Wülfrath Altmann: Fokus auf Angertalbahn legen

Wülfrath. · Hans-Peter Altmann hat vor wenigen Tagen die kommissarische Leitung des FDP-Ortsverbandes übernommen, nachdem der Erste Vorsitzende, Jürgen Merrath, aus persönlichen Gründen zurückgetreten ist (die WZ berichtete).

Hans-Peter Altmann hat die kommissarische Leitung des FDP-Ortsverbandes übernommen.

Foto: WW/WZ

Jetzt befindet sich der 71-Jährige auf einem Posten, den er vor einigen Jahren schon einmal bekleidet hat. „Es wird meine letzte Legislaturperiode sein“, versichert Hans-Peter Altmann im WZ-Sommergespräch. Was ihm fehlt, ist der Nachwuchs in den Reihen der Partei. Zwar hat sich seine Enkelin aufstellen lassen – „und mit ihren 18 Jahren dürfte sie vielleicht sogar die jüngste Ratskandidatin sein“ – die Größe des Ortsverbands ist trotzdem überschaubar. Hoffnungsvoll bleibt Hans-Peter Altmann trotzdem, blickt sogar optimistisch in die Zukunft. „Es wäre schön, wenn wir zumindest eine Fraktion im Stadtrat bilden könnten. Bisher habe ich die FDP im Stadtrat alleine vertreten. Ein paar Ausschusssitze haben wir von der CDU erhalten.“

Mindestens zwei Personen im Rat – das strebt die FDP an. „Und unser Ziel ist realistisch. Bei der letzten Wahl haben wir ganz knapp den zweiten Platz verpasst.“ Die geringe Personenstärke hat sich auch auf die politische Arbeit ausgewirkt. „Wir haben nicht viele Anträge gestellt. Erfolg hatten wir jedoch mit dem Antrag für zwei neue Mitarbeiter, die für die Sauberkeit der Innenstadt zuständig sind. Das hat sich mittlerweile bereits bewährt.“

Ein weiteres Thema, dass dem Ortsverbandsvorsitzenden unter den Nägeln brennt, ist der Ausbau des Schienennetzes in Wülfrath. „Wir sind uns im Klaren darüber, dass aus der Circle-Line nichts mehr wird. Dafür wurde mittlerweile zu viel ehemaliges Schienengelände überbaut. Wir sollten unseren Fokus daher verstärkt auf die Angertalbahn legen, die deutlich mehr Sinn ergeben würde“, ist sich Hans-Peter Altmann sicher. „Derzeit haben wir nur eine Schienenanbindung nach Norden, aber wir müssen von hier aus auch nach Düsseldorf kommen. Daher ist der Anschluss Hahnenfurth wichtig, der auch eine schnellere Verbindung zum Düsseldorfer Hauptbahnhof ermöglicht.“

Auf Nachfrage der FDP bei der Verwaltung folgte jedoch die Ernüchterung. So gab Dezernent Martin Barnat an, dass bei einem angedachten Gespräch zur Verkehrsproblematik, das zwischen Stadt, Kreis und den zuständigen Verkehrsunternehmen angedacht war, letzteres nicht anwesend war. „Daher konnte bei dem Gespräch nicht ins Detail gegangen werden“, fasst Hans-Peter Altmann die Situation zusammen. „Dezernent Martin Barnat hat aber die Zusage des Kreises mitgenommen, im Interesse der Stadt Wülfrath bei den Verkehrsunternehmen vorzusprechen.“

Dass die Mitglieder der Bewegung „Fridays for Future“ einen Schnellbus von Wülfrath nach Düsseldorf fordern, ergibt für den Kommunalpolitiker keinen Sinn. „Der Bus müsste verkehrsbedingt zu oft anhalten. Das wäre sinnlos.“

Rückblickend auf das vergangene Jahr beschreibt  Altmann die politische Arbeit als Kompromissprozess. „Da wäre beispielsweise das ehemalige VHS-Haus. Die CDU wollte den Verkauf, die SPD,  dass die Bücherei dorthin umzieht. Die jetzige Nachnutzung für Vereine ist ein Kompromiss, mit dem alle – auch wir – sehr gut leben können“, versichert Hans-Peter Altmann, der sich auch als Vorsitzender des Fördervereins Herzog-Wilhelm-Markt eine Anmietung von Lagerflächen in der Immobilie vorstellen könnte.

Ein ebenso präsentes Thema stellte in den vergangenen Monaten die Corona-Pandemie dar. Der Wahlkampf fand zu großen Teilen digital statt. „Wir werden aber am vierten Juli-Wochenende wieder einen Info-Stand in der Fußgängerzone installieren und ab 15. August bis zur Kommunalwahl jeden Samstag am Info-Stand sein. Dort werden wir auch wieder Gelbe Säcke anbieten. Dies kommt beim Bürger sehr gut an.“

Das Gefühl, durch die Corona-Pandemie wichtige Wahlkampfzeit verpasst zu haben, hat Hans-Peter Altmann nicht. „Wir sitzen doch alle im gleichen Boot. Von daher hinken wir nicht hinterher.“

Die Pandemie hat jedoch ganz andere Auswirkungen auf die Stadt, als nur den verzögerten Wahlkampf. „Die Gewerbesteuer wird uns spürbar fehlen. Dabei haben wir in der Vergangenheit schon durch die Schließung von Knorr-Bremse einen wichtigen Gewerbesteuerzahler verloren. Und auch andere Unternehmen reduzieren Personal aufgrund fehlender Gewinne. Wülfrath hat Schulden in Höhe von knapp 80 Millionen Euro.“ Auch die Abschreibungsdauer der Gewerbesteuerverluste auf 50 Jahre ist für Hans-Peter Altmann keine schlüssige Lösung. „Dann hinterlassen wir unseren Kindern und Enkeln die Schulden. Da müssen andere Lösungen her.“

Lösungen, die auch im Dialog mit der Bürgerschaft gefunden werden können. „Denn dieser Austausch ist in der Vergangenheit vernachlässigt worden.“

Bei der bevorstehenden Bürgermeisterwahl wird die FDP offiziell keinen Kandidaten unterstützen, setzt hingegen auf die Mündigkeit der Bürgerschaft. „Meine Stimme bekommt allerdings Rainer Ritsche, der für mich als Verwaltungsfachmann die Probleme vor Ort bereits kennt“, sagt Hans-Peter Altmann.