Konfirmation in Ratingen Jugendliche sagen „Ja“ zur Taufe

Ratingen · Open Air und im Sommer – was während der Pandemie entstanden ist, hat sich bewährt und wird fortgeführt. Die Konfirmanden in Ost dürfen sich auf ein ganz besonderes Fest freuen.

Konfirmanden in der Friedenskirche in Ratingen Ost proben den Ablauf der Konfirmation mit Pfarrer Gerhold (vorne).

Foto: Achim Blazy (abz)

Sie duzen den Thomas. Und das ist gut so. Sie, das sind die Konfis, die Konfirmanden der Friedenskirche in Ratingen und der Thomas ist der Pastor. Ein Jahr lang standen ihre gemeinsamen Treffen unter dem Motto „Ich geh‘ leben, kommst Du mit?“. Heute Nachmittag kommen sie an – heute (Samstag, 19. August) beginnt um 14 Uhr im Freigelände neben der Kirche die Konfirmationsfeier mit Bandmusik. Und wieder gibt es ein Thema, nämlich „Ist da jemand?“ Bestenfalls hat die Gemeinschaft aus Pastor und Jugendlichen Antworten gefunden auf die drängenden Fragen. Aber – wenn da Fragen geblieben sind, ist das auch kein Verlust. Ist es doch ein Zeichen dafür, dass man im Gespräch bleibt.

Die Pandemie bewirkte, dass schon im letzten Jahr der Termin für die Konfirmation vom Termin um Ostern in die wärmere Sommerzeit verschoben wurde. Das erfreute insgesamt und blieb also. Dann fiel die Entscheidung, nicht vor Tau und Tag zu konfirmieren, sondern erst am späten Mittag, damit anreisende Familienangehörige nicht zu früh aufbrechen müssen. Nun gibt es eine in jeder Hinsicht den Menschen entgegenkommende Feier für 28 Jungen und Mädchen und ihre Familien.

Die Konfirmation ist als Kompromiss entstanden. Sie gilt seither als nachträgliche Zustimmung zur Taufe und dem Christentum als Ganzem. Auf dem Lehrplan im Vorbereitungsjahr stehen meist das Vaterunser, die zehn Gebote oder das Apostolische Glaubensbekenntnis. Auch Filme oder Lesungen aus der Bibel können dazugehören.

Die Basis-Version des Konfirmationsunterrichts sah wöchentliche Treffen donnerstags von 17 bis 18 Uhr in der Kirche vor. Anschließend fand der Konfi-Treff statt – mit freiem Quatschen, mit Essen, gemeinsam Zeit Verbringen. Manchmal open end. Doch der Weg zum wahren Gemeindeglied war keinesfalls arm an beachtlichen Highlights.

So gab es am Anfang einen Wasserskiausflug. Einen Klausurtag in Düsseldorf im März am Donnerstag vor den Osterferien mit Treffen der Landtagsabgeordneten Elisabeth Müller-Witt, einer Diskussion im Landtagspräsidium zu „Politik und Ethik: Was geht und was geht nicht in NRW?“ gehörte zu den ganz besonderen Erlebnissen; ebenso der Besuch im KIT (Kunst im Tunnel) und der Johanneskirche in Düsseldorf.

Der letzte Höhepunkt war eine gemeinsame Inselreise nach Amrum am Ende der Sommerferien. Dabei ging es nicht allein um Meer und Strand, sondern um das Thema: „Was mache ich mit einer Chance?“ Auch wieder eine Frage, auf die sicher wenigstens eine Antwort gefunden worden ist. Pastor Thomas Gerhold und Diakon Werner Geschwandtner trafen auf viele helle Köpfe in der Konfi-Gruppe, auch auf rebellische.

Carina Lucius und Lina Pohlmann, Freundinnen und beide 14 Jahre alt, freuen sich auf den großen Tag. Sie haben Spaß bei den Vorbereitungen gehabt, konnten sich keinesfalls über zu viel Pauken beklagen, kamen aus Familien, in denen die Religion eine angemessene Rolle spielt.

Sie mussten jedenfalls nicht zum Unterricht gescheucht werden. Und schafften es außerdem, das Glaubensbekenntnis auswendig zu lernen. Hoffnungsfroh sind die Konfirmationssprüche, die sie persönlich gewählt haben: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (Carina) sowie „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“ (Lina).

Und dann gefiel den beiden Mädchen auch noch dasselbe dunkelblaue Kleid, als sie nach was Schickem für den besonderen Tag suchten. Sie kauften es schließlich. Schick werden wohl alle an der Friedenskirche erscheinen. „Es soll schon für alle etwas Besonderes sein“ meinen die beiden.

Im vergangenen Jahr hatten die Jugendlichen das, was so niedlich „Konfi-Café“ und „Konfi-Talk mit den Eltern“ genannt wird. Pastor Gerhold blickt auf eine Zeit zurück, in der ihm mit der Truppe wahrhaft wache Geister begegnet sind, die neben den klassischen religiösen Themen immer wieder aktuelle – wie Krieg in der Ukraine – beschäftigt haben.

Offiziell enden die Aufgaben der Paten mit der Konfirmation, weil der oder die Jugendliche dann religionsmündig ist. „Aber es ist natürlich schön, wenn die Kontakte zwischen Paten und Patenkind ein Leben lang bestehen bleiben“. Sagt nicht zuletzt evangelisch.de, die schlaue Internetseite der Kirche.

Mit der Konfirmation haben die jungen Leute unter anderem das Recht, in allen evangelischen Gemeinden am Abendmahl teilzunehmen, Pate zu werden, eine Nottaufe vorzunehmen, als Erwachsener an kirchlichen Wahlen teilzunehmen oder in kirchliche Ehrenämter gewählt zu werden.