Unwetter: Kanäle waren völlig überlastet

Zu viel Regen in zu kurzer Zeit. Die Rückhaltebecken haben dagegen tadellos funktioniert.

Ratingen. Die tiefschwarzen Wolken verhießen nichts Gutes: Eine Stunde nachdem der Deutsche Wetterdienst eine Unwetterwarnung herausgegeben hatte, brach am Sonntagabend das Gewitter mit Starkregen und Hagelschauern über Ratingen West los.

Im Minutentakt gingen bei der Feuerwehr die Notrufe ein: Vor allem im Stadtteil West waren etliche Straßen überflutet und unpassierbar geworden. Zahlreiche Keller und tiefer liegende Bereiche waren vollgelaufen. Aber auch in Tiefenbroich und Lintorf kam es zu Überschwemmungen.

Besonders betroffen waren in West die Berliner, Breslauer, Erfurter Straße und die Westtangente, wo die Gullys die Wassermassen nicht aufnehmen konnten. Die Kellergeschosse der drei Himmelshäuser standen vollständig unter Wasser. Auch die Rampe beim Netto-Markt war vollgelaufen.

Durch den Rückstau im Kanalsystem drückte das Wasser in zahlreichen Häusern aus den Toiletten und Abflüssen in die Wohnungen. Bis nach Mitternacht war die Feuerwehr im Einsatz, um die insgesamt rund 80 Einsätze abzuarbeiten. Alle verfügbaren Kräfte waren alarmiert, bis auf die Breitscheider waren alle Standorte im Einsatz — 80 Mann, 14 Fahrzeuge.

Gemeinsam mit der Feuerwehr machte sich gestern Wilfried Georg vom Tiefbauamt an die Aufarbeitung und Analyse der Überflutungen. Die gute Nachricht vorweg: Alle für Millionenbeträge in den vergangenen Jahren (aus-)gebauten Regenrückhaltebecken haben gut funktioniert. „Ohne diese zusätzlichen Kapazitäten wäre alles noch viel schlimmer geworden“, sagte Georg.

Das erweiterte Becken an der Poststraße war gefüllt, die alte Anlage an der Dechenstraße lief in kurzer Zeit voll und leitete über elektrisch gesteuerte Fluttore die Wassermassen an das neue Riesenbecken neben der Eishalle weiter. Georg: „Dort waren dann zwei von vier Kammern voll. Das hat alles prima funktioniert.“ Auch das für West „zuständige“ Sammelbecken an der Broichhofstraße war gut gefüllt.

Warum dennoch große Teile von West überflutet wurden, könne daran gelegen haben, dass die Gewitterzelle sich genau über diesem Stadtteil entladen habe. Das Wetteramt soll dazu noch die entsprechenden Radarbilder auswerten. An der städtischen Wetterstation am Stadionring wurden 34,4 Liter Niederschlag in einer Stunde gemessen. Georg schätzt, dass es in West noch einige Liter mehr waren.

„Gut möglich, dass die gar nicht erst den Weg in die Kanalisation gefunden haben, sondern direkt in die Keller gelaufen sind. Die Kanäle in West seien jedenfalls nicht unterdimensioniert. Dass das Wasser durch Toiletten und Abflüsse hochgedrückt wurde, deute darauf hin, dass die entsprechenden Rückstauklappen nicht eingebaut waren — da wären aber die Eigentümer in der Verantwortung.