Ratinger Jonges sanieren den Portikus
Mit der Unteren Denkmalbehörde ist das mehr als 200 Jahre alte Bauwerk hergerichtet worden.
Ratingen. Manch einer muss schon ganz tapfer sein, wenn er den frisch restaurierten „Portikus“ — das Häuschen für ein großes Kreuz — im Ehrenfriedhof am Peter Brüning-Platz betrachtet: Bei aller Liebe nennt man die Farbe landauf, landab babyblau. Doch so etwas lässt sich selbst der mitgliederstärkste Ratinger Männerverein nicht von allein einfallen und verwirklichen — da sucht auch er Hilfe. Die fand sich bei den höheren Instanzen der Unteren Denkmalbehörde.
Genauer nach dem Namen des blassen Blaus gefragt, machte sich Anja Wieling vom entsprechenden Amt gestern daran, den exakten Namen des überraschenden Tons zu ergründen und fand in einer ziemlich umfangreichen Akte die Bezeichnung „KEIM Farben, Avantgarde, Nr. 142“. — Interessant für denjenigen, der die Schattierung im Internet suchen und sich dann zu Hause daran erfreuen möchte.
Doch der Portikus, um 1809 aus den Bruchsteinen einer Kapelle (1909 abgebrochen) vom Vorplatz von St. Peter und Paul erbaut, der ist nicht nur hellblau. Er umschließt ein sorgfältig restauriertes Friedhofskreuz mit Korpus und ist bereits durch die Stadt „gewandert“. Nach dem ursprünglichen Standort rund um die Kirche gab es die Friedhöfe für evangelische und für katholische Christen dies- und jenseits der Angerstraße ihre Friedhöfe. Dort war dann auch das Friedhofskreuz zu Hause. Für Gräber gab es bald keinen Platz mehr. Der Kirchhof wurde zur Friedhofstraße verlegt, das Kreuz blieb zunächst. Der jetzige Ehrenfriedhof erhielt ein neues Gesicht mit Mahnmal und gärtnerischer Umgestaltung. Und die Jonges nahmen schon einmal Geld in die Hand und waren außer dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege und dem Bauunternehmer Calogero Pizzino Sponsoren eines frisch gestrichenen und ordentlich wieder hergestellten Bauwerks.
Wenn ein solches Objekt allerdings den Witterungen ausgeliefert ist, den Zerstörern und Gedankenlosen, ist seine Schönheit rasch dahin. Ein rundes Vierteljahrhundert ist eine Zeit, in der schon ganz andere Bauten mitgenommen wurden. Also stimmten die Chef-Jonges 2014 ihre Mitglieder auf eine neue Aufgabe ein — Verantwortliche hatten im Herbst des Vorjahrs schon die groben Schäden festgestellt.
Nun bedeuten solche Hilfen immer große finanzielle Unterstützung. Die Jonges haben immer gewusst, wie sie an erforderliche Gelder kommen konnten. Und das klappte auch diesmal. Ein Jong, nämlich der Ratinger Zahnarzt Leonhard Dehl, hatte zum zehnjährigen Praxisbestehen eine Spende für die Restaurierung des Denkmals springen lassen, die in etwa dem entsprach, was er sonst an einem Tag einnimmt. Es war eine der höchsten Einzelbeträge, die der Verein je bekam. Und davon konnte man eine Menge Farbe kaufen. Was den Jonges hoch anzurechnen ist: Sie haben die Stadt nicht „verschängeliert“ (Ratinger Mundartwörterbuch, Seite 91), nicht verschandelt, indem eher fragwürdige kunstgewerbliche Neuschöpfungen ins Stadtbild gegeben wurden. Sie haben, getreu ihrem Grundsatz, beständig die Historie gepflegt und erhalten. Wenn es auch nicht immer einfach war. Die Vorstandsmitglieder Klaus Hamacher, zuständig für historische Bauten, und Guido Multhaupt, zuständig für Stadtbildpflege, hatten sich für das Unternehmen stark gemacht.