Seit 33 Jahren Dienst an der Urne

Für den Wahltag sind etwa 600 Bürger verpflichtet worden. Die meisten kommen aus der Verwaltung.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Der Muttertag fällt für Dagmar Kolbe mal wieder flach: Seit 33 Jahren ist sie bei jeder Wahl dabei. Als städtische Mitarbeiterin steht sie wie ihre Kollegen ganz oben auf der Liste derjenigen, die fürs Ehrenamt verpflichtet werden. Etwa 600 Wahlhelfer sind am Sonntag in Ratingen Einsatz. „Hervorragende Arbeit als Vorsitzende“, bescheinigt ihr Frank Meißner, Chef des Bürgerbüros und Wahlleiter. Solche erfahrenen Kollegen sind unverzichtbar, denn die jeweils sechsköpfigen Wahlvorstände werden jedes Mal neu zusammengestellt.

Dagmar Kolbe („Ich bin gerade noch U-50“) hat bereits mit 16 Jahren bei der Stadt Ratingen angefangen zu arbeiten. Heute ist sie zuständig für Immobilienmanagement, Flächenverwaltung und Hausverwaltung. Derzeit kümmert sie sich um den Belegungsplan für den Rathaus-Neubau: Wer zieht in welches Büro, welche Änderungen müssen dem Bauunternehmen denn noch mitgeteilt werden?

Der Ruf des Wahlleiters kann jeden Bürger über 18 ereilen. Weil erster und zweiter Vorsitzender sowie der Schriftführer gerne mit Behörden-Mitarbeitern besetzt werden, „trifft“ es die städtischen Angestellten besonders oft. Immerhin: Für die Zwangsverpflichtung zum Ehrenamt gibt es bei der Stadt einen freien Tag. Ausnahmen gibt es wenige: Nur, wenn man nachweisen kann, vor der Anfrage des Wahlbüros zum Beispiel eine Reise gebucht zu haben, sei man raus, sagte Kolbe. Sie selbst hat kein Problem mit dem Dienst an der Urne: „Das ist ein wichtiges Ehrenamt.“ Auch in ihrer Familie gibt es darüber keine Diskussion. Der Ehemann hat selbst schon mitgeholfen, der Sohn ist freiwilliger Feuerwehrmann — das Ehrenamt steht bei den Kolbes ganz hoch im Kurs. Als erfahrene Vorsitzende im Wahllokal der Musikschule verteilt sie ihr Team auf Früh-und Spätschicht bereits vor dem Sonntag: Eigentlich müssten dafür morgens um acht Uhr alle antreten. Nach 18 Uhr ist dann das Auszählen Pflichtprogramm für alle. Kolbe wird dann die „Schnellmeldung“ mit dem Ergebnis ans Wahlbüro durchtelefonieren. Alle Unterlagen müssen danach persönlich von ihr abgegeben werden. Erst dann können die Wahlhelfer das „Erfrischungsgeld“ verprassen, das bei der jüngsten Kommunalwahl leicht erhöht wurde. Bei Kolbe gibt es das übrigens erst, „wenn alle unterschrieben haben“. Frank Meißner hat im Gegensatz zu vielen Kollegen in anderen Städten keine Probleme, genügend Helfer zu bekommen. Auch krankheitsbedingte Ausfälle könne man noch ausgleichen, hoffte er gestern. Es muss also niemand Sorge haben, als Wähler am Sonntagmorgen „zwangsrekutiert“ zu werden. Das sei in den vergangenen 20 Jahren nur einmal vorgekommen, erinnert sich Kolbe. Der Trend zur Briefwahl hält weiter an. Bis gestern zählte Meißner bereits 12 600 Briefwahlunterlagen.

Bei der Landtagswahl 2012 waren es noch 11 600. In Ratingen sind etwa 68 000 Bürger wahlberechtigt. Die Wahllokale haben am Sonntag, 14. Mai, von 8 bis 18 Uhr geöffnet.