Neuer Vorstoß Packstation soll Eggerscheidt helfen
Eggerscheidt · Nahversorgung schlecht, Wärmekonzept gescheitert: In Eggerscheidt ist man über jeden Schritt dankbar, der die Lebensqualität verbessert. Nun gibt es einen Vorstoß der CDU-Fraktion.
Idylle und Infrastruktur klaffen in Eggerscheidt deutlich auseinander: hier ein wunderschönes Dörfchen, dort mangelnde Nahversorgung. Der Onlinehandel dürfte deswegen vor Ort recht beliebt sein. Umso verwunderlicher ist es, dass es im gesamten Ortsgebiet keine Abholstation für Pakete gibt. Stattdessen müssen Pakete in Breitscheid abgeholt werden – ohne eigenes Auto quasi eine Weltreise. Die CDU will mit städtischem Engagement die Situation nun verbessern.
Wer online bestellt, kennt das Problem: Das Paket kündigt sich an, man ist aber nicht zuhause. In vielen Teilen Ratingens kann man für die Lieferung in solchen Fällen einfach eine Packstation als Zustelladresse angeben und dann das Paket zeitunabhängig per QR-Code abholen. Doch ausgerechnet in Eggerscheidt fehlt eine solche Station. „Wenn ein Paket nicht zugestellt werden kann, müssen die Menschen es meist in Breitscheid abholen. Das ist mit dem Auto ein unkomfortabler Umweg, ohne Pkw jedoch eine halbe Weltreise!“, erklärt die CDU-Sprecherin für Hösel und Eggerscheidt, Tatjana Pfotenhauer.
Ihr Parteikollege und Vorsitzender des Bezirksausschusses für beide Stadtteile, Michael Droste, ergänzt: „Gerade in einem Stadtteil, wo mangels Infrastruktur Onlineshopping eine logische Entlastung ist, fällt dieser Mangel besonders auf.“
Die CDU will hier Abhilfe schaffen. Auch wenn sie sich bewusst ist, dass die Packstationen von den Unternehmen selbst aufgestellt werden, hoffen sie auf den Erfolg eines städtischen Impulses. Die Vorsitzende der CDU in Hösel und Eggerscheidt, Dr. Christiane Rühl, erklärt: „Wir bitten die Stadt, mit den Anbietern ins Gespräch zu gehen und auf die Sinnhaftigkeit einer Packstation in Eggerscheidt hinzuweisen. Gleichzeitig wäre der Idealzustand, wenn eine weiße Packstation, die von allen Anbietern und zusätzlich dem lokalen Einzelhandel genutzt werden kann, in Eggerscheidt platziert werden würde.“
Die CDU hat die weiße Packstation bereits für Ratingen Mitte am Busbahnhof beantragt. Die CDU-Politiker sehen jedoch auch in Eggerscheidt einen Vorteil für das Konzept. Gerade ältere Menschen im Stadtteil, die den Einzelhandel in Hösel und der Ratinger Innenstadt unterstützen wollen, sind nicht mehr so mobil. Die Station könnte jedoch helfen, die Lieblingswaren an einem wohnortnahen Automaten abzuholen. Die Entscheidung liegt jedoch nach wie vor bei dem Versandunternehmen. Die drei Kommunalpolitiker hoffen, dass diese den Vorteil erkennen werden.
Zuletzt hatte der Stadtteil für andere Schlagzeilen gesorgt. Grund: Das neue Wärmekonzept für den Stadtteil ist nur noch Makulatur. Ursprünglich hatten sich die Planungen gerechnet, auch wegen der bundespolitisch zu erwartenden Förderung für ein innovatives Nahwärmekonzept mit Tiefenbohrungen und großflächiger Solaranlage. Vor diesem Hintergrund hatte man seitens der Politik die Planungen nachdrücklich unterstützt, unter anderem durch die Veranstaltung von Bürger-Versammlungen und zahllose Einzelgespräche mit Bürgern, heißt es.
Den ursprünglichen Planungen stand laut Fraktion der Bürger Union (BU) aber zunehmend eine „unheilvolle Mischung“ aus deutlich gestiegenen Tiefbaukosten und dem Wegfall von Bundes-Förderungen durch das „verfehlte Gebäudeenergiegesetz und das 60-Millarden-Haushaltsloch der Ampel-Bundesregierung“ entgegen.
Den Stadtwerken Ratingen sei aber zugute zu halten, dass sie dennoch bis zuletzt an einer wirtschaftlichen Lösung gearbeitet haben, wenngleich diese eine Minimallösung (lediglich mit einem Blockheizkraftwerk) gewesen wäre, so die BU. Prognostizierte Verluste für die Stadtwerke und Wärmepreise von mehr als 30 ct/kwH für die Kunden seien aber in den Kalkulationen nicht mehr tragbar gewesen.
„Für uns war immer klar, dass jede Lösung für die Kunden wirtschaftlich sein muss und für die Stadtwerke – unter Hinzurechnung von Bundesförderung – jedenfalls kein Verlustbringer“, so Michael Krömker, Eggerscheidter Ratsmitglied der BU, in einer aktuellen Mitteilung.
Nach dem Aus für die zentrale Nahwärme müsse der Blick in die Zukunft gerichtet werden. Die Bürger Union fordert die Stadtwerke nun auf, den Eggerscheidter Bürgern schnellstens dezentrale Alternativangebote zu machen, etwa in Form von Contracting-Lösungen. „Viele Hauseigentümer mit sehr alten Heizungen haben im Vertrauen auf die zentrale Nahwärmeversorgung die Anschaffung neuer Heizungen zurückgestellt“, ergänzte Michael Krömker.
Zu den Alternativangeboten müssten auch speziell auf Altbauten ausgerichtete Wärmepumpenlösungen gehören. „Hierfür ist es dann aber auch wichtig, die geplante Erneuerung der Hausanschlüsse und den Ausbau des Stromnetzes zügig umzusetzen“, sagte Robert Ellenbeck, Sprecher der BU im Bezirksausschuss Hösel/Eggerscheidt.
Zur Vorgeschichte: Seit 2021 laufen die Vorplanungen für ein neues Wärmekonzept für den Ratinger Stadtteil. Aufgrund des Interesses der Bürger an einer zentralen Wärmeversorgung wurde im Jahr 2022 eine Machbarkeitsstudie inklusive Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Erschließung des Bezirks mit Wärme in Auftrag gegeben. Das damalige Ergebnis: durchaus positiv.