Handball Ratingen siegt mit Tempo und Wucht

Ratingen/Langenfeld. · Die SG Ratingen gewinnt 32:31 gegen Aldekerk, Langenfeld siegt in Korschenbroich.

Nur ganz schwer zu stoppen: Sam Schäfer (am Ball) bot eine starke Vorstellung gegen den TV Aldekerk und erzielte die meisten Feldtore der SG Ratingen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Ace Jonovski musste erst einmal daran erinnert werden, dass sein Team gewonnen hatte. „Ja, okay, aber das ist auch das einzig Gute“, sagte der Trainer der SG Ratingen nach dem 32:31 (15:15)-Sieg in der Handball-Regionalliga gegen den TV Aldekerk. „Wir haben einfach zu viele Gegentore kassiert, gerade zu Hause“, ergänzte Jonovski, der sich so gar nicht über die zwei Punkte freuen wollte und sein Team nach Schlusspfiff erst einmal in der Kabine versammelte.

Tatsächlich waren die 31 Gegentore erstaunlich, zumal Nils Thorben Schmidt mit 18 Paraden eine sehr gute Partie im Tor ablieferte und etwa beim 31:30 einen Gegenstoß hielt und so den Ausgleich verhinderte. Allerdings fehlte der SG in den letzten 20 Minuten auch ihr Abwehrchef, da Thomas Bahn mit drei Zeitstrafen ausschied. Die erste hatte er bekommen, weil er seinen Gegenspieler im Gesicht erwischt hatte, die zweite nach einer Abwehr von vorne, die sicherlich keine Strafe nach sich ziehen muss, und bei der dritten war wieder eine Hand im Gesicht eines Aldekerkers – allerdings nicht die des Bestraften. „Das war Sam“, sagte Bahn über seinen Nebenmann Schäfer. „Er ist auch noch zu den Schiris hingegangen und hat gesagt, dass ich das nicht war, sondern er. Da hätten sie Größe zeigen können – haben sie aber nicht.“ Schäfer bestätigte Bahns Version und ergänzte: „Ohne ihn ist uns ein bisschen die Kraft ausgegangen, weil er das Spielsystem hinten bestimmt.“ Dabei hatte Bahn sogar im Angriff angefangen und bekam so seinen Wunsch nach mehr Verantwortung im Angriff, den er im Gespräch mit unserer Redaktion geäußert hatte, erfüllt. Er traf auch gleich zum 1:0, doch nach und nach taten sich die Ratinger immer schwerer gegen die offensiv-aggressive 3-2-1-Deckung der Gäste. „Das konnte ich von draußen gut beobachten“, sagte Schäfer, der die ersten 17 Minuten auf der Bank gesessen hatte und nach Jonovskis Auszeit beim Stand von 6:9 ebenso aufs Feld kam wie Filip Lazarov. Und beide drückten dem Spiel danach ihren Stempel auf: Schäfer erzielte mit Tempo und Wucht sieben Tore, Lazarov glänzte als Entscheidungsspieler und hundertprozentig sicherer Siebenmeterschütze. So drehte die SG nach der Pause beim 17:16 durch Yannik Nitzschmann – auf Zuspiel von Lazarov – das Spiel, Aldekerk blieb aber immer dran. Es folgte die Rote Karte für Bahn, die die Ratinger anfangs gut verkrafteten: Nitzschmann gelang in Unterzahl ein Steal mit erfolgreichem Gegenstoß zum 22:21, dann blockte Christian Mergner einen Wurf so, dass Schmidt ihn mühelos halten konnte, vorne setzte Alexander Oelze noch Mergner ein – 23:21, die Unterzahl ging klar an die SG. „Durch Fehlentscheidungen wächst halt die Motivation“, fand Nitzschmann trocken.

SGL schockt den
nächsten Favoriten

Die SG Langenfeld wird zum Favoritenschreck: Nachdem der Handball-Regionalligist im Herbst bereits Tabellenführer TuS 82 Opladen mit 32:26 besiegt hatte, rang der Neunte jetzt auch den Zweiten TV Korschenbroich mit 29:25 (11:12) nieder. „Das war toll! So etwas würde ich gern öfter sehen“, sagte ein euphorisierter Langenfelder Trainer Markus Becker nach der Partie und ließ sich das verdiente Sieger-Bier reichen. Die Parallelen zum Opladen-Spiel waren dabei nicht zu übersehen: Langenfeld leistete auch gegen Korschenbroich einen echten Kraftakt und bleibt auf drei Zähler am Tabellendritten TSV Bonn rrh. dran.

Dass die Langenfelder die starken Gäste bezwingen konnten, lag vor allem an der zweiten Hälfte. Denn zum Spielbeginn leisteten sich die Hausherren viele Fehler im Abschluss und waren in der Abwehr immer wieder verwundbar. „Da haben wir einige Tore aufgrund mangelhaften Rückzugsverhaltens bekommen“, analysierte Becker. Nach dem Wechsel änderte sich das – und der zum Saisonende scheidende Becker traf mit der Hereinnahme der beiden Rückraumakteure Ole Völker und Tim Rahmann ins Schwarze.

Besonders Rahmanns vier Treffer dürften dabei Balsam auf die Seele gewesen sein. Denn der wurfstarke Handballer saß zuletzt oft auf der Bank. „Ich bin im vergangenen Jahr aus der Verbandsliga Mittelrhein gekommen und musste erstmal warm werden“, sagte der 22-Jährige, der seinen Vertrag kürzlich um ein Jahr verlängert hat. „Ich hätte natürlich gern mehr gespielt, jetzt in der Rück­runde will ich aber angreifen.“ Argumente dafür sammelte er in der Schlussphase gegen Korschenbroich. Immer wieder brach Rahmann links durch die Deckung des Favoriten und warf zielsicher ein. „Ich habe wirklich einen Glückstag erwischt. Wenn ich so spiele, stellt mich der Trainer bestimmt die eine oder andere Minute mehr aufs Feld“, sagte Rahmann glücklich. Und auch Becker fand: „Tim kommt immer besser rein und hat mehr Selbstbewusstsein. Er ist im Training inzwischen auch eine richtige Alternative zu Felix Korbmacher im Rückraum geworden.“

Gleich fünfmal warf Völker ins Gehäuse. Der gehört ohnehin zu Beckers wichtigsten Akteuren und stellt seine Klasse immer wieder unter Beweis. „Ole ist mit seinem Eins-gegen-Eins überragend“, lobte Becker. Wie Rahmann erzielte auch Völker alle seine Treffer in der Schlussviertelstunde der Partie.