Schon seit 15 Jahren ist sie Messdienerin
Doch die 24-jährige Stefanie Schäper lässt in St. Peter und Paul jetzt die Jüngeren vor.
Ratingen. Wenn Stefanie Schäper Anrufe am mobilen Telefon nicht annimmt — und da hat sie ganz strikte Grundsätze — dann ertönt eine Stimme, die man ihr eigentlich nicht zuordnen möchte. Stefanie ist nämlich nicht putzig. Sie ist ganz handfest, hat eherne Ansichten, kann zupacken und tatkräftig helfen. Also — ihre Stimme im tatsächlichen Leben klingt anders. Und ihr offenes Lachen ist froh.
Sie ist jetzt 24 Jahre alt und seit „Urzeiten“ mit der katholischen Pfarrei St. Peter und Paul verbandelt — sie ist Messdienerin, organisiert Aktionen als Mitglied des Jugendleitungsteams, hilft, wann immer sie es kann. Und nun sagt sie: „Nach 15 Jahren als Messdienerin und gut halb so vielen Jahren als Jugendleiterin höre ich damit mal auf.“ Sagt’s und lächelt und fügt hinzu, dass sie natürlich hier und da noch was Soziales machen werde.
Dabei gehörte Stefanie Schäper nicht mehr unbedingt zu den Vorreiterinnen, aber immerhin doch zu den jungen Frauen und Mädchen, die den Hilfsdienst am Altar verrichten. Bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war das nur männlichen Katholiken vorbehalten. Der Dienst von Ministrantinnen ist mittlerweile in vielen Ländern Westeuropas fest etabliert und geschätzt, Gemeinden, in denen nur Jungen dienen, sind eine Ausnahme. Andererseits gibt es immer noch Länder, in denen weibliche Ministranten noch selten zu finden sind, darunter Polen und Litauen.
Ihre Geschwister sind neun und elf Jahre älter als sie, haben Patentreferentin und Bankkaufmann gelernt und keinesfalls die kleine Schwester ermuntert, mal was ganz Schräges zu lernen und so aus der familiären Art zu schlagen. Die Eltern geben mit ihrem Beispiel an Engagement und Verantwortung in kirchlichen Bereichen schon in gewisser Weise eine Marschrichtung vor.
Natürlich gibt es für eine junge Frau, selbst, wenn sie so engagiert ist wie Stefanie, auch noch ein Leben neben der Kirche — wenngleich mit christlichem Verständnis.
Sie hat die Liebfrauenschule besucht und ist zielstrebig über das Adam Josef Cüppers-Kolleg zur Fachhochschulreife gekommen, hat am Max Weber-Berufskolleg in Düsseldorf eine berufsbezogene Schulausbildung absolviert und seit fast einem Jahr einen Abschluss mit dem kurz-knackigen Namen „Patentanwaltsfachangestellte“.
Beim ehemaligen Lehrherrn und jetzigen Arbeitgeber ist sie wohl gelitten, wie ihre Kollegin Claudia Neumann gern bestätigt: „Die Steffi ist fleißig und hilfsbereit und überaus kollegial“ — wer würde das nicht gern von sich hören?
Wenn sich diese Steffi nun komplett aus den kirchlichen Ämtern ausklinkt, dann ist das natürlich für viele, die sich immer wieder auf sie (und nicht nur im Notfall) verlassen konnten, vielleicht eine schwierige Situation.
Doch sie scheint es gut vermitteln zu können, dass sie nicht mit Stress davongeht, sondern, dass „jetzt auch mal Jüngere dran sind“. Was sich als Spruch einer 25-Jährigen schon ganz lustig anhört. Sie macht freundlich klar, dass sie sich keinesfalls mit schmeichelnden Worten wieder einfangen lassen wird.
Einige „Jüngere“ stehen schon in den Startlöchern, während Stefanie Schäper überlegt, was sie denn in und mit der neu gewonnenen freien Zeit anfängt. Reisen vielleicht? Sich mehr um sich als um andere kümmern? Was ganz Neues anfangen? Sie ist ein Kümmerer, hat unterschiedliche Freundeskreise und alle gepflegt. Das kann also ganz gut weitergehen.