20 bewegende Filmminuten in der Diakonie

„Auf Ohrenhöhe — Kinder im Altenheim“ ließ keinen der rund 120 Premieren-Besucher kalt. Am Ende gab es stehende Ovationen.

Wülfrath. Ein 20 Minuten langer Dokumentarfilm über das generationsübergreifende Musikprojekt „Kinder im Altenheim“ hatte nun in der Kirche der Bergischen Diakonie Aprath Premiere. Mehr als 120 Besucher waren gekommen, um zu sehen, wie zehn Bewohner aus dem Alten- und Pflegeheim Haus-Otto-Ohl und sechs Kinder zwischen sieben und 15 Jahren aus dem Heilpädagogischen-Psychotherapeutischen Zentrum (HPZ) eine gemeinsame musikalische Reise entwickeln. Möglich wurde das von der Wuppertaler Regisseurin Kim Münster realisierte Filmprojekt, weil die Leiterin der Gruppe, Musiktherapeutin Cornelia Hessenberg, 2011 für dieses Projekt den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie erhalten hatte. Hinzu kam noch eine Spende in Höhe von 1000 Euro.

Für Cornelia Hessenberg gab es schon vor der Filmvorführung einen riesigen Applaus. „Vielen Dank, aber Sie haben den Film doch noch gar nicht gesehen“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Cornelia Hessenberg dankte allen Beteiligten für deren Mitwirkung und unterstrich den therapeutischen Nutzen des generationsübergreifenden Musikprojekts für die alten Menschen und die Kinder gleichermaßen.

Es war in der Tat berührend, wie Kinderstimmen die Flure des Alten- und Pflegeheims mit Leben füllen — und wie sich der Umgang untereinander darstellt. Die Kinder reagieren eben, wie Kinder nun mal reagieren, wenn sie jemanden mögen. Sie singen nicht nur mit den alten Menschen, sie streicheln ihnen auch über die Hand oder das Gesicht, als wären es die eigenen Großeltern.

Julian aus dem Heilpädagogischen-Psychotherapeutischen Zentrum

In dem Film kommen die Kinder auch zu Wort, drücken ihre Gedanken aus. „Erst mal saß ich da einfach nur so und dann habe ich angefangen, Frau Kreuzers Hand zu streicheln und inzwischen findet sie es auch okay, wenn ich meinen Kopf auf ihren Arm lege und manchmal streichel ich ihr auch über die Wange“, sagt Stella. Julian wiederum findet: „Es ist egal, wie alt man ist, man kann immer zusammen Spaß haben. Guillaume fasst seine Gedanken so zusammen: „Als ich hier reingekommen bin, da habe ich gedacht, was sind das nur für Lieder? Da hat man ein paar davon gesungen und da war ich superfröhlich, die neuen Lieder zu kennen.“ Eines davon ist das immer wiederkehrende deutsche Volkslied „Die Gedanken sind frei“ .

Zum Teil wird es richtig spaßig in dem Dokumentarfilm, so etwa in einer Szene, in der eine alte Frau einer anderen einen Stups in die Seite gibt, weil sie während des Singens eingenickt ist.

Dass die dementen Menschen die Lieder mitsingen können und sich die Texte merken, erklärt Cornelia Hessenberg so: Das Kurzzeitgedächtnis funktioniert nicht mehr so gut, aber das Langzeitgedächtnis ist bei diesen Menschen viel aktiver.“ Das zeigt sich immer wieder in den Filmsequenzen. Die Alten sind nicht mehr so in sich gekehrt.

Thomas Kunczik von der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie, sagte: „Wenn man Geld als Preis weiter gibt, freut man sich, wenn es mit Herz und Verstand ausgegeben wird. Das wurde umgesetzt, das Werk ist wunderbar.“ Zum gleichen Schluss war zuvor das Premierenpublikum gekommen. Es gab stehende Ovationen für den Film.