(abin) Wer irgendwo in Deutschland einen „Scharfen Griechen“ aus dem Kühlregal fischt, der hält einen kulinarischen Gruß aus Ratingen in der Hand. Bahadir Ergüllü produziert seit 2006 Botaufstriche mit mediterraner Note in der Stadt. Und das mit solchem Erfolg, dass er sein Unternehmen jetzt erweitert hat.

Dabei hat alles ganz klein angefangen. „1998 habe ich meine Ausbildung als Chemielaborant abgeschlossen“, so Ergüllü. Da sein Ausbildungsbetrieb schloss, suchte der Ratinger eine Beschäftigung und fand sie bei einem Kollegen, der ein Feinkost-Geschäft betrieb. Ergüllü fand Gefallen an der neuen Aufgabe und eröffnete kurze Zeit später seine eigene Filiale in Wesel; zwei weitere folgten.

„Wir haben schon damals alle Produkte selbst hergestellt“, erinnert sich der Ratinger an die Zeit, in der er täglich mehrere Blöcke Käse hobelte und kiloweise Gemüse und Knoblauch schnitt. Wenn um die Mittagszeit weniger Kunden kamen, testete er neue Rezepte, füllte die Brotaufstriche in kleine Behälter und ließ die Kunden probieren. „Durch den engen Kontakt zu den Menschen habe ich immer sofort Feedback erhalten und konnte die Rezepte verändern und weiterentwickeln“, so der Ratinger. „Die Kunden haben die Rezepturen also mitgestaltet.“ Nur, was Ergüllü selbst schmeckte, fand den Weg in die Theke und nur, was die Kunden goutierten, wurde am Ende produziert. So ist es bis heute.

2006 wagte Ergüllü dann einen großen Schritt. Er gab seine Filialen auf und konzentrierte sich ganz auf die Produktion seiner Brotaufstriche. „Ich habe nächtelang schlecht geschlafen“, gibt er heute zu. „Es war ein finanzielles Wagnis.“ Auf 250 Quadratmetern stellte das damals noch kleine Team (es gab nur eine Mitarbeiterin) in Tiefenbroich seine Produkte her. „In den ersten Monaten haben sich die Produkte noch im Kühlregal verloren“, sagt Ergüllü.

Um seine Erzeugnisse in Supermarktregalen zu platzieren, musste Ergüllü regelrecht Klinken putzen. „Einen festen Platz im Sortiment zu erhalten, ist sehr schwer“, so der Ratinger. „Man muss zahlreiche bürokratische Hürden meistern, die nicht nur Zeit, sondern auch Geld kosten.“ So war eine Zertifizierung (die IFS-Zertifizierung stellt hohe Standards bei Produkten und Herstellung sicher) erforderlich, ohne die die Ratinger Produkte nicht von den Händlern akzeptiert worden wären. Schließlich musste Ergüllü mit jedem einzelnen Händler Kontakt aufnehmen, um für seine Produkte zu werben. Der Ratinger gab nicht auf und sein Durchhaltevermögen zahlte sich aus.

2013 wurde die Produktionsstätte in Tiefenbroich zu klein und die Ergüllü GmbH zog in neue Räumlichkeiten am Voisweg um. 1000 Quadratmeter Produktions- und Lagerfläche und rund 500 Quadratmeter Verwaltung wollten mit Leben gefüllt werden. „2018 wurde es schon wieder eng“, sagt der Firmenchef, der sich umgehend daransetzte, Ausbaupläne für sein Unternehmen zu schmieden. Noch vor Ausbruch der Pandemie stand der Rohbau. „Glücklicherweise, denn danach sind die Baukosten regelrecht explodiert.“ Ergüllü erweiterte die Produktions- und Lagerkapazitäten auf rund 5000 Quadratmeter und passte auch das bestehende Gebäude an die neue Optik an.

„Wir arbeiten in vier Produktionslinien nach modernsten Hygienerichtlinien und mit aktueller Technik. Bei der Ausstattung des Gebäudes haben wir auf Nachhaltigkeit gesetzt. Wir wollten uns zukunftsweisend aufstellen und haben die nächsten 20 Jahre im Blick“, so der Unternehmer. Dem Standort will er auf jeden Fall treu bleiben. Ergüllü und seine Familie sind fest in ihrer Heimatstadt verwurzelt.

Nachdem der Erweiterungsbau jetzt fast abgeschlossen ist, kann sich Ergüllü wieder auf neue Rezepte konzentrieren. Die derzeit 15 Brotaufstriche mit mediterraner Note sollen im kommenden Jahr Zuwachs bekommen. Ob sie dem „Scharfen Griechen“ jedoch den Rang ablaufen können, bleibt abzuwarten.