Rosenmontag: Ratinger Prinzenpaar am Ziel seiner jecken Träume
Ratingens Narren feierten den jecken Höhepunkt der Session ausgelassen und friedlich.
Ratingen. Michael Hellmund hat gute Chancen, als Ehrenmitglied in die „Hall of Fame“ des Ratinger Karnevals aufgenommen zu werden. Als Schirmherr ist der Vorstandschef von Keramag traditionell fürs Wetter am Rosenmontag zuständig. Und er hat seine Sache mehr als anständig gemacht: Temperaturen knapp über Null, reichlich Sonne trotz einiger dunkler Wolken, trocken, kaum Wind. Kein Vergleich zu den Gefrierschranktemperaturen noch vor einigen Tagen. Und so gab es Schulterklopfen und Anerkennung von allen Seiten.
Aber auch das Prinzenpaar war höchst zufrieden mit dem Wetter. In Thermo-Unterwäsche, mit dickem Schal und Handschuhen konnten Joachim I. und Michaela I. die mehr als drei Stunden auf ihrem Prunkwagen nicht nur überstehen, sondern auch genießen. Sie waren schließlich das Ziel ihrer jecken Träume angekommen. „Das ist einmalig hier“, freute sich der Prinz, der noch über eine erstaunlich intakte Stimme verfügte.
Für ihre Lieblichkeit stand dagegen der Höhepunkt der Session zeitweilig auf der Kippe: Die Prinzessin hatte sich eine böse Erkältung eingefangen und lag am Wochenende mit Fieber im Bett. „Das wollte ich mir aber nicht entgehen lassen. Kein Rosenmontagszug? Das wäre eine Katastrophe gewesen“, sagte sie und schaufelte unermüdlich Kamelle, Schokoriegel, Kekse und Kaubonbons unters Narrenvolk. Aufs schicke Prinzessinnenkleid hat sie allerdings zugunsten von Thermojeans und Skiunterwäsche verzichtet. Das fiel der zigtausendköpfigen Jeckenschar am Straßenrand aber gar nicht auf: Die sah nur ihre Prinzessin auf dem Prunkwagen mit blau-weißen Umhang. . .
Apropos Prunkwagen: Das Gefährt aus der Wagenbauschmiede des Düsseldorfer Jacques-Tilly-Teams war ein echter Blickfang im Zoch. Motto: Ratingen trifft Italien — das Lieblingsziel des Prinzenpaares. Aber auch die Schirmherren von Keramag hatten sich richtig ins Zeug gelegt und ihren in frischem Sanitär-Blau und -Weiß gehalten Motivwagen mit Klohäuschen und einer anspielungsreichen Botschaft auf den Weg geschickt: „Seit über 100 Jahren schon, gibt’s bei uns den schönsten Thron!“
Überhaupt hatten sich die Gesellschaften, Vereine und Gemeinden in diesem Jahr besonders viel Mühe gegeben mit ihren aufwendigen und liebevoll gestalteten Wagen. So schwebten die Pfarrjugend und Messdiener von St. Peter und Paul über den Wolken, die Blaumondschlümpfe der Gemeinde St. Anna zogen ihr knubbeliges Schlumpfhaus mit sich, die Liebfrauenschule — im 111. Jahr ihres Bestehens erstmals dabei — war „prinzlos glücklich“ unterwegs. In einer Burg war auch die Martin-Luther-King-Gesamtschule auf Achse — ebenfalls als Premiere. Die Stadtwerke regten indes mit ihrem jecken Motto so manchen Narr am Zugweg zum Nachdenken an: „Intelligent sind wir doch lange schon, jetzt wird’s bei uns auch noch der Strom!“ Wer bei der Auswahl dieses Statements unter Strom gestanden hat?
Achim Pohlmann moderierte gewohnt kenntnisreich und witzig am Marktplatz in lichter Höhe vom Hubsteiger aus den närrischen Lindwurm, der sich insgesamt drei Stunden lang durch die Innenstadt schlängelte.