Trauer bringt Ratinger in der Kirche zusammen

Spontane Gedenkstunde nach den Anschlägen von Paris.

Foto: A. Blazy

Ratingen/Heiligenhaus Damit hatte niemand gerechnet, dass man sich — nach der großen Demo im Frühjahr — erneut aus erschütterndem Anlass so schnell wiedersehen würde. Kreisdechant Daniel Schilling stand sichtlich betroffen am Eingang der evangelischen Stadtkirche. Wieder hat der Terror in Paris zugeschlagen — diesmal noch deutlich brutaler.

Spontan haben die evangelischen Kirchengemeinde Ratingen, die katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul und die Türkisch-Islamische Gemeinde ein Gedenken organisiert — eine halbe Stunde am Samstagabend, die ein wenig Halt und Hoffnung geben soll.

Pfarrer Gert-Ulrich Brinkmann sprach aus, was alle im Kirchenraum fühlten: „Wir sind erschüttert und entsetzt.“ Rund 50 Bürger, darunter auch einige Kinder, hörten zu, tief in Gedanken versunken. Es wurde zu Orgelklängen gesungen, und immer wieder gab es diese Momente reiner Stille — eine Stille, die pure Fassungslosigkeit und Erschütterung deutlich zum Ausdruck brachte.

Emin Arslan von der Türkisch-Islamischen Gemeinde legte seine Sicht der Dinge dar — so wie er das bereits bei der Demonstration im Januar dieses Jahres getan hatte, als rund 5000 Menschen nach dem Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo in die Ratinger Innenstadt gekommen waren.

Pfarrer Gert-Ulrich Brinkmann

Seine klare Botschaft: Menschen, die im Zeichen des Islam morden und sich über andere Menschen erheben, haben diese Religion nicht verstanden. Seine Gemeinde verabscheue diese Taten zutiefst, unterstrich Arslan. Am Ende dieser halben Stunde fasste man sich an den Händen. Pfarrer Brinkmann hatte zuvor betont, dass man nicht aufhören werde zu hoffen. Brinkmann: „Wir halten das aus.“ Man hoffe auf den Frieden, die Freiheit und die Gerechtigkeit. Eine weitere Botschaft: „Wir sind zusammen vor Gott.“

Auch in der Nachbarstadt Heiligenhaus haben die Terror-Anschläge von Paris blankes Entsetzen hervorgerufen. Bürgermeister Jan Heinisch zeigte sich im Gespräch mit unserer Redaktion tief betroffen: „Ich bin erst am Donnerstag aus unserer Partnerstadt Meaux, die ja in der Region Paris liegt, zurückgekommen. Ich habe selbst einmal ein halbes Jahr in der französischen Hauptstadt gelebt und kenne die Orte, an denen die Terroristen zugeschlagen haben.“

Bereits am Samstagvormittag habe er mit dem Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees in Meaux telefoniert: „Er war unendlich traurig und völlig schockiert.“ Und auch mit Kollegen der Feuerwehr nahm Heinisch, selbst seit langen Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr in seiner Heimatstadt, Kontakt auf: „Sie wurden in Alarmbereitschaft versetzt, hatten aber gleichzeitig das Verbot, in Uniform ohne Einsatz auf die Straße zu gehen.“ Die Straßen der französischen Stadt seien am Samstag menschenleer gewesen.