen, Ahornen oder Eichen wird genutzt.
Da die Frühlings-Seidenbiene häufig im Siedlungsraum und somit auch in Ratingen vorkommt, kommt es immer wieder zu Begegnungen mit Menschen, denn regelmäßig siedeln sich die Bienen in Sandkästen von Spielplätzen und Kindertagesstätten an. Insekten-Experte Klaus Mönch von der Abteilung Natur-, Klima- und Umweltschutz der Stadt Ratingen betont: „Angst braucht man vor Solitärbienen nicht zu haben. Die Männchen haben gar keinen Stachel.
Die Weibchen besitzen zwar einen Stachel, doch dieser ist so klein und schwach gebaut, dass er nicht einmal in die kindliche Haut kommt.“ Zudem meiden die Tiere den menschlichen Kontakt, naschen nicht an Süßigkeiten oder süßen Säften und zerstören mit ihrer Bruttätigkeit auch kein Mauerwerk.
Wegen der unermesslichen Bestäuberfunktion und weil viele der über 500 Wildbienenarten im Bestand gefährdet sind, stehen alle Wildbienenarten unter Naturschutz. Helfen kann man den Wildbienen mit geeigneten Nistmöglichkeiten. Bodenbrütende Arten benötigen vegetationslose Flächen; für Arten, die in hohlen Stängeln nisten, eignen sich Insektennistwände oder „Bienenhotels“.
Zwei Insektennistwände mit interaktiven Infotafeln stehen am Cromford-Biotop und im Erholungspark Volkardey. Doch weitaus wichtiger als Nistmöglichkeiten sind geeignete Futterpflanzen, denn einige Wildbienenarten bevorzugen nur ganz spezielle Pflanzen.
Eine kleine Insektennistwand steht seit zwei Jahren auch vor dem Kindergarten an der Breslauer Straße. Hier pflanzten die Kinder jetzt zusammen mit Klaus Mönch noch geeignete Futterpflanzen wie Lungenkraut, Glockenblume, Fette Henne und Storchschnabel nach.
Mit der Frühlings-Seidenbiene wurde zum elften Mal vom Kuratorium des Wildbienen-Katasters (WBK) die Wildbiene des Jahres gewählt. Jedes Jahr wird eine besonders spannende Art ausgewählt, die Bürgerinnen und Bürgern einen Einblick in die große Welt der kleinen Insekten ermöglichen.
Nistmöglichkeiten und Futterpflanzen werden gebraucht
Bei den Frühlings-Seidenbienen kommen zunächst die männlichen, wenig später die weiblichen Tiere aus ihren Brutröhren. Erkennungszeichen: mehrere nebeneinander liegende große Löcher auf dem Boden. Nach der Paarung sammeln die Weibchen den gelblichen Blütenstaub und legen ihn in die Brutröhre, die sie mit einem seidenartigen Sekret auskleiden, was zu ihrer Namensgebung führte. Auf den Pollen wird dann ein Ei gelegt und die Brutzelle verschlossen. In einer Brutröhre sind oft zehn bis 15 Brutzellen.
Da sich jedes Weibchen nur um die eigene Brut kümmert, nennt man diese Bienenarten Solitär- oder Einsiedlerbienen. Die Nachkommen schlüpfen erst im nächsten Frühjahr. Die jetzt fliegenden Tiere leben nur vier bis sechs Wochen.