Gesundheitsversorgung in Ratingen Notdienstpraxen sollen Ende August schließen
Ratingen · Nach der Schließung des Krankenhauses will nun die Kassenärztliche Vereinigung die Notfallpraxen aufgeben. Das MVZ Radiologie und Nuklearmedizin allerdings bleibt bestehen.
Die Gerüchte machten in Ratingen schon länger die Runde, nun hat es die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein auf Anfrage bestätigt: Die Notdienstpraxis im Ärztehaus an der Mülheimer Straße schließt ebenfalls. Allerdings erst Ende August.
„Wir haben in Ratingen sehr gut und lange mit dem St. Marien-Krankenhaus kooperiert, die Klinik hat uns auch die Räumlichkeiten für die beiden Notdienstpraxen vermietet. Wir sind insofern von der Entscheidung des Krankenhaus-Trägers beziehungsweise der des Insolvenzverwalters unmittelbar betroffen, da unsere Notdienstpraxen in Nordrhein grundsätzlich an oder in einem Krankenhaus angesiedelt sind“, erklärt die KV. Dies werde im Sozialgesetzbuch V (§ 75 Abs. 1b) so auch vorgegeben: („[…] „Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen den Notdienst auch durch Kooperation und eine organisatorische Verknüpfung mit zugelassenen Krankenhäusern sicherstellen; hierzu sollen sie entweder Notdienstpraxen in oder an Krankenhäusern einrichten oder Notfallambulanzen der Krankenhäuser unmittelbar in den Notdienst einbinden.[…]) sowie in einer entsprechenden Vereinbarung mit dem NRW-Gesundheitsministerium (MAGS) verbindlich festgehalten: Flächendeckende Einführung von Portalpraxen | Mit Menschen für Menschen. (mags.nrw)“
Die Kassenärztliche Vereinigung hat mit dem Insolvenzverwalter vereinbaren können, dass die Räumlichkeiten vorübergehend bis Ende August weiter genutzt werden können, solange werden die Notdienstpraxen zu den gewohnten Zeiten weiterbetreiben.
Maßgeblich für diese Entscheidung seien insbesondere die Überlegungen, dass für eine Übergangszeit den Patientinnen und Patienten eine ambulante Anlaufstelle verbleibt und so geprüft und beobachtet werden kann, ob die Patientinnen und Patienten trotz der Klinikschließung zur ambulanten Versorgung in die Notdienstpraxen gehen.
„Nach unserer Situationsanalyse können die in Ratingen behandelten ambulanten Fälle aber im Grundsatz durch die umliegenden Notdienstpraxen aufgefangen werden“, teilt die KV weiter mit. Diese befinden sich unter anderem im Evangelischen Krankenhaus an der Kronenstraße in Düsseldorf oder im Helios Klinikum Niederberg in Velbert. Zudem gebe es in Ratingen weiterhin für nicht-mobile beziehungsweise bettlägerige Patientinnen und Patienten unverändert den Hausbesuchsdienst (Fahrdienst), der Erkrankte außerhalb der Sprechstundenzeiten in ihrer eigener Häuslichkeit versorgt. Dieser steht über die kostenlose Rufnummer 116 117 unverändert zur Verfügung.
Andere Situation beim MVZ Radiologie und Nuklearmedizin
Mittelfristig sei jedoch auch aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen eine notdienstliche ambulante Versorgung ohne angegliedertes Krankenhaus medizinisch nicht weiter vor Ort aufrecht zu erhalten. Sämtliche Notdienst- beziehungsweise Portalpraxen in Nordrhein (insgesamt fast 80) haben eine direkte Anbindung an eine Klinik, „es gibt keinen Standort ohne Klinikanbindung“. Wie aus Kreisen der Kommunalpolitik zu erfahren war, wollen Politik und Verwaltung alles daransetzen, die beiden Notdienstpraxen doch noch in Ratingen zu erhalten.
Ganz anders stellt sich die Situation im MVZ Radiologie und Nuklearmedizin in seinen angemieteten Räumen im Marien Krankenhaus unter dem Seniorenheim an der Werdener Straße dar. Wie dessen Leiter Dr. Dirk Möllmann erklärt, seien die Räume bis 2031 angemietet. Und daran ändere auch die Insolvenz des Krankenhauses nichts. Sein aktuelles Problem: Patienten kämen erst gar nicht oder sagten ihre Termine ab mit der Begründung, dass ja auch die Praxis schließe. „Dieses ist jedoch nicht der Fall, da wir unsere Tätigkeit in der bewährten Form uneingeschränkt fortsetzen“, erklärt Möllmann. So bleibt also auch weiterhin die einzige Anlaufstelle in Ratingen für eine Kernspintomographie erhalten.