Studenten zeigen Ideen für Neubau

In der Sparkasse werden Entwürfe für behindertengerechtes Wohnen an der Lintorfer Straße präsentiert.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Es geht um Visionen und um die Debatte darüber, was auf dem Areal der alten Feuerwache an der Lintorfer Straße möglich ist. Für Vibra, den Verein zur Förderung der Inklusion in Ratingen, ist klar: Man will behinderte Menschen in die Mitte nehmen, sie teilhaben lassen am Leben und Wohnen in der Innenstadt. Nun gibt es jede Menge Anregungen und Denkanstöße, die in Form von Modellen und Bildern ab sofort in der Hauptfiliale der Sparkasse HRV zu sehen sind.

Studenten aus dem Fachbereich Architektur der Hochschule Düsseldorf (früher Fachhochschule) haben sehr konkrete Ideen entwickelt. Der Vibra-Vorstand um Barbara Emser und Karin Keune hatte die Zusammenarbeit mit der Hochschule in Gang gebracht.

Diplom-Ingenieur und Lehrbeauftragter Miro Perossa stellte die sozialen Aspekte dieses so wichtigen Wohnprojekts für Ratingen heraus: Es sei ein klarer Trend zu erkennen, betonte er anlässlich der Ausstellungseröffnung. In der Stadt zu leben, sei ein Privileg der Reichen. Und eine Stadt werde immer mehr zum Zufluchtsort der Armen. Botschaft: Wohnraum muss bezahlbar sein. Prodekan Robert Niess stimmte ihm zu: Die Städte hätten es in den vergangenen Jahren versäumt, bezahlbare Wohnungen in ausreichendem Maße zu bauen.

Für Barbara Emser ist klar: „Unser Ziel ist es, dass Menschen mit Behinderungen und Unterstützungsbedarf ihre Wohnform frei wählen können und dabei die nötige Hilfe erhalten.“ Wie dieses Wohnen aussehen kann, verdeutlichte Studentin Teresa Wieser anhand ihrer Zeichnungen: „Meine Pläne sehen unter anderem eine Bibliothek, einen Jugendtreff und ein Café vor.“ Die am Projekt beteiligten Studenten betonten, dass dieses Areal aufgrund seiner Größe und innenstadtnahen Fläche für ein Wohnprojekt äußerst reizvoll sei.

Für das Projekt gibt es zwei Bewerbergruppen: Die Verwaltung bevorzugt laut eigener Ausarbeitung eindeutig das Konzept von WIR (Wohnen Innovativ in Ratingen), weil das Mehrgenerationenwohnen dort verbindlicher dargestellt werde als beim Mitbewerber MAF (Mehrgenerationenwohnen Alte Feuerwache Ratingen).

Die alte Wache wird seit dem Wegzug der Feuerwehr ins neue Gebäude am Voisweg von der Stadt genutzt, zuletzt zogen nach dem Rathausabriss einige Mitarbeiter dort ein. Wenn das Rathaus Ende 2018 fertiggestellt ist, sollen die Gebäude freigezogen werden. Besonders Christian Wiglow, SPD-Fraktionschef, hatte sich stets für preiswerten Wohnraum auf diesem innerstädtischen Filetgrundstück eingesetzt: „Bezahlbarer Wohnraum kann auch städtebaulich sehr attraktiv sein.“

Die Verwaltung hält es für sinnvoll, das gesamte Gelände an eine Baugruppe zu übergeben. Beide seien auf Bonität geprüft worden. Die Stadtplaner loben beim WIR-Konzept die genauen Vorstellungen über die künftige Bewohnerstruktur der etwa 40 Wohneinheiten für etwa 90 Personen, darunter 13 Familien: 40 Prozent über 55 Jahre, 33 Prozent Familien mit Kindern, 23 Prozent unter 55 Jahre und vier Prozent Bewohner mit Unterstützungsbedarf. Die Baugruppe WIR plant Gruppen- beziehungsweise Einzelwohnungen für acht Bewohner mit Handicap. Mit im Boot als einer der 15 Gesellschafter ist auch Vibra. Der Grundstückspreis soll sich laut Verwaltung am Marktpreis orientieren und werde vom Gutachterausschuss ermittelt. Pro Wohneinheit soll mindestens ein Stellplatz vorgeschrieben werden. Außerdem will die Verwaltung prüfen, ob der städtische Seniorentreff Mitte integriert werden kann. „Eine interessante Idee“, wie Erhard Raßloff, der frühere Leiter des Sozialamtes, betonte.