Bürgerversammlung in Hösel Bürger löchern Verwaltung mit Fragen
Ratingen · Rund 60 Bürger waren der Einladung der CDU Hösel/ Eggerscheidt zur Bürgerversammlung gefolgt. Sie hatten viele Themen auf dem Zettel.
Der Rauch, der sich im Vorfeld der Veranstaltung erhoben hatte – es gab harsche Kritik, der Ortsverband der CDU würde die Verwaltungsspitze instrumentalisieren – hatte sich gelegt. Damit blieb ausreichend Raum für drängende Fragen, auf die sich die Bürger der beiden Stadtteile Antworten erhofften. Fragen gab es reichlich, die Antworten fielen indes nicht immer zur Zufriedenheit der Anwesenden aus.
Bereits im Vorfeld hatten die Veranstalter sich umgehört, was den Bürgern unter den Nägeln brennt, und die Themen in drei Bereiche gegliedert, die sukzessive abgearbeitet wurden: Wirtschaft, Schule und Bauprojekte. Die Gäste tasteten sich vorsichtig heran und wollten wissen, ob die angespannte Haushaltslage der Stadt sich auch auf Projekte in ihren Stadtteilen auswirke. Bürgermeister Klaus Pesch gab eine klare Antwort: „Ja.“ Es folgte ein „Komma, aber“. Pesch sparte nicht mit Zahlen und erklärt, wie es überhaupt zu dieser unerfreulichen Lage kam. Das Ergebnis werden auch die Höseler zu spüren bekommen. „Der Verwaltungsvorstand sucht nach Einsparmöglichkeiten“, so Pesch. Verglichen mit der Gesamteinwohnerzahl Ratingens stünden in Hösel vergleichsweise viele Investitionen an. Er versicherte jedoch, dass die Stadt an den Investitionen für Kitas und Schule nicht rütteln werde.
Pesch präzisierte, dass Verträge zum Kita-Neubau auf einem etwas abseits der Bahnhofstraße (in Höhe der Hausnummer 101) gelegenen Grundstück derzeit notariell verhandelt und in Kürze abschlussreif seien. Er rechnet mit einer reinen Bauzeit von etwa zwei Jahren. Bis dort also neue Kitaplätze entstehen, wird es noch etwas dauern. Der Bau werde aber unabhängig vom Fortschritt des Vorhabens auf dem Goldkuhle-Gelände verfolgt.
In der Wilhelm-Busch-Schule herrscht akute Raumnot
Für den Ausbau der Wilhelm-Busch-Grundschule ist die Ausgangslage ungleich komplizierter, wie Patrick Anders, Erster Beigeordneter der Stadt, erklärt. Bis zum Schuljahr 2022/2023 lief der Schulbetrieb durchweg dreizügig. Dann stiegen die Anmeldezahlen, eine vierte Eingangsklasse wurde gebildet. Doch für die kommenden Jahre sei ein weiterer Anstieg der Schülerzahlen zu erwarten, was in der Wilhelm-Busch-Schule bereits jetzt für akute Raumnot sorge. Zusätzlich, so erläuterte Anders, sehe der Gesetzgeber ab 2026 einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Offenen Ganztag vor.
„Die Zahl der Schüler, die in der Wilhelm-Busch-Schule aufgenommen werden können, geht zulasten der OGS-Plätze“, so Anders. Schon jetzt sind alle Raumreserven aufgebraucht. Ein OGS-Raum musste zugunsten eines Klassenraums aufgegeben werden. Dadurch können weniger OGS-Plätze angeboten werden. Dies könne nur eine Interimslösung sein, ist sich die Verwaltungsspitze einig, die aktuell zwei Planungsmodelle durchspielt: einen Erweiterungsbau am gleichen Standort oder einen zweiten Schulstandort. Container auf dem Schulgelände aufzustellen, könne allenfalls eine Zwischenlösung sein.
Um am derzeitigen Standort eine Fünfzügigkeit mit integrierten OGS-Modell, angepassten Bereichen für die Verwaltung und die Mittagsverpflegung der Schüler zu gewährleisten, müsse ein Teilabriss oder gar Komplettabriss der gegenwärtigen Schule erfolgen, was wiederum neue Probleme mit sich bringt. Die Wilhelm-Busch-Schule stünde jedenfalls gemeinsam mit der Suitbertus-Schule in Mitte und der Heinrich-Schmitz-Schule in Lintorf auf der Prioritätenliste der Stadt ganz oben. Der von den Eltern geforderte Einbau von Luftfiltern ergebe vor diesem Hintergrund keinen Sinn, so Anders. „Wird die Wilhelm-Busch-Schule baulich verändert, müssen die Filter wieder raus.“ Die Besucher der Veranstaltung wollten außerdem von der Technischen Beigeordneten Petra Cremer wissen, wie es mit dem Wohnprojekt Goldkuhle, dem Ausbau der Raststätte Hösel oder der Erneuerung des Kreisverkehrs weitergeht. Alle Projekte sind in Arbeit, werden aber kaum in naher Zukunft realisiert.