Ratingen hilft Große Hilfsbereitschaft für kriegsgeplagte Ukrainer
Ratingen · Unzählige private Helfer organisieren sich derzeit in Ratingen, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Auch die Stadt bereitet sich vor, Menschen aufzunehmen, die vor dem Krieg flüchten.
(abin) „Wir wollten einfach helfen.“ Ungläubig steht Leif Stockhausen inmitten von Hilfsgütern. Sie füllen seit zwei Tagen das Tattoo-Studio Mythos an der Düsseldorfer Straße. Gemeinsam mit Freundin und Studio-Inhaberin Tanja Plewa hatte er einen Aufruf auf Facebook gestartet. Dann wurde das Paar regelrecht überrollt.
„Inzwischen mussten wir die Spendenannahme vorzeitig beenden“, so Stockhausen. Rund 300 Quadratmeter Ladenfläche sind rappelvoll. Zwischen Kisten und Kartons wird weiter gearbeitet, während freiwillige Helfer die Hilfsgüter für den Transport verpacken. „Der erste Transport ist schon weg, der zweite wird gerade vorbereitet“, so die beiden Ratinger.
Persönliche Kontakte in die Ukraine haben sie nicht. Vielmehr haben sie erst nach ihrem Aufruf, Kontakt zu Hilfsorganisationen gesucht und Tipps eingeholt. Inzwischen haben die beiden Organisatoren jedoch eine Liste von Dingen, die dringend gebraucht werden. „Menschen, die geflohen sind, haben Kleidung mitgenommen. Da besteht überhaupt kein Bedarf“, wissen Stockhausen und Plewa. „Dringend benötigt wird medizinisches Material, zum Beispiel Abbindesysteme (Tourniquet-Verband), Verbandsmaterial insbesondere für schwere Verletzungen und Verbrennungen und Schmerzmittel.“ Außerdem auf der Liste: Batterien, Funkgeräte und Artikel für Kinder.
Auch auf dem Gelände der Firma ADC Blackfire an der Harkortstraße herrscht rege Betriebsamkeit. Alexander Dubinsky arbeitet mit Düsseldorfer Hilfsorganisationen zusammen. „Wir unterstützen mit Logistik“, so der Ratinger. Hilfsgüter werden gesammelt, zwischengelagert, sortiert und transportfähig auf Paletten verpackt. Inzwischen holen Spediteure fast täglich Ware ab und bringen sie an die polnische Grenze. Ähnlich wie Tanja Plewa kann Dubinsky nur warnen: „Die Anforderungen, was gebraucht wird, können jederzeit überholt sein.“ Es mache also keinen Sinn, unkoordiniert zu sammeln und auf einen Transport zu hoffen. Er rät deshalb: Lieber zuerst Kontakt mit Hilfsorganisationen aufnehmen. Die wissen genau, was gebraucht wird.
Bei einer Kundgebung am Freitagabend machte Bürgermeister Klaus Pesch deutlich, dass er den Überfall Russlands auf die Ukraine aufs Schärfste verurteilt und nannte die Invasion „menschenverachtenden Irrsinn.“ Er ließ keinen Zweifel daran, dass Ratingen an der Seite der Geflüchteten stehen werde. Auch in einem Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Beyer war die Ukraine vor einigen Tagen Thema. Schätzungen zufolge könnten weit mehr als eine Million Flüchtlinge in die EU kommen, so Beyer. Deutschland müsse sich darauf einstellen, eine bedeutende humanitäre Hilfe zu mobilisieren. „Es ist ein Krieg vor unserer Haustür, nur wenige hundert Kilometer entfernt.“ „Wir müssen uns klarmachen“, so Pesch in dieser Runde, „dass die Menschen, die vor dem Einmarsch flüchten, dies gewiss nicht freiwillig tun.“
Die Stadt Ratingen bereitet sich jetzt darauf vor, Flüchtende aus der Ukraine unterzubringen. Die Verteilung der Menschen auf die einzelnen Kommunen wird vom Bund und vom Land NRW koordiniert. Anfragen von Bürgern, die bereit sind, Menschen aufzunehmen, haben die Stadt schon erreicht. „Derzeit befinden sich alle Beteiligten in der Stadt Ratingen in enger Abstimmung miteinander, um bei Bedarf kurzfristig Versorgung und Unterbringung zu gewährleisten. Sicher ist jetzt schon, dass unterschiedlichste Hilfe und Unterstützung benötigt werden, um als Stadtgesellschaft diese Herausforderung gemeinsam zu bewältigen“, heißt es aus dem Rathaus.
Koordiniert wird die Hilfe von der Integrationsabteilung der Stadt Ratingen zusammen mit dem Fachdienst Integration und Migration des Caritasverbandes im Kreis Mettmann. An ihn können sich auch Bürger, die sich als freiwillige Helfer engagieren möchten, wenden. Sach- und Kleiderspenden werden nicht benötigt. „Das Lager von Rock`n`Rolli des SkF ist voll, sodass die Erstausstattung der Geflüchteten mit Kleidung sichergestellt ist“, so die Stadt.