Aufregung um Arsengranaten

Dechenstraße: Der Bau der Regenbeckenanlage hält die Ämter auf Trab: Die Grünen fürchten Lebensgefahr für Arbeiter, das Baudezernat gibt aber Entwarnung.

Ratingen. Große Aufregung um die Baustelle neben der Eissporthalle: Dort baut die Stadt bis Ende 2009 ein gewaltiges, unterirdisches Regenrückhaltebecken - allerdings in einem Boden, der es in sich hat. Oder in sich haben kann.

Fest steht, dass laut Altlastenkataster ein Teil des Bodens mit dem hochgiftigen Arsen belastet ist, der separat entsorgt werden muss. Das Arsen stammt aus Giftgasmunition, die nach dem ersten Weltkrieg auf dem Gelände vergraben wurde.

Beim Ausheben der Baugrube muss deshalb mit "großer Sorgfalt" gearbeitet werden. So wurde es im Gutachten der Firma GFP formuliert, die im Auftrag des Tiefbauamtes das Gelände untersucht hat. Von der geforderten Sorgfalt will Felix Gorris, Ratsherr der Grünen, gestern auf der Baustelle nichts bemerkt haben. "Da wird mit großen hydraulischen Baggern gearbeitet und mit schwerem Gerät Bohrungen für Spundwände gesetzt", empörte er sich.

Die Untere Bodenschutzbehörde hätte auch verfügt, dass ein Bodengutachter den Aushub der Baugrube überwache. Ein Polier habe ihm aber bestätigt, dass weder am Dienstag noch gestern ein Gutachter auf der Baustelle gewesen sei. Und die Arbeiter hätten von der Gefährdung überhaupt nichts gewusst. Gorris informierte deshalb umgehend das Amt für Arbeitsschutz.

Gorris befürchtet sogar Lebensgefahr für die Arbeiter: "Wenn ein Baggerzahn auf so eine Arsengranate trifft, fällt der Baggerfahrer tot aus dem Führerhaus." Zugleich ist er aber unsicher bezüglich der tatsächlichen Gefahr. "Es muss ja nichts passieren. Es kann alles gut gehen, vielleicht ist ja nichts mehr im Boden drin. Aber das weiß man ja nicht." Mit einer Radaruntersuchung hätte man Klarheit bekommen.

Klarheit hat dagegen Baudezernent Ulf-Roman Netzel, der sich vor Ort informierte und Falschmeldungen dementierte, das Staatliche Amt für Arbeitsschutz hätte die Baustelle stillgelegt. "Wir haben alle Auflagen und geforderten Standards erfüllt. Das Amt für Arbeitsschutz hat den Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan eingesehen und keine Bedenken geäußert", stellte Netzel klar. Die Baustelle laufe in geordneten Bahnen.

Das mit Arsen belastete Gelände sei übrigens genau abgegrenzt, da dieser Boden zur "höchsten Schadstoffklasse" zählt und separat entsorgt werden muss. "In diesem Bereich wird zurzeit gar nicht gearbeitet - also brauchen wir auch jetzt noch keinen Überwacher auf der Baustelle."

Die Sicherheitsvorkehrungen seien reine Routine und haben mit einer konkreten Gefahr nichts zu tun. "Beim Bau der Eissporthalle wurde 1978 der Kampfmittelräumdienst eingeschaltet, der das Gelände untersucht und Munitionsteile abgeräumt hat." Natürlich sei nie auszuschließen, dass man etwas übersehen haben könnte. Deshalb müssten die Baufirmen besonders vorsichtig arbeiten.