Schüler mogeln mit dem Smartphone
Durch internetfähige Handys und andere technische Hilfsmittel bieten sich Schülern immer neue Möglichkeiten beim Pfuschen.
Kreis Mettmann. Es gibt ihn so lange, wie Schüler in die Schule gehen. Generationen von Lehrern versuchten, ihn in den Griff zu bekommen — manchmal erfolgreich, meist vergeblich: den Spickzettel. Für alle, die nicht genug für Klassenarbeiten gelernt haben, dafür aber nicht auf eine gute Note verzichten wollten, war er immer schon die letzte Rettung. Doch in Zeiten von Smartphones und dem Internet-Lexikon Wikipedia hat sich auf diesen Gebiet einiges getan.
„Mit dem Smartphone ist das heute recht entspannt, zu spicken“, sagt ein Schüler des Gymnasiums Velbert-Langenberg. „Manchmal vergessen die Lehrer, alle Geräte vor einer Klausur einzusammeln. Da freut man sich natürlich“, gibt eine andere Schülerin zu. Auf Namensnennung wird hier nachvollziehbarerweise verzichtet.
Auch eine kreative Vorbereitung am heimischen Computer kann Wissenswunder bewirken. „Einfach die Formelsammlung oder Vokabellisten auf die Rückseite von Flaschen-Etiketten drucken. Mit modernen Bildbearbeitungsprogrammen ist das kinderleicht“, verrät eine Schülerin des Erkrather Gymnasiums am Neandertal. Ansonsten könnten auch weiterhin ganz „oldschool“ Klausurbögen präpariert werden. Und auch der klassische Spickzettel, zum Beispiel mit den wichtigsten historischen Jahreszahlen, habe noch lange nicht ausgedient, so die Schülerin.
Für die Lehrer wird es also deutlich schwieriger, alles im Auge zu behalten. „Dem Erfindergeist ist beim Spicken keine Grenze gesetzt“, sagt Axel Plitsch, Schulleiter des Langenberger Gymnasiums. Vor einer Klassenarbeit müsse jeder Schüler am Gymnasium sein Smartphone abgeben. „Gerade bei den anstehenden Abiturprüfungen wird es wegen des Doppeljahrgangs sicherlich putzig. Dann schreiben 100 Schüler gleichzeitig, so dass drei bis vier Lehrer gleichzeitig kontrollieren müssen“, sagt Plitsch.
Das pure Einsammeln der internetfähigen Handys reicht nach Ansicht von Hans Gruttmann, Schulleiter des Gymnasiums am Neandertal, jedoch nicht mehr aus. „Der Trend geht hier klar zum Zweithandy“, sagt Gruttmann. Es sei fast nicht möglich zu überprüfen, ob jemand mehr als ein Smartphone besitzt. „Daher schauen wir auch nachträglich, ob zum Beispiel bei Deutschklausuren komplette Passagen aus dem Internet abgeschrieben wurden“, so Gruttmann weiter. Sei dies der Fall, würde das als ein Täuschungsversuch bewertet, was schlimmstenfalls mit einem „Ungenügend“ zu ahnden sei.
Einig sind sich viele Schüler nur über eines: Trotz der Befürchtungen einiger Lehrer sei es etwas anderes, bei den Abiturprüfungen zu pfuschen. Diese beginnen in NRW zentral am 9. April. „Dort ist der Respekt natürlich deutlich größer“, sagt Franziska Glahnemann, Schülersprecherin des Langenberger Gymnasiums. Die Folgen, die beim Auffliegen drohen, seien einfach zu heftig. „Sich die wichtigsten Klausuren dadurch möglicherweise zu versauen, riskieren sicherlich nicht viele“, sagt Glahnemann.